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Die Forderung nach Elternzeit
Aus 10 vor 10 vom 01.07.2019.
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Auch Bürgerliche stimmen zu Elternzeit nimmt Fahrt auf

In der Politik herrscht überwiegend Konsens für den Vaterschaftsurlaub. Doch nun wird die Elternzeit immer populärer.

Der 14. Juni 2019 wird in die Schweizer Geschichte eingehen. Über eine halbe Million Frauen haben an diesem Freitag ihre Forderungen auf die Strasse getragen. Eine Forderung fällt besonders auf – die nach Elternzeit: Also eine Art Zeitkonto, das beide Eltern unter sich aufteilen können. Statt eines Vaterschaftsurlaubs, wie es das Parlament noch diskutiert.

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Daniel Graf: «Die Politik hat das Thema nicht wahrgenommen»
Aus News-Clip vom 01.07.2019.
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Die Kampagnenplattform wecollect.ch will diesen Schwung aus dem Frauenstreik jetzt nutzen. Daniel Graf und seine Mitstreitenden wollen nun eine Volksinitiative für eine Elternzeit lancieren: «Was jetzt mit dem Thema Elternzeit passiert, ist vergleichbar mit der Diskussion über den Klimawandel: Die Politik hat es nicht wahrgenommen, dann kommt eine Bewegung wie der Frauenstreik, die das Thema aufgreift und damit den Zeitgeist trifft.»

Selbst Bürgerliche wollen Elternzeit

An Schwung gewinnt die Elternzeit auch bei Bürgerlichen. Die Junge CVP (JCVP) hat die Forderung nach 18 Wochen Elternzeit beschlossen. In der Arbeitsgruppe, die den Vorschlag ausgearbeitet hat, sind die Männer in der Mehrzahl. Die Unterstützung von Seite der Männer sei sehr gross, gerade weil sie mehr Verantwortung in der Erziehung übernehmen wollten, sagt Sarah Bünter, Präsidentin der JCVP. «Allerdings spüren sie, dass es in der Arbeitswelt Schwierigkeiten gibt, sich Zeit für die Kinder zu nehmen.»

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Sarah Bünter: «Unsere Generation erlebt ein anderes Rollenbild»
Aus News-Clip vom 01.07.2019.
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Mehr tatkräftige Papis – das möchten die meisten Parteien. Die Recherche von SRF zeigt, dass die Forderung nach Elternzeit politisch Zulauf gewinnt – auch gegenüber dem Vaterschaftsurlaub.

Elternzeit: Die Parteipositionen im Überblick

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SVP: 14 Wochen Mutterschaftsurlaub wie bisher. Kein weiterer Ausbau.

SP: Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub von je mindestens 14 Wochen. Zusätzlich dazu mindestens 10 Wochen Elternzeit.

FDP: Elternzeit von insgesamt 16 Wochen. Flexibel gestaltbar. Acht davon fix für die Mutter.

CVP: 14 Wochen Mutterschaftsurlaub wie bisher. Plus 2 Wochen Vaterschaftsurlaub.

Grüne: 14 Wochen Mutterschaftsurlaub wie bisher. Plus mindestens 8 Wochen Vaterschaftsurlaub. Anschliessend 28 Wochen Elternzeit.

GLP: 28 Wochen Elternzeit, je 14 Wochen für Mann und Frau (wenn beide Elternteile erwerbstätig sind resp. bleiben).

BDP: 28 Wochen Elternzeit, je 14 Wochen für Mann und Frau (wenn beide Elternteile erwerbstätig sind resp. bleiben).

Nur bedingte Einigkeit

Einigkeit also bei der Elternzeit. Doch bei der Frage: Wie soll die Elternzeit ausgestaltet werden – da scheiden sich die Geister: «Wir werden sicher in den nächsten Monaten über Modelle reden», sagt Daniel Graf von wecollect.ch. Einer der Vorschläge stammt von der eidgenössischen Kommission für Familienfragen. Diese schlägt 38 Wochen Elternzeit vor, davon 14 Wochen Mutterschaftsurlaub. Speziell an diesem Modell ist, dass Väter einen Pflichtanteil von 8 Wochen haben.

