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Atommüll im Kanton Zürich «Terradura»: Endlager für radioaktive Abfälle bekommt Namen

Das Tiefenlager für radioaktive Abfälle im Zürcher Stadel hat einen Namen bekommen. Kritiker warnen vor Verharmlosung.

«Terradura» soll das geplante Tiefenlager für radioaktive Abfälle in Stadel im Zürcher Unterland heissen. Dies ist das Ergebnis eines Online-Votings, wie die Verantwortlichen mitteilen. 3500 Personen aus der ganzen Schweiz haben sich beteiligt. Mit fast 40 Prozent der Stimmen machte «Terradura» das Rennen.

Einer von 3000 Namensvorschlägen

Der lateinische Begriff für «feste Erde» stehe für Halt, Tiefe und Beständigkeit in der Erde. Mit dem Namenswettbewerb wollte man, die Bevölkerung zum mitdenken animieren bei einem abstrakten und komplexen Thema, sagt Martin Künzi vom Namensforum Tiefenlager, dem Veranstalter des Wettbewerbs. Daran beteiligt sind auch die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra), der Kanton Zürich und die Standortgemeinde Stadel.

Grafik mit den Stimmanteilen
Legende: Die anderen Vorschläge erhielten wesentlich weniger Stimmen als «Terradura» Namensforum Tiefenlager Schweiz

Ursprünglich wurden über 3000 Namensvorschläge eingegeben, fünf wählte die Jury aus: «ATLASuisse» ist auf dem zweiten Platz gelandet, «Soluterra» auf dem dritten, «Peradina» und «Stadelnova» erhielten am wenigsten Stimmen.

Terradura ist der Name des Bauprojekts. Er wird stets mit dem Zusatz geologisches Tiefenlager genannt.
Autor: Reto Grossmann Gemeinderat Stadel und Jurymitglied des Namensforums

Jurymitglied und Gemeinderat von Stadel Reto Grossmann freut es, dass sich alle an der Bestimmung des Namens beteiligen konnten. Er persönlich findet den lateinischen Namen «Terradura» zwar etwas elitär, die Bedeutung gefalle ihm aber.

Reaktionen durchzogen

Im Dorf seien die Reaktionen allerdings durchzogen, sagt Reto Grossmann: «Manche unterstellen uns, dass wir die Tatsache, dass radioaktive Abfälle gelagert werden, durch den Namen verschönern wollten.» «Terradura» sei allerdings nur der Name des Bauprojekts. Er werde stets mit dem Zusatz «geologisches Tiefenlager Schweiz» verwendet.

Der Name dient lediglich Marketingzwecken und der Verharmlosung des Themas.
Autor: Karin Joss Co-Präsidentin Verein LoTi

Kritik äussert auch der Verein LoTi, der das Tiefenlager in Stadel schon länger kritisch begleitet. «Das Projekt braucht überhaupt keinen Namen», sagt Co-Präsidentin Karin Joss. «Der Name dient lediglich Marketingzwecken und der Verharmlosung des Themas.»

Das Namensvoting sei eine Bespassung, um vom ernsten Thema abzulenken, sagt Karin Joss. Es sei aber nun mal die Endlagerung von radioaktiven Abfällen im Zürcher Unterland – und so solle das auch genannt werden.

Im Haberstal in Stadel wurden ausführliche Untersuchungen getätigt – etwa beim Grundwasser
Legende: Im Haberstal in Stadel wurden ausführliche Untersuchungen getätigt – etwa beim Grundwasser. Keystone/Michael Buholzer

Das geplante Tiefenlager im Haberstal in Stadel hat nun zwar einen Namen, ob es überhaupt gebaut wird, ist allerdings noch nicht klar. Die Nagra hat dem Bund die Gesuchunterlagen vorgelegt. Es wird aber noch eine Vernehmlassung geben.

Zudem steht so gut wie fest, dass auch die Stimmbevölkerung sich noch zum geologischen Tiefenlager äussern wird. Dies allerdings frühestens in fünf Jahren.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 27.11.2025, 6:31 Uhr ; 

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