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Angriffe auf Unternehmen Cyberversicherungen sind sehr beliebt

Die Cyberrisken sind den Versicherern teils zu gross und die Deckung deshalb limitiert.

Die Zahl von Cybervorfällen ist dieses Jahr stark gestiegen. 34'400 Meldungen erhielt das Nationale Zentrum für Cybersicherheit bis am Donnerstagmorgen. Das sind fast 60 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Zwar sind viele davon nur Angriffsversuche. Doch die Dunkelziffer ist hoch.

Von Cyberattacken betroffen sind oft auch Firmen. Etwa jedes fünfte Unternehmen sei 2020 von einem solchen betroffen gewesen – zeigt eine repräsentative Umfrage der ETH im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft, Bildung und Innovation bei 8000 Firmen. Und wen es trifft, trifft es hart.

«Es kommt zu erheblichen Erwerbsausfällen bei den betroffenen Unternehmen», sagt Mathias Beck, Digitalisierungsexperte der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich.

Nachfrage stark gestiegen

Immer mehr Firmen wollen einen solchen Ausfall versichern. In den vergangenen Jahren haben Cyberversicherungen jährlich um 20 bis 30 Prozent zugelegt.

Inzwischen seien zehn Prozent der Unternehmen gegen Cyberrisiken versichert, sagt Gabor Jaimes, Experte des Schweizerischen Versicherungsverbandes (SVV). Die Cyberversicherung decke Eigenschäden von Firmen, um Systeme und Daten wiederherzustellen und Betriebsunterbrüche. «Sie deckt aber auch Fremdschäden wie Haftpflichtansprüchen von Dritten.»

Grosse Risiken

Die hohe Nachfrage bringt Versicherern höhere Prämieneinnahmen, aber auch mehr Schäden. Und die sind teils schwer kalkulierbar. So sprach Chef der Zurich Insurance Groupe, Mario Greco, jüngst in einem Interview mit der Financial Times von «unversicherbaren Cyberattacken».

Cyberexperte Jaimes erklärt: «Ein Cyberangriff kann hunderttausende von Betrieben weltweit gleichzeitig lahmlegen. Das ist eine riesige Herausforderung für die Versicherungswirtschaft, weil sie diese Schäden gleichzeitig bezahlen muss. Deshalb gibt es gewisse Ausschlüsse. Diese umfassen zum Beispiel kritische Infrastrukturen wie Stromproduzenten oder Telekomanbieter.» Auch deren Kunden haben im Schadenfall keinen Schutz. Um das Problem zu lösen, sei man mit verschiedenen Partnern im Gespräch.

Firmen sensibler

Immerhin, gemäss dem Digitalisierungsexperten der KOF ETH, Mathias Beck, sind sich die Unternehmen zunehmend bewusst, dass sie handeln müssen. «Erfreulicherweise hat das Bewusstsein gegenüber Cyberrisiken in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das hat vermutlich mit den gesteigerten Anstrengungen zur Digitalisierung von Schweizer Firmen zu tun.»

Und wer sich gegen Cyberrisiken schütze, steigere mit den Investitionen auch die Produktivität des Unternehmens. «Weil die Unternehmen in diesem Fall ihre Prozesse verbessern», so Beck.

Tagesschau, 29.12.2022, 19:30 Uhr

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