Käthi Märki wohnt in den Telli-Hochhäusern, seit die Überbauung existiert – also bereits seit über 40 Jahren. Sie lebt gerne hier und wollte trotz der Grosssanierung der Wohnblöcke keinesfalls wegziehen. Der Entscheid verlangte ihr allerdings viel Durchhaltewillen ab. Nach Abschluss der dreijährigen Bauarbeiten freut sie sich nun über die neue Wohnqualität, gibt aber auch zu, dass es eine belastende Zeit war.
Zunächst sei sie noch begeistert gewesen, den grossen Umbau so hautnah mitverfolgen zu können , erzählt Märki. Wie Bauarbeiter ihren Balkon per Kran abmontierten und einen neuen anbrachten, das sei schon eindrücklich gewesen. «Mit der Zeit habe ich aber langsam genug gehabt, die Bauerei dauerte schon lange», ergänzt die Pensionärin.
Der ständige Lärm, Staub und Dreck sowie die umbaubedingten Einschränkungen machten Märki zu schaffen. Besonders anstrengend seien die zwei Monate ohne Lift gewesen: «Das war wirklich eine harte Zeit.» Beim Wäschewaschen zum Beispiel musste man die Wäsche die Treppe hinunter und hinauf tragen, erzählt sie gegenüber SRF und ergänzt lachend: «Wenigstens ist man ein bisschen fitter geworden in dieser Zeit.»
Mit der Zeit habe ich aber langsam genug gehabt, der Umbau dauerte schon lange.
Ähnlich wie Käthi Märki ging es rund 1500 anderen Telli-Bewohnerinnen und Bewohnern. Baulärm von 8 bis 17 Uhr: Mitten in der Corona-Pandemie, als viele Leute zu Hause arbeiteten, war das besonders anstrengend. Dazu mussten alle Mietparteien zwei Wochen temporär aus der Wohnung ausziehen, während die Fenster ausgetauscht wurden. Möbel und Einrichtung blieben in dieser Zeit verpackt und vor Staub geschützt in den Zimmern.
Nicht alle haben die Belastung durchgehalten, sagt Manuela Gnehm von der Axa-Anlagestiftung, der Eigentümerin der Wohnblöcke. Gnehm ist Projektleiterin des Umbaus und denkt, viele hätten den Umbau wohl etwas unterschätzt: «Am Anfang haben noch viele Mietparteien gesagt, dass sie bleiben. Mit der Zeit haben sie doch gemerkt, was auf sie zukommt und sind vereinzelt ausgezogen. Wir hatten etwa einen Leerstand von 30 Prozent.»
Mit der Zeit haben die Leute gemerkt, was auf sie zukommt.
Insgesamt seien etwa 400 von rund 1500 Mieterinnen und Mieter während des Umbaus ausgezogen, ein Drittel der Mieterschaft, bilanziert Gnehm zum Abschluss der Arbeiten. Zwischenzeitlich habe es 30 Prozent Leerstände in den Telli-Blöcken gegeben. Aktuell stehen von den 581 sanierten Wohnungen noch etwa 20 leer. Die Umzüge dürften auch mit den höheren Mieten zusammenhängen.
Für die Sanierung investierte die Axa-Anlagestiftung rund 150 Millionen Franken. Sie kündigte zudem an, deswegen die Mieten zu erhöhen, sowohl für neue als auch für bestehende Mietverhältnisse. Je nach Wohnung bewegt sich die Erhöhung zwischen 50 und 500 Franken.
Die Erhöhungen erfolgten sehr moderat und individuell, betonte eine Axa-Sprecherin in der «Aargauer Zeitung» . Ausserdem lägen die Mieten in den sanierten Telli-Häusern immer noch unter dem Marktdurchschnitt. Und: Dank der Sanierung könnten die Nebenkosten um bis zu 60 Prozent gesenkt werden.
Trotzdem: Die langjährige Mieterin Käthi Märki wechselte aufgrund der Mieterhöhung in eine kleinere Wohnung. Da sie nun hier aber einen viel grösseren Balkon mit tollem Ausblick habe, sei sie mehr als zufrieden. Aus ihrer persönlichen Sicht hat es sich gelohnt, die Strapazen der dreijährigen Sanierung auszuhalten.