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Von der Selbsthilfe zum grossen Geschäft – Maschinenring Schweiz
Aus Regionaljournal Ostschweiz vom 08.02.2022. Bild: SRF
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Arbeit und Geräte teilen Share Economy – die Bauern machen es im Maschinenring schon lange

Über den Maschinenring verleihen sich Bauern mit ihren Maschinen an Berufskollegen. Heute ist das nur noch ein Aspekt.

Airbnb oder Uber sind Paradebeispiele der Share Economy, bei denen die Nutzung geteilt werden. In der Schweiz gibt es solche Beteiligungsmodelle auch an einem etwas ungewohnteren Ort, nämlich in der Landwirtschaft. Seit 20 Jahren gibt es den Maschinenring Schweiz. Regionale Maschinenringe existieren schon länger, der erste wurde 1963 in der Bieler Gemeinde Schüpfen gegründet.

Vermitteln ist immer noch Kernaufgabe

Ursprünglich ging es darum, Maschinen zu teilen oder sich selbst gemeinsam mit der Maschine zu vermieten, sagt Senior-Landwirt Franz Schuler vom Ludihof Benken (SG). So konnten Kosten eingespart werden. «Früher war es der Traktor, heute ist es beispielsweise ein Güllefass mit Schleppschläuchen», ergänzt Fabian Brühwiler, Geschäftsführer des Maschinenrings Schweiz.

Es geht nicht mehr nur um Maschinen.
Autor: Fabian Brühwiler Geschäftsführer Maschinenring Schweiz

Die Aufgaben der Maschinenringe sind über die Jahre vielfältiger geworden. «Es geht nicht mehr nur um Maschinen», sagt Fabian Brühwiler. Der Dachverband vermittelt und koordiniert auch Winterdienste, Vegetationspflege oder Haushaltsdienste und Reinigungsarbeiten – für Bauernbetriebe und für Externe. Alles über eine App oder übers Telefon.

Die Bauern und Bäuerinnen können über den Maschinenring Dienste anbieten oder beziehen. Bei Einkäufen über den Maschinenring profitieren die Landwirtinnen und Landwirte durch Sammelbestellungen von günstigeren Preisen. Sie zahlen für die Leistungen des Maschinenrings einen Mitgliederbeitrag.

Ein grosses Thema sind aktuell die Photovoltaik-Anlagen. Die grossen Dachflächen sollen künftig noch mehr für Solaranlagen genutzt werden, sind die Leiter des Maschinenrings Schweiz überzeugt. «Landwirtinnen und Landwirte bekommen bei uns Hilfe und Beratung», sagt Geschäftsführer Fabian Brühwiler. Aber nicht nur: «20 Prozent aller bestehenden Photovoltaik-Anlagen in der Landwirtschaft hat der Maschinenring gebaut.»

Die Vereinsstruktur in der Schweiz

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Zu den Trägerschaften der Maschinenringe gehören Bauernverbände, Landfrauenverbände, Milchproduzentenverbände oder Verbände für Landtechnik. Es gibt einen Dachverband und 13 regionale Maschinenringe. Sie sind als Vereine organisiert. 12 Prozent der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe haben sich einem Maschinenring angeschlossen. Der Dachverband hat 6500 Mitglieder.

Der Maschinenring Schweiz ist heute mehr als ein Verein. Er ist zu einem landwirtschaftlichen Dienstleistungsunternehmen geworden. Für die operativen Geschäfte wurde 2017 die Aktiengesellschaft Maschinenring AG gegründet. Diese macht jährlich einen Umsatz von 45 Millionen Franken. Der Gewinn wird zur Querfinanzierung von defizitären Geschäften und für neue Dienstleistungen im Verein eingesetzt. Bei der Digitalisierung beispielsweise arbeitet der Maschinenring Schweiz eng mit dem Maschinenring in Deutschland zusammen.

Ursprung in Bayern

1958 wurde der erste Maschinenring im bayrischen Buchhofen gegründet. Die Idee hatte der Agrarwissenschaftler Erich Geiersberger (1926-2012). Die Grundidee war, auch kleinere Betriebe an der damals sich abzeichnenden Mechanisierung teilhaben zu lassen. Betriebe, die sich die grossen Maschinen nicht hätten leisten können. Maschinen waren aber erforderlich, weil der Weggang vieler Arbeitskräfte zur Industrie damals begann. Die viele Handarbeit auf den Betrieben hätte nicht mehr erledigt werden können.

Die Entstehungsgeschichte

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Der Agronom Dr. Erich Geiersberger absolvierte auf einem Gutshof in Buchhofen ein Praktikum. Wie Geiersberger war auch der Gutsbesitzer ein Visionär. Die beiden machten sich viele Gedanken, wie die Zukunft der Landwirtschaft aussehen könnte.

Da wurde die Idee geboren, Maschinenringe, damals noch genannt Maschinenbanken, zu gründen. Das Ziel war mehr Kooperation. Maschinen sollten gemeinsam genutzt werden, statt sie alleine zu besitzen.

Erich Geiersberger ist laut Überlieferungen immer sehr forsch und fordernd aufgetreten. Er war kein geduldiger Mensch, er musste immer alles schnell erreichen, sagt der heutige Vorsitzende des Maschinenrings Buchhofen, Johann Hasreiter. So habe es damals Gegenwind gegeben. Aber die heutige Entwicklung zeige, dass auch die letzten Skeptiker überzeugt wurden.

«Das Ziel war damals mehr Kooperation, das gemeinsame Nutzen von Maschinen, statt sie alleine zu besitzen», sagt Johann Hasreiter, der heutige Vorsitzende des Maschinenrings Buchhofen.

Er fügt an: «Das tönt für jene Zeit spektakulär und ich denke, das war es auch. Es war sicher nicht einfach, das allen Leuten zu erklären. Es hat sicher viel Gegenwehr gegeben.» Für Hasreiter ist klar, ohne den Maschinenring wären viele kleineren Betriebe in der Art und Weise nicht mehr vorhanden.

Regionaljournal Ostschweiz, 08.02.2022, 17:30 Uhr;

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