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Auch wegen Finanzlage Armee will Tiger-Jets und heutige Patrouille Suisse stilllegen

Ende 2027 will die Armee die F-5 Tiger und somit die heutige Patrouille Suisse grounden. Bereits regt sich Widerstand.

Etwas mehr als drei Jahre noch, dann soll die Tiger-Flotte gegroundet werden. Thomas Hurter ärgert sich über die Absicht von Verteidigungsministerin Viola Amherd: «Das ist nicht akzeptabel und verstösst gegen den Entscheid des Parlaments», sagt der frühere Tiger-Pilot und jetzige SVP-Nationalrat.

Vor zwei Jahren bereits wollte der Bundesrat die F-5 Tiger ausmustern. Das Parlament allerdings legte sein Veto ein. Jetzt nimmt Verteidigungsministerin Amherd den nächsten Anlauf und möchte die Tiger Ende 2027 stilllegen. Die Armee bestätigt entsprechende Recherchen von Radio SRF.

Weiterbetrieb zu teuer

Ein wichtiger Grund sind die knappen Gelder. Die Armee schreibt auf Anfrage: «Angesichts der aktuellen Finanzlage des Bundes und der konsequenten Ausrichtung auf die Wiedererlangung der Verteidigungsfähigkeit beabsichtigt die Armee, die F-5 Tiger Flotte noch bis Ende 2027 weiterzubetreiben.» Die Tiger kosten jährlich rund 40 Millionen Franken, für einen längeren Betrieb wären zusätzliche Millionen-Investitionen nötig. Diese will die Armee nicht mehr tätigen. Mit der Ankunft der ersten F-35-Jets in der Schweiz ab 2028 können laut Armee die heutigen Aufgaben der Tiger auch anders erbracht werden.

Die F-5 Tiger der Schweizer Armee

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Die Schweizer Luftwaffe hat in den 1970er- und 1980er-Jahren insgesamt 110 Tiger beschafft. Heute umfasst die Flotte noch 25 Jets, davon werden laut Armee zurzeit allerdings nur noch 18 eingesetzt. Rund die Hälfte der Tiger nutzt die Patrouille Suisse – entsprechend sind die Jets rot-weiss lackiert mit dem charakteristischen Schweizerkreuz auf der Unterseite.

«Im Luftkampf chancenlos»

Die übrigen Jets dienen der Zieldarstellung bei Luft-Luft-Schiessübungen und werden für Mess- und Testflüge eingesetzt. Laut Armee sind sie mit ihren veralteten Sensoren und der Bewaffnung selbst für den Luftpolizeidienst kaum mehr einsetzbar. «In einem Luftkampf gegen einen zeitgemässen Gegner wären sie chancenlos», so die Armee.

Unfälle sorgen für Diskussionen

Die Patrouille Suisse sorgte in den letzten Jahren mit Pannen für Schlagzeilen: Letztes Jahr berührten sich zwei Jets bei Baar (ZG) auf einem Trainingsflug. Dabei stürzte ein Trümmerteil auf ein Industriegelände. Ebenfalls auf einem Trainingsflug berührten sich 2016 in den Niederlanden zwei Patrouille-Suisse-Jets. Eine der Tiger-Maschinen stürzte ab, der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten. Beide Ereignisse führten zu Diskussionen über Sinn und Zweck der Kunstflugstaffel.

Ein Aus für die Tiger bedeutet das Aus für die bisherige Patrouille Suisse, die mit Tiger-Jets fliegt. So wie jetzt beabsichtigt, werde die Patrouille Suisse nicht mehr auf einem Jetflugzeug fliegen können, schreibt die Armee. Die Flugwaffe solle sich aber auch künftig einem breiten Publikum zeigen können. Als Ersatz seien die Schulungsflugzeuge Pilatus PC-7 die sinnvollste Lösung. Konkret soll das bestehende PC-7-Team an die Stelle der Patrouille Suisse rücken.

Widerstand aus SVP und FDP

In den nächsten Wochen will Verteidigungsministerin Amherd die Pläne mit den sicherheitspolitischen Kommissionen von National- und Ständerat diskutieren. Für ein definitives Grounding braucht es bis 2027 einen Parlamentsentscheid. Der grösste Widerstand kommt von rechts. Der Tiger sei vergleichsweise günstig und bleibe etwa für Luftkampf-Trainings wichtig, sagt SVP-Nationalrat Thomas Hurter. «Die Amerikaner wollen dieses Flugzeug bis 2050 einsetzen. Das ist ein klares Zeichen, dass wir diese Jets nicht verscherbeln sollten.»

Sechs Patrouille Suisse Jets fliegen in Formation.
Legende: Die Patrouille Suisse – eine Schweizer Tradition. Keystone/RADEK PIETRUSZKA

Auch FDP-Sicherheitspolitikerin Maja Riniker stellt sich gegen ein Grounding. Das Argument, dass es ab der Einführung des F-35 keinen Bedarf mehr gebe, überzeuge sie noch nicht – zumal nicht feststehe, wann wie viele der neuen Jets ausgeliefert würden: «Solange nicht klar ist, welches andere Flugzeug die Leistungen der Tiger übernimmt, müssen die Jets weiterfliegen», so die Nationalrätin. Auch in der Mitte-Partei ist die Rede von offenen Fragen.

Zankapfel Patrouille Suisse

Für die Stilllegung ist SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf: «Ich sehe, wie gross der finanzielle Aufwand ist, um den Tiger instand zu halten.» Das Ende der Patrouille Suisse müsse man in Kauf nehmen: «Die Patrouille Suisse ist stark verankert bei den Leuten, persönlich hänge ich aber nicht an ihr. Alles hat ein Ablaufdatum.»

Es ist eine Demonstration der Fähigkeiten unserer Piloten. Das dient auch der Abschreckung.
Autor: Thomas Hurter SVP-Nationalrat

Kein Ablaufdatum akzeptieren will Sicherheitspolitiker und SVP-Ständerat Werner Salzmann. Wie sein Parteikollege Hurter will er die Stilllegung bekämpfen. Die Patrouille Suisse müsse auch künftig mit Jets fliegen: «Es ist eine Demonstration der Fähigkeiten unserer Piloten. Das dient auch der Abschreckung.» Das PC-7-Team könne kein Ersatz sein.

Heute Morgen, 15.3.2024, 06:00 Uhr

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