SRF News: Nach einer Zitterpartie hat es ein hauchdünnes Ja zum revidierten Radio- und Fernsehgesetz gegeben. Wie gross ist der Stein, der Ihnen vom Herzen fällt?
Roger de Weck: Ich glaube, es ist ein guter Baustein für die Zukunft. Wir haben mit der Gebührenreform, die nun vom Volk beschlossen worden ist, den Schritt in die Gegenwart getan. Ich freue mich auf die Zukunftsdebatte: Wie wollen wir den Service public künftig in der Schweiz gestalten?
Wenn wir uns das Resultat anschauen: Nur 50,1 Prozent der Stimmberechtigten sagen ja zum neuen Radio- und Fernsehgesetz. Ist das ein Denkzettel für die SRG?
Wir wollen, dass das Geld der Gebührenzahler richtig eingesetzt wird
Heute sind weder Denkzettel noch rote oder gelbe Karten verteilt worden. Es ging um die Einführung eines neuen Gebührensystems. Das ist nie sonderlich populär. Wir haben gesehen, dass viele Bürgerinnen und Bürger namentlich in der Deutschschweiz dieses System skeptisch betrachtet haben. Viele hätten sich zunächst eine Service-public-Diskussion gewünscht. Andere sagten: «ich zahle nur für das, was ich nutze», und der eine oder andere Spitzenpolitiker hat vom Ja- ins Nein-Lager gewechselt, aus Ärger über eine Sendung, über das Programm.
Dennoch: Warum hat es diese neue Gebührenordnung nur hauchdünn geschafft, vom Volk angenommen zu werden? Haben Sie den Rückhalt der SRG in der Bevölkerung überschätzt?
Es geht nicht um den Rückhalt in der Bevölkerung. Wenn man dieser Logik folgen würde, muss man sagen, es war für die SRG in der französischsprachigen und in der rätoromanischsprachigen Schweiz ein Plebiszit, und es war ein Zeichen fehlenden Rückhalts in der deutschsprachigen Schweiz. Ich sehe es aber nicht so. Ich habe viele Gespräche geführt in den vergangenen Wochen und ich habe gemerkt, dass von den Bürgerinnen und Bürgern sehr viel mehr über die Vorlage diskutiert worden ist als über die SRG.
Die SRG wird sich als Auftragsnehmerin in die Debatte einbringen, nicht etwa als Auftraggeberin.
Ich glaube, dass es nun überfällig ist, über den audiovisuellen Service public der Zukunft zu debattieren. Die SRG wird sich offen und konstruktiv mit ihrem Know-how einbringen im Wissen, dass sie Auftragnehmerin ist und nicht etwa Auftraggeberin.
Muss die SRG für die anstehende Debatte über den Service public über die Bücher, auch was ihr Angebot angeht?
Ich finde, dass ein Medienhaus in Zeiten des radikalen Umbruchs eigentlich Jahr für Jahr über die Bücher muss und dass man die Bedürfnisse, die aus der Gesellschaft gekommen sind, mit offenem Ohr hat aufnehmen können. Das ist evident. Sämtliche an dieser politischen Auseinandersetzung Beteiligten, werden sich selbstverständlich über die Art und Weise, wie die Debatte gelaufen ist, beugen und die nötigen Schlüsse daraus ziehen.
Finanziell wäre die SRG bei einem Nein besser weggekommen, weil dann die Privaten nicht mehr Geld aus dem Gebührentopf bekommen hätten. Wo muss die SRG jetzt Abstriche machen?
Die SRG wird selbstverständlich in ihren Bemühungen immer noch wirtschaftlicher, noch effizienter zu arbeiten, zu sparen, nach Möglichkeit ins Programm zu verlagern. Das ist uns in den letzten vier Jahren gelungen. Wir haben zwölf Prozent Verwaltungskosten abgebaut und ins Programm gesteckt. Das bleibt die Daueraufgabe, denn wir wollen, dass das Geld der Gebührenzahler richtig eingesetzt wird.
Was sagen Sie Hans-Ulrich Bigler, Ihrem grössten Kontrahenten in diesem Abstimmungskampf?
Es war kein Abstimmungskampf um Personen. Mir ging es immer um die Sache. Das bedeutet, wir haben jetzt ein zukunftsfähiges Gebührensystem für die SRG und für die gebührenfinanzierten Lokal- und Regionalsender. Wir sollten mit den Kolleginnen und Kollegen der privaten Medienhäuser beginnen, Brücken schlagen. Wir sind alle viel zu klein, um einander zu zerfleischen. Die SRG streckt die Hand aus, wie sie es immer getan hat.
Das Gespräch führte Elisabeth Pestalozzi.