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Heisse Phase im Rückbau des AKW Mühleberg
Aus Schweiz aktuell vom 16.05.2022.
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Atomkraftwerk Mühleberg Rückbau geht in entscheidende Phase und sorgt für Überraschungen

Seit zwei Jahren demontieren Experten das AKW Mühleberg. Nun sind auch die ersten Brennelemente weg. Doch der Rückbau bringt für die BKW Überraschungen und Hürden, wie ein Augenschein vor Ort zeigt.

Es ist wohl eine der komplexesten Baustellen der Schweiz. Seit zwei Jahren wird das AKW Mühleberg Stück für Stück entkernt und abtransportiert. 17'000 Tonnen Material demontieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Werk.

Mitarbeitende im AKW Mühleberg beim Abbau.
Legende: Der Rückbau des AKW geht in kleinen Schritten vorwärts. Keystone

47 Jahre war die Anlage in Betrieb. Bis 2030 höhlen die Arbeiterinnen und Arbeiter das Kernkraftwerk komplett aus. Es geht nur langsam vorwärts, wie ein Augenschein vor Ort zeigt. Von aussen sieht das AKW aus wie immer. Aber im Innern wird die Anlage verschrottet. Auch die hoch radioaktiven Brennelemente befinden sich nach wie vor im Kraftwerk. Sie lagern in einem Wasserbecken im Reaktor.

Erste Brennelemente abtransportiert

Vor wenigen Wochen ging nun der erste Transport in Richtung Zwischenlager in Würenlingen AG. «Der Abtransport der Brennelemente ist wirklich der wesentliche Meilenstein im gesamten Rückbauprojekt», sagt Stefan Klute, Leiter Stilllegung und Entsorgung Kernkraftwerk Mühleberg zu SRF.

Man habe den Rückbau in zwei wesentliche Phasen unterteilt: einmal mit Brennelementen in der Anlage und einmal ohne. «Je früher wir die Brennelemente vom Areal wegtransportieren, desto besser ist das für das Gesamtprojekt», so Klute. Der Abtransport findet in mehreren Phasen statt und dauert bis Ende 2023.

100'000 Kisten für AKW-Schrott

Abgedichtete Überzüge, Atemhilfe – in Vollmontur zerlegen Mitarbeiter in einem anderen Bereich des Atommeilers ein 120 Meter langes Rohr, aus dem früher Dampf aus dem Atomreaktor kondensierte, elf Meter unter dem Boden.

Wagen stehen bereit für den Transport.
Legende: Die markierten Anlagen sind bereit für den Abtransport. Keystone

Das über 600 Tonnen schwere Stahlrohr wird zerstückelt und dann in Kisten gepackt. Nicht nur die Radioaktivität ist hier heikel. Auch ein Bitumen-Anstrich an den Rohrwänden kann Gift freisetzen.

Aus diesem Grund ist auf der Baustelle des AKW Mühleberg Schrott nicht einfach Schrott. Die Teile werden zuerst mit einem Hochdruckreiniger und dann mit Strahlgranulat gereinigt. Danach kontrollieren Arbeiter mit Strahlenmessgeräten, ob die Teile wirklich dekontaminiert und sauber sind.

Rückbau ist ein Milliardenprojekt

Box aufklappen Box zuklappen

Ende 2019 ist das Atomkraftwerk Mühleberg vom Netz gegangen. Doch die Vorbereitungsarbeiten für den Rückbau dauerten da schon Jahre an.

Bereits 2013 hatte die Betreiberin BKW entschieden, das Kraftwerk stillzulegen. Der hauptsächliche Grund: Die Nachrüstungen für einen sicheren Betrieb wären zu teuer geworden.

Doch auch der Rückbau kostet viel Geld. Gegen drei Milliarden Franken beziffert die BKW die Stilllegung, den Rückbau und die gesamte Entsorgung des teils hoch radioaktiven Materials. Kosten, welche die BKW selber tragen muss. Doch das Projekt sei auf Kurs: Bei den Kosten liege man derzeit sogar etwas unter den Erwartungen, lässt Stilllegungsleiter Stefan Klute von der BKW verlauten.

Erst nach diesem aufwändigen Prozedere geht das Material nach draussen. Dort lagert der AKW-Schrott in Kisten, bevor er rezykliert wird. «Bei 17'000 Tonnen Material kommen wir auf über 100'000 Kisten», sagt Klute weiter. Alle werden kontrolliert und mit QR-Code versehen, um die Herkunft rückverfolgen zu können - eine riesige Logistikübung.

Asbest sorgt für böse Überraschungen

Bei einem derart aufwändigen Projekt ist man vor Überraschungen nicht gefeit. So haben die Bauspezialisten viel mehr Asbest vorgefunden als erwartet.

Eine Schutzvorrichtung hängt vor einer Baustelle, auf der Asbest abgebaut wird.
Legende: Hinter der Absperrung wird Asbest abgebaut. Keystone

Die einstige Wärmedämmung bringt den Rückbau-Fahrplan durcheinander, am einen Ort wurde der Rückbau monatelang gebremst, dafür zog man andere Baustellen vor. Klute: «Umstellen gehört zum Tagesgeschäft. Flexibilität, dass wir auf unvorhergesehene Sachen reagieren können, ist die oberste Prämisse bei der Koordination von Baustellen.»

Der Asbestabfall – auch er wird freigemessen, bevor er entsorgt wird. In orange Säcke verpackt, liegt er in einer Halle. Nun wartet er mit dem restlichen Schrott auf die Kontrolleure des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats ENSI, die hier nochmals Strahlenmessungen machen. Auch das ist Teil der riesigen Logistik.

Schweiz aktuell, 16.05.2022

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