Es sieht seit Monaten ziemlich futuristisch aus, im thurgauischen Horn, nahe dem Ufer des Bodensees: Der ganze Boden ist mit einer dicken, schwarzen Plastikmatte belegt, rund 300 Wärmesonden stecken im Boden. Über dem Areal, das so gross ist wie zwei Fussballfelder, hängen Leitungsrohre, die verdampfte Giftstoffe aufnehmen.
Die Wärmesonden - sogenannte Wärmelanzen - gehen rund 20 Meter in die Tiefe. Dort erhitzen sie den Untergrund auf 100 Grad und lösen dadurch chlorierte Kohlenwasserstoffe aus dem Boden.
Das Gas, das dabei entsteht, wird anschliesssend mit Aktivkohle gereinigt. Die Schadstoffe im Boden stammen aus der Zeit, als hier die Textilfabrik Raduner & Co. AG Stoffe veredelte.
Der Kanton Thurgau hat das noch nie so gemacht, in der Schweiz gibt es nur wenige Beispiele.
Es ist eine seltene Art, Böden zu reinigen. «Der Kanton Thurgau hat das noch nie so gemacht, in der Schweiz gibt es nur wenige Beispiele», sagt Martin Eugster, Leiter des Thurgauer Amtes für Umwelt. «Es ist sozusagen ein wenig ein Experiment.»
Das Experiment ist geglückt
Am Donnerstag aber die Gewissheit: Das Experiment hat sich gelohnt. «Die Sanierungsziele wurden erreicht», sagt Martin Eugster, nachdem die Ergebnisse der Bodenproben aus dem Labor vorliegen. Zur Sicherheit wird das Grundwasser am Standort in den kommenden fünf Jahren überwacht.
Normalerweise würde man einen Boden, der derart belastet ist, ausbaggern und das Material in einer Sonderdeponie entsorgen. Weil das Land rundherum jedoch schon bebaut ist, hat man sich für eine thermische Sanierung mit Wärmesonden entschieden. Diese kostet rund 15 Millionen Franken.
Über die Kostenaufteilung der 15 Millionen für die Sanierung ist bis vor Gericht gestritten worden. Für 10 Prozent muss die neue Besitzerin des Grundstücks, die Firma Reto Peterhans AG, aufkommen.
Die restlichen 90 Prozent müsste eigentlich die Textilfabrik Raduner & Co. AG übernehmen. «Weil diese 1989 Konkurs gegangen ist, leistet der Kanton Thurgau eine Vorausfinanzierung», sagt Martin Eugster, der Leiter des Thurgauer Amtes für Umwelt.
Wir gehen heute davon aus, dass es schwierig wird, Geld zurück zu bekommen.
«Wir gehen heute davon aus, dass es schwierig wird, Geld zurückzubekommen», so Eugster weiter. Es laufen zwar noch privatrechtliche Verfahren. Wenn die Kosten aber nicht an die Verursacher überwälzt werden können, müssen die Gemeinde Horn, der Kanton Thurgau und auch der Bund zahlen.
Altlastensanierung als Lebensaufgabe
Für die Reto Peterhans AG - die Grundeigentümerin des Areals, das nun thermisch saniert wurde - geht eine jahrzehntelange Geschichte zu Ende. Erst nach dem Landkauf in den 1990er-Jahren habe die Firma erfahren, dass der Boden verseucht sei, sagt Reto Peterhans. Seither ist die Altlastensanierung zur Lebensaufgabe der beiden Brüder Peterhans geworden.
Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass das jetzt nach 33 Jahren zu Ende ist.
Gerichtsexpertisen, Schreiben zu den Streitereien und Urteile füllen Dutzende Ordner. «Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass das jetzt nach 33 Jahren zu Ende ist», sagt Reto Peterhans. Sein Unternehmen kann nun bauen auf dem Areal am Ufer des Bodensees. Vorgesehen sind Wohnungen und Gewerberäume.