Sie sieht aus wie ein riesiger Ballon aus glänzend-violettem Plastik. 18 Meter hoch ist die Konzerthalle «Ark Nova», wenn sie aufgeblasen ist. Ihre Hülle ist aus einem sechs Millimeter dünnen Gewebe. Zwei Lagen davon sind zusammengeschweisst, dazwischen lässt sich Luft pumpen.
Theoretisch ist die «Ark Nova» in zehn Minuten aufgeblasen. Um das dünne Material zu schonen, lassen die Verantwortlichen die Luft aber über mehrere Stunden einströmen. Eine Stützkonstruktion aus Metall gibt es nicht. Ein nach innen gestülpter Arm, auch dieser aufgeblasen, stabilisiert das Gebilde.
Luzern, Japan, Luzern
Die «Ark Nova» wurde bisher viermal aufgebaut, immer in japanischen Städten. Diesen September kommt sie nun ans Lucerne Festival – und damit quasi nach Hause. 2011 gab der langjährige Intendant des Klassikfestivals, Michael Häfliger, den Anstoss für die mobile Konzerthalle.
Sie wurde kreiert für Menschen, die eine grosse Katastrophe erlebt haben.
Die «Ark Nova» war eine künstlerische Antwort auf die dreifache Katastrophe in Japan 2011. Ein starkes Erdbeben erschütterte das Land, ein anschliessender Tsunami brachte weitere Zerstörung. Mehr als 18'000 Menschen starben. Die Fluten verursachten zudem den schweren Atomunfall von Fukushima.
«Musik ist Hoffnung und Zuversicht», sagt Michael Häfliger rückblickend. Seine Idee war es, die mobile Halle im von Zerstörung gezeichneten Katastrophengebiet aufzustellen. Die betroffenen Menschen sollten so trotzdem Konzerte erleben können. Er kontaktierte Freunde in Japan und organisierte Geldgeber.
1.7 Tonnen Plastik
Entwickelt haben das aufblasbare Gebilde der britische Künstler Anish Kapoor und der japanische Architekt Arata Isozaki. Erstmals aufgestellt wurde es 2013 in Matsushima an der nordjapanischen Pazifikküste. Drei weitere Standorte innerhalb des Landes folgten. Es gab Auftritte von Big Bands oder Kammermusik-Ensembles zu hören.
Zuletzt wurde die Halle 2017 in Tokio aufgeblasen. Seither war sie in Japan eingelagert. Nun kommt das 1.7 Tonnen schwere Gebilde per Schiff und Lastwagen nach Luzern. Im Laufe des August wird sie auf einer Wiese am Vierwaldstättersee aufgebaut.
35 Konzerte in Luzern
Im September gibt es dann 35 Konzerte im violetten Innern der «Ark Nova». Sie reichen von Klassik über Volksmusik bis Pop und dauern jeweils 45 Minuten. Die Veranstaltungen gehören zum diesjährigen Lucerne Festival, das zum letzten Mal unter Intendant Michael Häfliger stattfindet.
Nach den Konzerten wird die Luft wieder abgelassen. Die Halle wird demontiert, verpackt und kommt zurück nach Japan. Weitere Konzerte sind dort aktuell nicht geplant.