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Adoptionen aus dem Ausland Adoptivmutter: «Eine Adoption kann Leben retten»

Der Bundesrat will internationale Adoptionen verbieten. Adoptivmütter verstehen das nicht. Es regt sich Widerstand.

Doch kein Verbot von internationalen Adoptionen? Geht es nach dem Nationalrat, soll das künftig weiterhin möglich sein. Die grosse Kammer stimmte einem entsprechenden Vorstoss am Mittwoch zu, der auch eine Verstärkung der Kontrollen vorsieht.

Doch eigentlich wollte der Bundesrat das Gegenteil. Anfang Jahr verkündete er Pläne, dass es nicht mehr möglich sein soll, Kinder aus dem Ausland zu adoptieren.

Besonders vor den Kopf gestossen vom Plan des Bundesrates zeigen sich Familien, die bereits ein Kind aus dem Ausland adoptiert haben.

«Das Verbot kommt ja aus einer Zeit, den 1970er bis -90er-Jahren, als Missbräuche stattfanden», sagt Adoptivmutter Maja Sutter-Zumbrunn. Sie finde das tragisch und sei froh, dass der Bundesrat da hinschaut. «Aber jetzt sind wir in einer ganz anderen Zeit. Wir sind im Jahr 2025. Das Haager Abkommen hat ganz viel geregelt.»

«Nase wie Eis»: Christela über ihre Ankunft in der Schweiz

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Christela ist 19 Jahre alt und macht im Moment eine Lehre in der Hotellerie-Hauswirtschaft. Auch in der Freizeit kocht sie gerne. Sie erinnert sich noch gut an den Moment, als sie in der Schweiz angekommen ist, mit vier Jahren. «Meine Nase ist wie Eis», habe Christela ihrer Mutter gesagt. Es sei sehr kalt gewesen.

Maja Sutter-Zumbrunn sagte, Christela sei am Anfang scheu gewesen, danach aber sehr schnell «aufgetaut».

Das Haager Abkommen von 1993 stellt das Kindeswohl in den Vordergrund. Es regelt die internationale Adoption und soll etwa vor Kinderhandel schützen. Trotz des Abkommens kam es in Einzelfällen zu Missbräuchen.

Im letzten Sommer haben Mutter Maja und Adoptivtochter Christela ihre leibliche Mutter und ihre Geschwister in Haiti besucht. «Es hat viele Umarmungen gegeben», erzählt Christelas Mutter Maja.

Die leibliche Mutter hatte Christela 2010 nach dem schweren Erdbeben in Haiti ins Heim gegeben, weil die Familie in einer Notlage war.

Die Notlage, in der sich diese Menschen aus Haiti befanden, betont auch eine Freundin von Mutter Maja, Miranda Bammert-Zahn. Sie hat zwei Mädchen aus Haiti adoptiert. «Unsere zwei Mädchen haben fünf Geschwister verloren, drei aufgrund von Hunger und Unterernährung, eines aufgrund von Bandengewalt und noch eines im Erdbeben. Eine Adoption kann wirklich Leben retten.»

Diesen Kindern würde man eine Chance rauben.
Autor: Miranda Bammert-Zahn Adoptivmutter

Dass es geglückte Adoptionen gibt, stellt der Bundesrat nicht infrage. Aber auch ein griffiges Adoptionsrecht schütze nicht vollständig vor Missbräuchen, sagt Miranda Bammert-Zahn. Ein Restrisiko bleibe, wie in allen Bereichen, und es wäre unverhältnismässig gegenüber all den erfolgreichen Fällen. «Das ist eine weitaus grössere Anzahl. Und diesen Kindern würde man die Chance rauben, wenn es nicht weiterhin möglich ist, dass sie adoptiert werden», sagt die zweifache Adoptivmutter.

Für beide Familien ist klar: Ein generelles Verbot von Adoptionen aus dem Ausland würde Hunderten von Kindern die Chance auf ein besseres Leben verwehren.

10vor10, 10.9.2025, 21:50 Uhr; noes

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