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Abtreibungsfinanzierung Keine Chance für Initiative zur Abtreibungsfinanzierung

Die Krankenkassen müssen Schwangerschaftsabbrüche weiterhin bezahlen. Volk und Stände haben eine von christlichen und konservativen Kreisen lancierte Volksinitiative klar verworfen, die Abtreibungen aus dem Leistungskatalog der Grundversicherung streichen wollte. 69,8 Prozent lehnten die Vorlage ab.

Ausbau Bahninfrastruktur

Eidg. Vorlage: Bundesbeschluss über die Finanzierung und den Ausbau der Bahninfrastruktur FABI

  • JA

    62.0%

    1'776'688 Stimmen

  • NEIN

    38.0%

    1'088'210 Stimmen

Standesstimmen

  • JA

    22.0

  • NEIN

    1.0

Initiative «Abtreibungsfinanzierung»

Eidg. Vorlage: Volksinitiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache»

  • JA

    30.2%

    873'603 Stimmen

  • NEIN

    69.8%

    2'019'033 Stimmen

Standesstimmen

  • JA

    0.0

  • NEIN

    22.0

Initiative «Gegen Masseneinwanderung»

Eidg. Vorlage: Volksinitiative «Gegen Masseneinwanderung»

  • JA

    50.3%

    1'463'954 Stimmen

  • NEIN

    49.7%

    1'444'428 Stimmen

Standesstimmen

  • JA

    14.0

  • NEIN

    8.0

Insgesamt legten rund 2'019'000 Personen ein Nein in die Urne, 30,2% oder rund 873'600 Personen nahmen die Vorlage an. Einzig die Stimmenden im Kanton Appenzell Innerrhoden unterstützten die Initiative, und das mit einem Ja-Anteil von 50,9 Prozent. Damit bleibt es bei der seit 1. Oktober 2002 geltenden Fristenregelung: Schwangerschaftsabbrüche in den ersten zwölf Wochen sind nicht strafbar und werden von den Kassen bezahlt.

In der Westschweiz war das Nein zur Initiative mit Anteilen von mehr als 75 Prozent viel klarer als in der Deutschschweiz. In der Waadt sagte nur rund jeder zehnte Stimmende Ja zur Initiative – der Nein-Anteil lag bei rund 89,1 Prozent, im Nachbarkanton Genf waren es 86,2 Prozent.

Hoher Nein-Anteil – viele Abtreibungen

Hohe Stimmbeteiligung

Box aufklappen Box zuklappen

Befürworter und Gegner konnten seit Dezember noch einmal Wähler mobilisieren. Im Dezember wollten noch 41 Prozent der Schweizer Stimmbürger an die Urne gehen. Die Stimmbeteiligung lag letztendlich aber bei rund 56 Prozent. Das ist die fünfthöchste Beteiligung seit Einführung des Frauenstimmrechts 1971. Im Schnitt gehen 43 Prozent an die Urne.

Den tiefsten Nein-Anteil unter den ablehnenden Kantonen hatte Uri mit 54,7 Prozent. Nein-Anteile zwischen 55 und 60 Prozent hatten die Kantone Thurgau, Obwalden, St. Gallen und Schwyz. Im Tessin lehnten 67,3 Prozent der Stimmenden das Anliegen ab. In städtischen Kantonen fand die Initiative generell weniger Zuspruch.

Die Nein-Anteile entsprechen in etwa der vom Bundesamt für Statistik registrierten Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen in den Regionen: Am höchsten ist die Abtreibungsquote in der Genferseeregion mit 9,9 Abbrüchen pro 1000 Frauen zwischen 15 und 44 Jahren. Danach folgt Zürich mit einer Quote von 7,2. Am wenigsten Schwangerschaftsabbrüche pro 1000 Frauen wurden in der Zentralschweiz (4,6), der Ostschweiz (5,0) und der Nordwestschweiz (5,1) durchgeführt.

Pro Jahr lassen in der Schweiz auf 1000 Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren ungefähr 7 einen Schwangerschaftsabbruch durchführen.

Konservative Kreise stimmen Ja

BFS

Laut Claude Lonchamp vom Forschungsinstitut gfs.bern stammen die Befürworter der Initiative überwiegend aus konservativen, religiösen Kreisen. Die Mehrheit gehöre der SVP, viele auch der CVP an. Es sei eine weltanschauliche Frage gewesen und hätte wenig mit dem Sparpotenzial für die Krankenkassen zu tun gehabt.

Als im Jahr 2002 die Fristenlösung eingeführt wurde, sagten 72,2 Prozent der Schweizer Bevölkerung Ja. Fast die Gleiche Quote wurde heute mit 69,8 Prozent Nein-Stimmen erreicht – laut Longchamp sagten die gleichen Personen, die damals Ja stimmten, heute Nein.

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