Für Genf und Basel würde ein Ja bei der nationalen Abstimmung 27. November über die Laufzeiten der Atomkraftwerke nicht viel ändern. Sie haben den Atomausstieg schon vor über zehn Jahren vollzogen. Dennoch kommen die Stromversorger in beiden Kantonen ohne Importe aus dem Ausland aus.
Anti-AKW-Bewegungen in Basel und Genf
Der Grundstein zur basel-städtischen Anti-Atom-Politik wurde 1979 gelegt. Das Stimmvolk verankerte nach den Protesten gegen das AKW Kaiseraugst einen Artikel in der Verfassung, wonach sich Basel-Stadt gegen die Kernenergie einsetzen und neue Technologien fördern muss.
Die Industriellen Werke Basel (IWB) beteiligten sich deshalb nie an Atomkraftwerken und liefern den Kunden in ihrem Stromnetz seit Ende der 1990er-Jahre fast ausschliesslich Elektrizität aus Wasserkraft. Damals liefen die letzten Bezugsverträge mit AKW-Betreibern aus.
Berteits zuvor beteiligte sich die IWB an grossen Wasserkraftwerken in den Alpen. Heute beliefern die IWB ihre Kunden in Basel ausschliesslich mit AKW-freiem Strom aus ihren eigenen Anlagen in der Schweiz.
Auch in Genf geht die AKW-kritische Haltung auf den Widerstand gegen das heute in Vergessenheit geratene AKW-Projekt in Verbois (GE) zurück. Das Genfer Stimmvolk hiess 1986 einen Verfassungsartikel gegen die Atomkraft gut.
Langer Weg in Genf
Bis der Atomausstieg vollzogen wurde, dauerte es allerdings noch viele Jahre. Zunächst fehlte der politische Wille, den Verfassungsartikel umzusetzen. Erst um das Jahr 2000 unter dem Grünen Regierungsrat Robert Cramer wurde das angepackt, wie Christian Brunier, Generaldirektor der Industriellen Betriebe Genf (SIG), sagte.
Seit ungefähr 2002 vertreiben die SIG keinen Atomstrom mehr. Erst ab 2017 wird einzig sauberer Strom aus der Schweiz geliefert. Bislang bezogen die SIG noch fünf Prozent des verkauften Strom aus einem Gaskraftwerk in Luxemburg.
Anders als die IWB hat die SIG aber nicht die gesamte Stromproduktion in der Schweiz in den eigenen Händen. Rund ein Viertel des gelieferten Stromes stammt aus den Genfer Wasserkraftwerken sowie den Solaranlagen im Kanton Genf.
Wenig Solar- und Windenergie
Drei Viertel des Strombedarfs wird auf dem Schweizer Strommarkt eingekauft, wobei die SIG Herkunftsnachweise verlangen, um das Label für hundertprozentig erneuerbare Energie zu erhalten. In Basel-Stadt liegt der Anteil des Stroms aus Solar- und Windenergie bislang unter einem Prozent der Liefermenge, in Genf stammt heute rund ein Prozent aus Solarenergie.
Die IWB investierten zwar stark im Deutschland, Frankreich und Spanien in erneuerbare Energie, was den Anteil der Windenergie an der gesamten IWB-Stromproduktion bis auf knapp 12 Prozent anhob. Allerdings wird dieser Strom in den jeweiligen Ländern verkauft.
Für den Basler Stromversorger handelt es sich um strategische Investitionen, da der Stromverbrauch im basel-städtischen Netz durch die inländische Produktion gedeckt werden kann, wie Lars Knuchel, Kommunikationschef der IWB, sagt.
Eigenproduktion hat ihren Preis
Allerdings gerät das Basler Modell angesichts der historischen Tiefpreise auf dem europäischen Strommarkt im Zuge der Subventionen für Deutschlands Energiewende unter Druck. «Im Gegensatz zu anderen Versorgern, die derzeit von den extrem tiefen Strompreisen profitieren, indem sie billigen Graustrom auf dem europäischen Grossmarkt einkaufen und dann in ihren Netzen absetzen können, haben wir eine saubere und vollständig erneuerbare Eigenproduktion, die ihren Preis hat», sagt IWB-Sprecher Lars Knuchel.
Deshalb setzen sich Genf und Basel-Stadt auch für bessere Rahmenbedingungen der unrentabel gewordenen Wasserkraft ein. Zudem fördern sie Energieeffizienz und damit die Senkung des Stromverbrauchs. Im Fall einer Annahme der Atomausstiegs-Initiative müssten die IWB an ihrem Stormmix nichts ändern, wie Knuchel festhält. Auch die SIG könnte ihre Strategie fortführen.