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Angleichung an die EU Der Bund will klammheimlich die Holz-Deklaration abschaffen

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat will die 2010 eingeführte Deklarationspflicht für Holz und Holzprodukte aufheben – «durch die Hintertüre», wie der WWF kritisiert.
  • Dahinter stecken wirtschaftliche Überlegungen: Der Schweizer Holzindustrie würden gegenüber der europäischen Konkurrenz Nachteile erwachsen.
  • Ziel ist, dass die Schweiz die EU-Regelung von 2013 übernimmt, die den Handel mit Holz aus Raubbau verbietet und dafür auf die Deklaration verzichtet werden kann.
  • Der WWF kritisiert, die EU-Regelung habe Schwächen und müsse noch verbessert werden. Er fordert, dass die Schweiz ihre heutige Regelung beibehält und zusätzlich wie die EU gegen Raubbau vorgeht. Der Verband Holzindustrie Schweiz sieht das ähnlich.

«Der Bund lässt über eine Hintertüre eine ganz wichtige Verordnung einfach fallen», kritisiert Simone Stammbach vom WWF gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Sie meint damit die von den Umweltschützern erstrittene Deklarationspflicht für Holz und Holzprodukte, die seit 2010 gilt. Der Konsument soll damit über die Holzart und -herkunft informiert werden: «Das ist eine wichtige Grundlage für einen ökologischen Kaufentscheid.»

«Aufhebung ist anzustreben»

Tatsächlich entdeckt man die Pläne des Bundes nur versteckt in seinen Reaktionen auf Vorstössen von FDP und SVP-Parlamentariern: «Eine Aufhebung der Deklarationspflicht (…) ist anzustreben. Die verantwortlichen Departemente haben mit den entsprechenden Arbeiten bereits begonnen.»

«Kassensturz»-Test

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Wie wichtig die Holzdeklaration ist, zeigt ein Test von «Kassensturz» und WWF: Fast die Hälfte aller Kohleprodukte aus dem Schweizer Detailhandel enthalten Kohle aus Tropenholz! Zum Test

Wo diese Arbeiten stehen und wie weit die Pläne schon gediehen sind, dazu will sich das federführende Bundesamt für Umwelt (Bafu) nicht äussern. Der Grund: Einer der Vorstösse zum Thema sei noch auf dem parlamentarischen Weg unterwegs.

Kritiker wollen Handelshürden wegräumen

Die Urheber der Vorstösse von der FDP und der SVP weisen auf das Problem hin, dass der Holzexport in die EU als wichtigstes Abnehmergebiet durch die Deklarationspflicht erschwert werde. Die EU hat nämlich in Sachen Holzdeklaration einen anderen Weg eingeschlagen: Sie hat den Holz-Raubbau verboten. Verkäufer müssen bei Kontrollen nachweisen, dass die Lieferkette vom Produzenten über Zwischenhändler bis in den Verkauf legal ist.

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Bei Holzimporten aus Drittländern, dazu zählt auch die Schweiz, sei der administrative Aufwand wesentlich höher, der Handel mit der Schweiz deshalb unattraktiver. Die Schweiz solle deshalb die EU-Regelung übernehmen, um den Holzexport zu erleichtern. Eine Forderung, die beim Bundesrat auf offene Ohren gestossen ist.

Verband der Holzindustrie: «Das eine muss das andere nicht ausschliessen»

Pikant ist, dass der Verband der Schweizer Holzbranche nichts von einer Abschaffung der Deklarationspflicht hält. Für Direktor Michael Gautschi muss das eine das andere nicht ausschliessen. Die Schweiz könne sich der EU anschliessen indem der Holz-Raubbau verboten und damit der Handel erleichtert wird, ohne dass damit gleich auch die Deklarationspflicht gekippt werden müsse, sagt Gautschi gegenüber «Espresso». Diese Stossrichtung deckt sich mit jener des WWF. Auch er fordert eine Verbindung beider Holz-Deklarations-Regelwerke und damit faktisch eine strengere Praxis gegen die Waldzerstörung.

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