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Afrikanische Schweinepest «Der Mensch ist der Hauptrisikofaktor»

Hohes Fieber, Atemnot, blutiger Durchfall und Erbrechen: Eine Ansteckung mit der Afrikanischen Schweinepest endet für Schweine meist innerhalb einer Woche tödlich. Für den Menschen ist sie ungefährlich. Sie breitet sich aber unter Wildschweinen aus und kann auf Hausschweine übertragen werden. Jüngst sind über 20 neue Fälle in Belgien bekannt geworden. Mehrere Länder haben Schutzmassnahmen ergriffen, auch die Schweiz. Federführend beim Bund ist Daniela Hadorn. Sie erklärt, wie hoch die Ausbreitungsgefahr ist.

Daniela Hadorn

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Daniela Hadorn ist die Verantwortliche für Früherkennung und Tiergesundheit im Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV.

SRF News: Wie reagiert die Schweiz auf die Häufung der Fälle in Belgien?

Daniela Hadorn: Wir verfolgen die Situation in Belgien laufend. Für die Einschleppung der Seuche besteht nach wie vor ein hohes Risiko. Deshalb sind die getroffenen Präventionsmassnahmen für uns sehr zentral.

Ist die Afrikanische Schweinepest damit in Westeuropa angekommen?

Ja. Aber auf die Risikobeurteilung hat das keinen Einfluss, weil wir vom Risikofaktor Mensch ausgehen – er ist die Haupteintragsquelle. Dies über den Reisendenverkehr, Jagdtourismus und Proviant, der in die Schweiz eingeschleppt, illegal importiert oder unsachgemäss entsorgt wird.

Sie rechnen damit, dass auch in der Schweiz Fälle auftauchen werden. Können Sie abschätzen, wann das möglicherweise soweit sein wird?

Man muss zwischen der natürlichen Ausbreitung über infizierte Wildschweinpopulationen – die kann noch Jahre dauern – und der Einschleppung über den Menschen unterscheiden. Wenn Mitarbeiter von landwirtschaftlichen Betrieben Wurstwaren aus dem Ausland mitnehmen, welche mit der Afrikanischen Schweinepest kontaminiert sind, ist das für uns ein viel grösseres Problem. Über diesen Eintragsweg könnten im Prinzip jederzeit auch in der Schweiz die ersten Fälle auftreten.

Eine Massnahme, die der Bund ergriffen hat, ist ein Früherkennungprogramm. Was heisst das konkret?

Das Früherkennungsprogramm bei Wildschweinen läuft seit einem Jahr. Es geht darum, dass grundsätzlich möglichst alle tot aufgefundenen Wildschweine und jene Tiere mit Krankheitssymptomen, die deshalb erlegt werden müssen, auf die Afrikanische Schweinepest getestet werden.

Wenn die Afrikanische Schweinepest in einem Betrieb auftaucht, müssen leider alle Tiere getötet werden.

Sinn und Zweck dieser Massnahme ist, dass wir möglichst rasch das erste mit Afrikanischer Schweinepest infizierte Wildschwein erkennen und Sofortmassnahmen ergreifen können, um die Seuche wieder auszurotten.

Was würde es für die Schweinezüchter in der Schweiz heissen, wenn die Afrikanische Schweinepest hier tatsächlich auftritt?

Wenn die Afrikanische Schweinepest in einem Betrieb auftaucht, müssen leider alle Schweine dort getötet werden. Das ist natürlich sehr einschneidend für alle Beteiligten und damit wirklich etwas, das wir verhindern möchten. Aber die Landwirte können sich vor der Afrikanischen Schweinepest schützen. Zentral ist, dass sie die Biosicherheitsmassnahmen umsetzen.

Wichtig ist die Umzäunung des Schweinestalls und des Auslaufs, um den Kontakt zu Wildschweinen zu verhindern.

Dazu gehören ein Speisereste-Fütterungverbot, eine Zutrittskontrolle zu den Schweineställen und Hygieneschleusen – konkret heisst das: Man muss Kleider und Stiefel wechseln und die Hände waschen, bevor man den Stall betritt. Wichtig ist auch die Umzäunung des Schweinestalls und des Auslaufs, um den Kontakt zu Wildschweinen zu verhindern.

Das Gespräch führte Daniel Eisner.

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