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«Arena» zum Tierwohl Tierschützerin rupft Hühnchen mit Eierproduzenten

Im Zentrum der «Arena» standen die Initiative gegen Massentierhaltung und ein Werbeverbot für tierische Produkte. Die Befürworterinnen und Befürworter wollen den Tierschutz stärken, während die Gegnerinnen und Gegner vor höheren Preisen warnen.

«Wenn wir als Menschen Tiere halten und essen, sind wir verantwortlich, ihnen ein dem Tierwohl entsprechendes Leben zu ermöglichen», findet Grüne-Nationalrätin Meret Schneider. Als Mitinitiantin der Initiative gegen Massentierhaltung will sie den Schutz der Tierwürde stärker in der Verfassung verankern und die Massentierhaltung verbieten.

Bei einem Ja zur Initiative müssten alle Landwirtschaftsbetriebe bei der Tierhaltung mindestens die Anforderungen von Bio Suisse erfüllen. Das würde etwas bedeuten, dass bei der Haltung von Legehennen die zulässigen Höchstbestände reduziert würden.

Landwirtschaftsbetriebe nicht begeistert

Von der Initiative direkt betroffen wäre Daniel Würgler, Präsident der Vereinigung Schweizer Eierproduzenten. Würgler hat einen Betrieb mit 18'000 Legehennen. Es handelt sich hierbei um den heute zulässigen Höchstbestand. Mit der Initiative wären pro Legehennen-Betrieb noch zwei Ställe mit je maximal 2000 Tieren erlaubt.

Ich lade jede und jeden ein, sich selbst ein Bild von unseren Betrieben zu machen.
Autor: Daniel Würgler Präsident der Vereinigung Schweizer Eierproduzenten

«Wir müssten neue Gebäude bauen, was wiederum die Weide verkleinern würde», erklärte Würgler in der «Arena». Von Massentierhaltung könne keine Rede sein: «Wir schauen gut zu unseren Tieren. Ich lade jede und jeden ein, sich selbst ein Bild von unseren Landwirtschaftsbetrieben zu machen.»

Massentierhaltung bezeichne die Tierhaltung in industriellen Grossbetrieben, die das Tierwohl systematisch missachtet, entgegnet Meret Schneider. Darunter fielen etwa Hochleistungs- und Hybridzuchten. Ein Problem sei etwa, dass Legehennen im Jahresrhythmus ersetzt würden, obwohl sie bis zu 14 Jahre alt werden können. «Das ist ein massiver Hühnerverschleiss. Solche Zustände möchten wir nicht länger dulden.»

Greenpeace für ein Werbeverbot

In der Schweiz gebe es keine Massentierhaltung, ist hingegen Mike Egger überzeugt. Der SVP-Nationalrat und Fleischfachmann betont, die Schweiz habe eines der strengsten Tierschutzgesetze der Welt. Die systematische Verletzung des Tierwohls sei in der Schweiz heute schon verboten. Vielmehr sei die Initiative ein «Spiessrutenlauf gegen die Landwirtschaft». Man wolle Fleisch gleich ganz verbieten.

Für eine nachhaltige Veränderung braucht es ein Zusammenspiel zwischen Produktion, Handel und Konsum.
Autor: Priska Wismer-Felder Mitte-Nationalrätin

Kritik am heutigen System kam in der «Arena» auch von Alexandra Gavilano, Projektleiterin bei Greenpeace Schweiz. Sie prangert in erster Linie die Werbung für tierische Produkte an. «Es gibt viele Werbespots, die manipulative Techniken verwenden, um etwa den Fleischkonsum zu rechtfertigen.»

Das sei angesichts der Klimakrise nicht haltbar. Greenpeace fordert deshalb, dass Detailhändler und Interessenorganisationen in Zukunft keine Werbung mehr für tierische Produkte machen dürfen.

Vorteile von Schweizer Produkten bewerben

«Ein Werbeverbot wäre nicht der richtige Weg», entgegnete Priska Wismer-Felder, Nationalrätin Die Mitte. Es sei wichtig, dass man mithilfe der Werbung die Unterschiede zwischen inländischer und ausländischer Produktion hervorheben könne.

Für eine nachhaltige Veränderung brauche es ein Zusammenspiel zwischen Produktion, Handel und Konsum, betonte die Bäuerin aus dem Kanton Luzern. «Ich sehe vor allem auch den Konsumenten in der Pflicht. Die Landwirte produzieren das, was der Konsument verlangt.»

Einig sind sich die Gäste in der «Arena», dass ein bewussterer Konsum von tierischen Produkten wie Fleisch wünschenswert ist. Gross sind hingegen die Meinungsunterschiede, wenn es um ein mögliches Werbeverbot oder die Initiative gegen Massentierhaltung geht. Über Letztere wird das Schweizer Stimmvolk am 25. September befinden.

«Arena», 03.06.22, 22:25 Uhr

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