Uferschwalben sind zierliche, braune Vögel mit weissem Bauch. Beheimatet sind sie in der Schweiz, den Winter verbringen sie in Afrika. Wenn sie im Frühling zum Brüten zurückkehren, haben sie ein Problem: Sie stehen vor verschlossenen Türen. Ihnen fehlt der Lebensraum.
Ursprünglich gruben die Vögel ihre Brutröhren in frisch abgebrochene Steilufer an Flüssen. Mit der Verbauung verloren die Fliessgewässer aber an Dynamik. Unterspülungen und die daraus resultierenden Uferabbrüche verschwanden, die Schwalben verloren ihre Nistplätze. Die Uferschwalben-Bestände gelten laut Vogelwarte Sempach in der Schweiz als «verletzlich».
Nun helfen künstliche Sandaufschüttungen, wie jene in der Kiesgrube im aargauischen Stetten. Kiesunternehmer Ueli Müller beobachtete vor zehn Jahren, wie Uferschwalben versuchten, Brutröhren in ein verkaufsfertiges Sanddepot zu graben. Müller schüttete als Ersatz einen grossen Sandhaufen auf, in den bald die ersten Schwalben einzogen.
Die Vögel hätten die Alternative sehr gut angenommen, so Ueli Müller. Von März bis September wohne die immer gleiche Schwalbenkolonie in der vier Meter hohen und 20 Meter breiten Sandwand. Im Herbst wird die Wand abgestochen, damit die Uferschwalben bei ihrer Rückkehr im Frühling neue Löcher graben können.
Das Ganze sei mit Arbeit verbunden, meint Kiesunternehmer Ueli Müller, der in der Schweiz bereits mehrere Sandhaufen für die Schwalben gebaut hat. Diese Arbeit werde aber belohnt: «Jeden Abend, wenn man in die Grube hinunter spaziert und die Vögel sieht, dann ist das wunderbar.»
Das Aargauer Beispiel freut auch den Vogelschutzverband Birdlife Aargau. Birdlife propagiert die künstlichen Sandhaufen für Uferschwalben. In der Schweiz gibt es nun 26 Sandaufschüttungen für die Vögel. So brüteten 2020 rund zwei Fünftel der insgesamt 4200 Brutpaare in einem künstlich angelegten Sandhaufen.
Alleine mit Sandaufschüttungen kann der Bestand der Uferschwalben aber nicht gesichert werden. Birdlife sieht weiteren Handlungsbedarf. Seit 2011 schuf nämlich kein Renaturierungsprojekt eine ausreichende Dynamik von Fliessgewässern, damit Abbruchhänge und damit Brutplätze für die Vögel entstanden wären.
Der Verband hofft auf vermehrte Gewässer-Renaturierungen. Auch sie sollen genug Stellen schaffen, damit die Uferschwalben brüten können.