38 Wochen – das sind 20 Wochen mehr als die JCVP fordert. «Gewisse Forderungen gehen sehr weit. Das können wir unserer Wirtschaft nicht aufbürden», sagt Sarah Bünter. Die JCVP startet deshalb mit einer Forderung, die umsetzbar sei und wovon auch die Wirtschaft profitieren könne. «Wenn Frauen nicht zu lange zu Hause bleiben, fällt ihnen die Integration in den Arbeitsmarkt einfacher, so kann dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.»

Elternzeit sollte höchstens ein Jahr betragen

Die Forschung gibt der Argumentation der JCVP recht. Frauen sollen nicht zu lange zuhause bleiben, da sonst die Gefahr bestehe, dass nur sie Elternzeit beziehen und dadurch sehr lange vom Arbeitsmarkt wegblieben. «Ideal ist ein Elternurlaub von sechs Monaten bis zu einem Jahr», sagt Isabelle Stadelmann, Professorin für Politologie an der Universität Bern. Und: «Auf jeden Fall soll eine bestimmte Zeit für Väter reserviert sein.»

Elternzeit in Europa

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Europäische Union: Viele EU-Staaten gewähren bereits heute Vaterschaftsurlaube zwischen einem Tag und mehreren Wochen. Künftig werden es in der ganzen Union mindestens zwei Wochen sein. Diesen Minimalstandard beschlossen Vertreter der Staaten, der Kommission sowie des EU-Parlaments zu Jahresbeginn. Die Mitgliedsländer müssen nun die gesetzlichen Grundlagen dafür schaffen.

Deutschland: Beiden Eltern steht gemeinsam während insgesamt 14 Monaten Elterngeld zu. Diese Zeit können sie frei untereinander aufteilen. Eltern mit höheren Einkommen erhalten 65 Prozent (maximal 1800 Euro), Eltern mit niedrigeren Einkommen bis zu 100 Prozent (mindestens 300 Euro) ihres Nettolohns. Darüber hinaus geniesst jeweils einer der beiden Elternteile während total 22 weiteren Monaten unbezahlter Elternzeit Kündigungsschutz.

Österreich: Väter haben Anspruch auf einen Monat unbezahlten Vaterschaftsurlaub, während dem sie einen sogenannten Familienzeitbonus von rund 700 Euro erhalten. Unabhängig von der Betreuungszeit bekommen Familien während 36 Monaten Kinderbetreuungsgeld von pauschal maximal 34 Euro pro Tag, (abhängig von der Bezugsdauer) oder lohnabhängig maximal 66 Euro pro Tag. Bis zum zweiten Geburtstag des Kindes geniesst darüber hinaus jeweils einer der beiden Elternteile während unbezahltem Urlaub Kündigungsschutz.

Frankreich: Väter haben Anspruch auf 3 Tage geburtsbedingte Freistellung sowie zusätzlich insgesamt 11 Tage bezahlten Vaterschaftsurlaub während vier Monaten ab der Geburt. Dieser Anspruch besteht unabhängig vom Bezug des 16-wöchigen Mutterschaftsurlaubs.

Italien: Väter haben Anspruch auf 4 Tage bezahlten Vaterschaftsurlaub während der ersten 5 Tage ab der Geburt sowie auf weitere 3 Tage, falls die Mutter einem Abzug vom Mutterschaftsurlaub zustimmt. Darüber hinaus haben bis zum 8. Geburtstag des Kindes beide Elternteile gemeinsam Anspruch auf total 11 Monate Elternurlaub, während dem sie 30 Prozent ihres Lohnes erhalten.

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