- 8,9 Prozent der Schweizer Bevölkerung sah sich letztes Jahr nicht im Stande, eine Woche Ferien ausserhalb der eigenen vier Wände zu finanzieren.
- 21,5 Prozent waren nicht in der Lage, innerhalb eines Monats für eine unerwartete Ausgabe 2500 Franken aufzubringen. Bei alleinerziehenden Eltern beträgt dieser Wert fast 50 Prozent.
- Am stärksten betroffen sind ausländische Menschen – besonders jene aus dem aussereuropäischen Raum – Arbeitslose, Menschen mit tiefen Bildungsniveau und Alleinerziehende.
Unter dem Strich waren letztes Jahr 6,9 Prozent der Schweizer Bevölkerung dauerhaft armutsgefährdet. Das geht aus einer Erhebung des Bundesamts für Statistik über die Einkommen und Lebensbedingungen hervor.
Dauerhaft armutsgefährdet sind nur wenige
Die Schweiz weist aber die tiefste Quote der dauerhaften Armutsgefährdung in Europa aus, wie das BFS erklärt. In Frankreich beträgt diese Quote 8 Prozent, in Österreich liegt sie bei 8,1 Prozent, in Deutschland bei 10,5 Prozent und in Spanien bei 14,8 Prozent. Als dauerhaft armutsgefährdet gelten Menschen, die während mindestens drei von vier Jahren und einschliesslich des letzten Jahres von Armutsgefährdung betroffen sind.
Relativ gering mit 3,7 Prozent ist in der Schweiz auch der Anteil Menschen, die in einem Haushalt leben, der nur mit grossen Schwierigkeiten finanziell über die Runden kommt. Noch weniger sind es aber in Dänemark (3,2 Prozent), Schweden (3,1 Prozent), Holland (3 Prozent), Deutschland (2,3 Prozent) und Norwegen (2 Prozent). Griechenland verzeichnet mit 40,6 Prozent in diesem Bereich den grössten Anteil.
«Ferien» ist in Italien oder Frankreich ein Fremdwort
Keine finanziellen Mittel für eine Woche Ferien pro Jahr ausser Haus haben 8,9 Prozent der Schweizer Bevölkerung. In anderen europäischen Ländern liegen derweil Ferien für deutlich mehr Menschen nicht drin: In Italien beträgt der Anteil 45,2 Prozent, in Frankreich 23,4 Prozent und in Deutschland 18,4 Prozent.
Kinder leiden oft unter der Armut
Wie die Caritas Schweiz mitteilt sind in der Schweiz 76'000 Kinder von Armut betroffen. Weitere 188'000 leben in prekären Verhältnissen: «Das heisst auf ganz viele Dinge verzichten, zum Beispiel auf das Klassenfoto, das sie nicht bezahlen können oder das Hobby, das nicht ausgeübt werden kann, weil das Geld schlichtweg fehlt», sagt Bettina Fredrich von Caritas. «Es kann aber auch heissen, dass man sich die Zahnspange nicht leisten kann oder gar nicht erst zum Zahnarzt geht».
Armutsprogramm nicht auslaufen lassen
Aus Sicht der Caritas gäbe es Abhilfe: Kostenlose Kinderbetreuung, wie zum Beispiel ein freiwilliger Kindergarten bereits ab drei Jahren. Oder Ergänzungsleistungen für Familien. Einiges davon wird bereits gemacht, jedoch nur vereinzelt. Nötig sei deshalb eine nationale Strategie gegen die Armut.
Und: Das bis Ende 2018 beschränkte Armutsprogramm des Bundes müsse weitergeführt werden, fordert die Caritas.