Ob lange Fichtenzapfen oder rundliche Föhrenzapfen – Tannenzapfen liegen zuhauf in unseren Wäldern herum. Umso grösser war das Unverständnis vieler Konsumentinnen und Konsumenten im Herbst/Winter 2019 darüber, dass Coop und Migros Deko-Tannenzapfen «Made in China» verkauften.
Türkische Zapfen und chinesische Restposten
Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» hakt nach. Haben die Grossverteiler auf die Kritik vom letzten Jahr reagiert? Man beziehe die Tannenzapfen nicht mehr aus China, heisst es bei Migros und Coop. Neu kommen die Zapfen aus der Türkei.
Wobei die Migros in dieser Herbst- und Wintersaison noch ihre Restbestände an chinesischen Tannenzapfen abbaut und die türkischen Zapfen erst im nächsten Jahr anbietet. Coop mischt heuer türkische und chinesische Zapfen.
Auch ihr Lieferant beziehe seine Dekorations-Tannenzapfen vor allem aus der Türkei, teilt die Landi auf Anfrage von «Espresso» mit. Dazu komme noch ein Teil aus den USA. Bei Aldi will man noch nichts über den diesjährigen Tannenzapfen-Lieferanten preisgeben. Im letzten Jahr habe man aber Adventskranz-Dekoration angeboten, die zum Teil aus China stammte. Bei Lidl heisst es, man habe heuer zur Weihnachtszeit nur einen Kiefernzapfen-Artikel im Sortiment. Herkunft: Türkei.
Im Ausland billiger
China, Türkei, USA: Weshalb in die Ferne schweifen, wo das Gute doch so nah liegt? In diesem Fall im Schweizer Wald. Die Grossverteiler geben sich zugeknöpft: Aus Konkurrenzgründen äussere man sich nicht weiter zu Sortimentsentscheidungen, heisst es etwa bei Coop. Von der Migros gibt es immerhin noch einen wichtigen Hinweis: Es gebe keinen Lieferanten für einheimische Zapfen.
Bei «Wald Schweiz», dem Verband der Schweizer Waldeigentümer bestätigt man das. Weshalb ist aber noch niemand in dieses Geschäft eingestiegen? Billiglohnländer wie China oder die Türkei würden eben günstig produzieren, vermutet Rahel Plüss, Mediensprecherin von «Wald Schweiz».
Tannenzapfen aus der Region: «Interessantes Geschäftsmodell»
An Material mangele es in den hiesigen Wäldern jedenfalls nicht, so Plüss: «Man kann nicht von einem Zapfennotstand sprechen.» Einem kommerziellen Verkauf von Schweizer Fichten-, Föhren oder Lärchenzapfen steht ihrer Ansicht nach nichts im Wege.
Man kann nicht von einem Zapfennotstand sprechen.
Natürlich dürfe man nicht einfach so in den Wald, um Tannenzapfen für kommerzielle Zwecke zu sammeln, betont sie. Es brauche dafür die Einwilligung des jeweiligen Waldbesitzers. Sie ist aber zuversichtlich, dass sich einige von ihnen für die Idee begeistern liessen.
Ob sich die Nachfrage nach Tannenzapfen in den Läden durch die einheimische Ware decken liesse, weiss die «Wald Schweiz»-Sprecherin indes nicht: Zumindest einen Teil des Sortiments könnte man aber sicher durch Tannenzapfen aus der Region ersetzen, um so zu testen, ob sich die Kundinnen und Kunden dafür interessierten. «Dieses Experiment würde sich lohnen.»
Ob auch Grossverteiler einsteigen würden? Migros schreibt, man würde das prüfen, aber nur, wenn Aufwand und Ertrag stimmen würden.