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Angebot für Gratis-Abo Sonntagszeitung
Legende: Dieses Geschenk sollte man genau lesen. zvg
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Achtung Abofalle Die «SonntagsZeitung» als «Geschenk»

Ein automatisch ausgegebenes Probe-Abo des Tamedia-Verlags wird ohne Zutun der Betroffenen zur Abofalle.

Der Tamedia-Verlag in Zürich hat sich eine Werbekampagne ausgedacht, bei der den Abonnenten von Tageszeitungen auch ein Abo der «SonntagsZeitung» schmackhaft gemacht werden soll. 20 Wochen vor der Abo-Erneuerung der Tageszeitungen «Landbote», «Zürichsee-Zeitung» und «Unterländer» wird den Kunden jeweils die «SonntagsZeitung» als Probeabonnement zugestellt. Diese ersten 20 Ausgaben sind gratis, danach gibt es die SoZ zum Spezialpreis von 52 statt 219 Franken pro Jahr. Es wird nur eine Rechnung verschickt, mit dem Betrag beider Zeitungen.

Audio
«Kreative» Kundenwerbung: «SonntagsZeitung» auf Kundenfang
aus Espresso vom 25.04.2018. Bild: Colourbox
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 11 Sekunden.

Aktiv ablehnen

Der Haken daran: Wer diese in einem freundlichen Brief mitgeteilte Kombination aus Geschenk und Abo nicht möchte, muss sich aktiv dagegen wehren. «Falls Sie keinen sonntäglichen Lesegenuss wünschen, kontaktieren Sie uns», steht im Brief lapidar.

Abonnenten sind verärgert. Eine Kundin des «Landboten» schreibt dem Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1: «Wie kann es sein, dass aus einem stillschweigenden Gratisabo einfach ein normales Abo wird?» Gleiches fragen sich weitere Abonnenten des «Unterländers» und der «Zürichsee-Zeitung».

«Espresso»-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner bemängelt das Angebot von Tamedia ebenfalls. Und sie hält fest: «Ein solches Angebot müssen Kunden nicht aktiv ablehnen. Sie müssten es aktiv annehmen, wenn sie es wünschen. Andernfalls kommt kein Vertrag zustande.»

«Keine Kaufverpflichtung»

Der Mediendienst des Tamedia-Verlags stellt klar, dass für die angeschriebenen Abonnenten zu keinem Zeitpunkt eine Verpflichtung entstehe, die «SonntagsZeitung» zu abonnieren. Wenn sich nach erfolgten Mahnungen keine Zahlung einstelle, wende sich der Kundendienst an die Abonnenten. Und wenn sich dann herausstelle, dass das Abonnement nicht erwünscht sei, streiche man die Person anstandslos von der Liste. Man verrechne selbst die «SonntagsZeitung»-Exemplare nicht, die inzwischen weiter geliefert wurden.

Keine Antwort gibt es auf die Frage, warum dieses durchaus attraktive Angebot auf derart unattraktive Weise an die Abonnenten der traditionellen Tageszeitungen gerichtet wird. Eine Abonnentin des «Landboten» hat eine mögliche Erklärung: «Ich kenne viele Menschen in Alters- und Pflegezentren, die es nicht mitbekommen, dass sich ein Gratis-Probeabo plötzlich in ein zahlungspflichtiges Abo verwandelt.»

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9 Kommentare

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  • Kommentar von Charles Halbeisen  (ch)
    Die Grossen glauben stärker als das Gesetz zu sein, weil die Kleinen die Ressourcen für einen Prozess nicht haben. Die Einführung der Sammelklage in der Schweiz ist dringend nötig. Dann werden sich Grossunternehmen solche Frechheiten zweimal überlegen.
  • Kommentar von Markus Gringer  (Gringer)
    "Souverän ist nicht, wer viel hat, sondern wer wenig braucht." (Niko Paech). Mit einem gesunden Bewusstsein für seine Bedürfnisse schaut man automatisch genauer hin, und fällt so weniger schnell in solche hinterhältige Marketing-Fallen. Nicht dass ich die für blöd halte, die da reinfallen, denn bei dem übersättigten Markt und der täglichen Angebotsflut passiert das schnell. Wachsamkeit ist heute deshalb – wie der Fall Tamedia zeigt – das Gebot der Stunde.
  • Kommentar von Wadelda Pip  (W. Pip)
    Das Vorgehen ist also illegal. Aber eben: "Wer kann, der kann." - So funktioniert das heute überall. Das Recht des Stärkeren -wie im Mittelalter- ist längst wieder gelebte und von der Politik kalkuliert geduldete Realität.