Auf eine so lange Firmengeschichte wie die H. Rüetschi AG können nicht viele Unternehmen zurückblicken: Seit 650 Jahren existiert die Aarauer Firma – sie gehört damit zu den fünf ältesten Unternehmen der Schweiz. Rüetschi stellt Glocken her. Kirchglocken, die in einem Gebäude am Rand der Aarauer Altstadt gegossen werden.
Daneben produziert die Firma mit ihren rund 25 Angestellten im Auftrag aber auch weitere Erzeugnisse, die gegossen werden können, Kunstwerke zum Beispiel. Und sie hat sich in Geschäftsfelder weiterentwickelt, die mit Kirchenglocken nur noch entfernt zu tun haben – so plant und baut sie etwa Kirchentechnik, Automatisierungen oder Turmuhren.
Der Umsatzanteil der Glockenproduktion sei heute allerdings nur noch klein, erklärt Geschäftsführer René Spielmann; Kunst- und Industrieguss seien wichtigere Standbeine. «Es gibt bereits viele Glocken. Und diese Glocken werden sehr alt», sagt er.
Neue Kirchenglocken würden heute darum kaum mehr gegossen – es gehe mehr um den Unterhalt der bestehenden Glocken. Dies habe sich in den letzten 20 Jahren akzentuiert.
Die Firma ständig neu erfinden
Rüetschi sei auch so breit aufgestellt, weil die Transformation eines über 600 Jahre alten Unternehmens nicht ganz einfach sei, meint Spielmann. «Wir machen viel Neues, ziehen aber das Alte bis zu einem gewissen Punkt mit.»
Dieses ständige Neu-Erfinden sei nicht einfach. Alleine in den letzten 100 Jahren habe es grosse Veränderungen gegeben. Dank der Vielseitigkeit der Firma sei es aber immer in einem anderen Bereich weiter gegangen, so der Geschäftsführer.
René Spielmann leitet die H. Rüetschi AG seit 20 Jahren. Nun steht die Nachfolgeregelung an. Auch das keine einfache Aufgabe – und eine Frage der Firmenkultur, sagt Spillmann. «Man muss sich immer fragen: Ist man bereit, neue Ideen aufzunehmen?», sagt er. Letztlich sei es die Beweglichkeit, die es einem Unternehmen ermögliche, lange am Markt zu bestehen. Da können es gut und gerne auch mal 650 Jahre werden.