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Aggressive Gefangene Spucken, beissen, schlagen: im Knast der renitenten Häftlinge

Auf dem Foto ist eine selbstgebastelte Waffe zu sehen: eine Art Knüppel aus Klebeband, gespickt mit Glasscherben. Das Team der Sicherheitsabteilung schaut konzentriert zu. Der Eintritt eines Gefangenen steht an.

«Er ist gefängniserfahren, hat waffenähnliche Sachen gebastelt», erklärt der Einsatzleiter. «Und er hat Mitarbeitern gedroht.»

Der Gefangene wird aus einem ausserkantonalen Gefängnis nach Pfäffikon (ZH) gebracht. In Hand- und Fussfesseln, begleitet von Polizisten einer Sondereinheit. Hier versucht der Gefangene einen Neuanfang.

Nur sechs Plätze

Das Gefängnis Pfäffikon ist ein Untersuchungsgefängnis mit 80 Plätzen. Hier hat es aber auch eine kleine Spezialabteilung: die Sicherheitsabteilung mit sechs Plätzen. Die «Rundschau» hat exklusiven Einblick bekommen. Hierher kommen Häftlinge aus der ganzen Schweiz, wenn sie als «fremd- oder selbstgefährdend» gelten. Hier werden sie auf den normalen Haftalltag vorbereitet.

«Ist eine Person nicht mehr tragbar für das System, dann können andere Kantone einen Antrag an uns stellen», sagt der Leiter der Sicherheitsabteilung. Es geht um renitente oder aggressive Gefangene, die Sachbeschädigungen begehen, das Personal angreifen oder fluchtgefährdet sind.

Aufgenommen werden Frauen und Männer aus allen Haftformen, die in einem anderen Gefängnis Sicherheit und Ordnung gefährden. Eintritte sind auch mehr oder weniger kurzfristig möglich.

Vier Wochen für einen Neuanfang

Nach vier Wochen Sicherheitsabteilung sollen die Inhaftierten zurück in den Normalvollzug. «Diese vier Wochen bieten nicht sehr viel Spielraum und Bewegungsfreiheit», sagt Jérôme Endrass, stellvertretender Amtsleiter Justizvollzug und Wiedereingliederung.

«Das Ziel ist aber auch hier, dass die Insassen nach kurzer Zeit über Skills verfügen, die eine Unterbringung in einem normalen, gelockerten Gefängnisalltag ermöglichen.»

Das Angebot in Pfäffikon ist gefragt: «Der Bedarf für eine Sicherheitsabteilung ist gegeben, für den Kanton Zürich und auch andere Kantone», sagt Gefängnisleiter Simon Miethlich. «Es gibt immer mehr Gefangene mit hoher Eigen- und Fremdgefährdung.»

In der Sicherheitsabteilung in Pfäffikon wird ein Stufenkonzept mit vier Stufen angewendet. Beim Eintritt kommt der Gefangene in Stufe 1. Hält er sich an die Regeln und kooperiert, steigt er in die nächste Stufe auf. Die Zelle wird mit jedem Stufenanstieg wohnlicher.

Beziehungsaufbau mit Gefangenen

«Es geht um eine professionelle Beziehungsgestaltung auf Augenhöhe und um die soziale Interaktion mit den Insassen», sagt Miethlich. Die Gefangenen haben deshalb die Möglichkeit, verschiedene Angebote zu nutzen: ein Musikzimmer, ein Schulzimmer, den Fitnessraum, die Kreativwerkstatt, den Barbershop. Über die Interessen wird ein Zugang zum Gefangenen gesucht.

«An Grenzen kommt man sicher, vor allem wenn es psychologisch wird», sagt der stellvertretende Abteilungsleiter. «Aber wir sind mit externen Psychologen und Ärzten gut aufgestellt.»

Grosse Nachfrage

Neun von zehn Personen können innert eines Monats erfolgreich wieder in den Normalvollzug versetzt werden. Also zurück in das Gefängnis, das sie nach Pfäffikon schickte. Einige wenige Insassen brauchen länger Zeit oder es zeigt sich, dass sie einen Platz in einer psychiatrischen Klinik benötigen.

Simon Miethlich hat die Sicherheitsabteilung vor fünf Jahren neu organisiert. Seither hat sich die Zahl der Eintritte mehr als verdoppelt, bis zu 30 Gefangene kommen jedes Jahr nach Pfäffikon. Tendenz steigend.

SRF 4 News, 30.8.2023, 640 Uhr

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