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Armee-Infotag für Frauen «Der erste Schritt in die falsche Richtung»

Es melden sich nicht viele Frauen, um eine Rekrutenschule zu absolvieren. Nun wollen die kantonalen Militärdirektoren einen obligatorischen Armee-Informationstag für junge Frauen einrichten. Was hält Elisabeth Widmer, Co-Präsidentin der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände, davon?

SRF News: Was halten Sie von einem Obligatorium für einen Armee-Info-Tag für junge Frauen?

Elisabeth Widmer

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Elisabeth Widmer ist Co-Präsidentin der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV). Die Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände ist die Dachorganisation von rund 65 Jugendorganisationen.

Elisabeth Widmer: Das ist der erste Schritt in die falsche Richtung. Ich denke nicht, dass man das Obligatorium des Informationsanlasses auf eine neue Gruppe ausweiten muss. Erstens ist diese Gruppe gesetzlich nicht verpflichtet, einen Wehrdienst zu leisten. Zweitens denke ich, dass Frauen sehr wohl bereits einen enormen Beitrag an die Gesellschaft leisten – sei dies durch ihre Dienste für die Familienpflege, die Altenpflege und in der Freiwilligenarbeit. Drittens sollte man meiner Meinung nach eher den Zivildienst stärken als das Militär mit einem Obligatorium für mehr Leute erreichbar zu machen.

Der Zivildienst hat aber das Problem, dass eigentlich schon zu viele ihn leisten. Die Armee hingegen hat ein Personalproblem.

Das ist eigentlich schon Zeichen genug, dass die Armee an ihrer Attraktivität arbeiten sollte. Zum Beispiel, indem sie Menschen mit besonderen Kompetenzen die Möglichkeit bietet, diese Kompetenzen weiter auszubauen – beim Kochen etwa oder in der Sanität. So hätten auch die Dienstleistenden einen Mehrwert, wenn sie ins Militär gehen.

Ich denke, dass man eher den Zivildienst stärken sollte als das Militär mit einem Obligatorium für mehr Leute erreichbar zu machen.
Autor: Elisabeth Widmer Co-Präsidentin Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände

Sie sagen: Das Obligatorium wäre der erste Schritt in die falsche Richtung. Befürchten Sie, dass einem obligatorischen Infotag für junge Frauen der obligatorische Wehrdienst folgt?

Das könnte sehr wohl die Folge sein. Genau darum denke ich, dass es der falsche Ansatz ist. Mit einer obligatorischen Informationsveranstaltung wird natürlich die Zahl der Frauen steigen, die sich für den Militärdienst melden. Es könnte dazu führen, dass man sagt: Das Interesse besteht – wir lassen das Volk über die Wehrpflicht für alle abstimmen.

Das Gespräch führte Andrea Jaggi.

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