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Anstieg der Fallzahlen Chefarzt: «Es könnte ziemlich schnell eng werden»

Ein Déjà-vu für Ärztinnen und Pfleger: Sie werden auf den Schweizer Intensivstationen bald wieder mehr Covid-Kranke behandeln müssen. Wenn er ins Ausland blickt, rechnet Chefarzt Urs Karrer mit schnell ansteigenden Zahlen. Der Vizepräsident der Covid-Taskforce des Bundes sagt, jeder solle sich selbst fragen, was er nun beitragen könne.

Urs Karrer

Chefarzt und Mitglied der Covid-19-Taskforce

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Urs Karrer ist Chefarzt der Medizinischen Poliklinik am Kantonsspital Winterthur. Seine Fachbereiche sind Innere Medizin und Infektiologie. Gleichzeitig ist er Vizepräsident der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes.

SRF News: Wie ist die Situation in Ihrem Spital in Winterthur?

In unserem Spital ist die Covid-Situation im Moment unter Kontrolle. Wir haben noch keinen wahnsinnigen Anstieg an hospitalisierten Patientinnen und Patienten. Aber das kommt sicher in den nächsten ein bis zwei Wochen. Und dann könnte es ziemlich schnell eng werden.

Worauf machen Sie sich gefasst?

In den letzten Wochen haben wir einen Anstieg der Fälle gesehen. Das hat sich in den letzten Tagen deutlich beschleunigt. Wenn man in die Niederlande oder nach Österreich schaut, ist das dort schon massiv der Fall. Dort sieht man bereits Anstiege der Hospitalisationen und der Todesfälle. Ich nehme an, dass auch wir einen zügigen Anstieg der Hospitalisationen sehen werden.

Es wird ein Wettrennen zwischen dem Virus und der Abstimmung zum Covid-Gesetz.
Autor: Urs Karrer Chefarzt Medizinische Poliklinik Kantonsspital Winterthur

Droht eine Überlastung der Spitäler?

Wir sehen: Die Delta-Variante ist so aggressiv, dass sie einen höheren Prozentsatz der Ungeimpften auf die Intensivstation bringt. In der Sommerwelle waren wir auf den Intensivstationen schon sehr knapp. Das erwarte ich jetzt wieder.

Plädieren Sie für die Verschärfung von Massnahmen, um die Ansteckungen zu drosseln?

Für die Massnahmen ist die Politik zuständig, nicht ich als Arzt. Aber jede Person kann sich selbst fragen, was sie machen kann. Jene, die nicht geimpft sind, wissen, was sie zu tun haben: sich impfen lassen. Das nützt zwar nicht sofort, aber in ein paar Wochen und den ganzen Winter lang. Und die anderen sollen die Maske nicht unter der Nase oder unter dem Mund tragen, sondern korrekt. Und sie sollen auf Abstand achten.

Der Bundesrat will voraussichtlich Mitte November über mögliche Veränderungen entscheiden. Könnte das aus Ihrer Sicht zu spät sein?

Nein, es ist dann nicht zu spät. Aber es wird ein Wettrennen zwischen dem Virus und der Abstimmung zum Covid-Gesetz. Und wenn das Virus schneller ist, kommt man vielleicht nicht um Massnahmen herum.

Das Gespräch führte Manuela Siegert.

Tagesschau, 5.11.21, 19:30 Uhr ; 

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