Seit Jahren zählen die steigenden Wohnkosten zu den grössten Sorgen der Schweizer Bevölkerung. Auch im aktuellen Sorgenbarometer nennt ein Fünftel der Befragten den Anstieg der Mietpreise als eines der wichtigsten Probleme in der Schweiz. Warum steigen die Mieten stärker als die Löhne? Und was kann die Politik gegen die Wohnungsknappheit tun? Das wollen vier Jugendliche in der «Arena» anlässlich der Jugendmedienwoche von vier Mitgliedern des Nationalrats wissen.
Der 17-jährige Enea Faes aus Zürich knöpft sich SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel vor. Er fragt, ob er dereinst in der Stadt Zürich noch eine bezahlbare Wohnung finden wird. Dass die Mieten steigen und es an Wohnungen fehle, liege auch an der Zuwanderung, sagt Fehr Düsel: «Wenn jedes Jahr 100'000 Menschen in die Schweiz kommen, steigt auch die Nachfrage nach Wohnraum.»
Zudem werde in der Schweiz so wenig gebaut wie seit 1950 nicht mehr. Das liege daran, dass Bauen vielerorts aufgrund zahlreicher Regulierungen nicht mehr attraktiv sei.
Soll der Staat die Mieten kontrollieren?
Dieser Argumentation kann SP-Nationalrätin Sarah Wyss wenig abgewinnen. Im Interview mit Yael Länzlinger, 19-jährig aus Lichtensteig, zeigt sich Wyss zwar einig mit Fehr Düsel, dass es mehr Wohnraum brauche. Die hohen Mieten seien aber der Tatsache geschuldet, dass das aktuelle Mietrecht nicht eingehalten werde: «Es wird viel zu viel Rendite gemacht.» Deshalb brauche es staatliche Mietzinskontrollen.
Staatliche Eingriffe seien nicht die Lösung, entgegnet Mitte-Vizepräsidentin Yvonne Bürgin. Es brauche den Wettbewerb. Die 17-jährige Sara Schoch aus Schwellbrunn will von der Mitte-Nationalrätin wissen, wie es zur aktuellen Wohnungsknappheit kommen konnte.
Für Bürgin ist klar: «Wir haben zu wenige Wohnungen, das ist das Hauptproblem.» Grund dafür seien etwa die langen Baubewilligungsverfahren und die vielen Vorschriften. Hinzu komme, dass die Wohnfläche pro Person heute viel grösser sei als früher.
Mehr oder weniger Markt?
Dass die Bautätigkeit zurückgehe, liege nicht an den Vorschriften, hält Wyss entgegen. Grund dafür seien viel mehr die tiefen Zinsen. Das sieht auch Grünen-Nationalrat Michael Töngi so. Im Interview mit Lisa Tschuor, 18-jährig aus dem Kanton Luzern, sagt er: «Wir müssen die Leute schützen vor überrissenen Renditen.» Gerade bei Personen mit tiefen Einkommen gehe viel zu viel Geld für das Wohnen drauf. Deshalb müsse der Staat den gemeinnützigen Wohnungsbau fördern.
Zudem will der Vizepräsident des Mieterinnen- und Mieterverbands Schweiz dafür sorgen, dass das Prinzip der Kostenmiete eingehalten wird. Dieses sieht vor, dass sich der Mietzins an den tatsächlichen Kosten und nicht am Markt orientiert. Der Mieterverband will demnächst eine Initiative dazu lancieren.
Das allein werde das Problem nicht lösen, stellt Mitte-Nationalrätin Bürgin klar: Es brauche einen guten Mix aus Kosten- und Marktmiete. Auch SVP-Nationalrätin Fehr Düsel warnt vor einem Eingriff in den Markt. Dann würde noch weniger gebaut. Wyss und Töngi hingegen sind sich einig, dass sich der Staat stärker für bezahlbaren Wohnraum einsetzen müsse.