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Aus nach 26 Jahren Das Ende der «20 Minuten»-Printausgabe kommt nicht überraschend

«20 Minuten» als grösste gedruckte Tageszeitung des Landes wird verschwinden. Künftig gibt es sie nur noch digital. Das ist aber keine Folge davon, dass die Zeitung nicht rentieren würde – im Gegenteil: «20 Minuten» hat die mit Abstand höchste Gewinnmarge aller Tageszeitungen der TX Group. Einen grossen Anteil daran hat die Online-Plattform «20minuten.ch».

Für «20 Minuten» zählt Reichweite

«20 Minuten» war nie eine klassische Tageszeitung. Sie hat keine zahlenden Abonnentinnen und Abonnenten. Dazu kommt: Die Gratiszeitung hat eine eigene Verteilstruktur mit Kästen an neuralgischen Punkten, welche frühmorgens bedient werden müssen.

Damit fallen Druck- und Verteilkosten bei einer täglichen Auflage von fast 300'000 Exemplaren weit stärker ins Gewicht als bei einer kleineren Abo-Zeitung, die zahlende Leserinnen und Leser hat.

Das Einzige, was für «20 Minuten» zählt, ist folglich Reichweite. Denn diese entscheidet darüber, ob und wie viel Werbung mit dem Produkt generiert werden kann. Und genau hier liegt das Problem. In den vergangenen Jahren ist die Auflage der Gratiszeitung kontinuierlich gesunken – die Produktionskosten sind jedoch deutlich gestiegen. Vor allem beim Papier- und Strompreis. Bei der TX Group war daher schon lange klar, dass «20 Minuten» im Print ein Auslaufmodell ist.

Kosten für Druck und Betrieb sind enorm

Das Ende der Printausgabe nutzt man im Verlag, um die Redaktion komplett umzubauen. Regionalbüros werden geschlossen, Standorte zusammengelegt. Stand heute gehen dadurch 80 Vollzeitstellen in Verlag und Redaktion verloren. Das bedeutet nicht nur einen Verlust an thematischer und regionaler Vielfalt, sondern einen weiteren Rückbau des Mediensystems, wie wir ihn in den vergangenen Jahren verstärkt beobachten konnten.

Das Ende der grössten Printausgabe des Landes ist zwar heftig, kommt aber nicht überraschend. Genauso wenig sollte es überraschen, wenn weitere nationale Titel ihre Printausgaben einstellen werden. Die Kosten für Druck und Vertrieb sind enorm gestiegen, während die Zahl der Abos deutlich abgenommen hat. Zudem wurden in den vergangenen Jahren mehrere grosse Druckzentren geschlossen. Weitere Druckereischliessungen sind bereits angekündigt.

Damit ist die Zeit der Printzeitungen zwar nicht vorbei – gedruckte Zeitungen wird es weiterhin geben – die Vielfalt und Auflage aber dürfte in den nächsten Jahren weiter deutlich abnehmen.

Salvador Atasoy

Medienredaktor

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Salvador Atasoy arbeitet seit 2013 als Moderator und Redaktor für SRF 4 News und die SRF Medienredaktion – er verantwortet zudem den SRF Medientalk. Der Soziologe promovierte mit einer Arbeit zu journalistischer Qualität und war zuvor unter anderem für das ZDF, die «Sonntagszeitung» oder die «FAZ» tätig.

 

 

 

SRF 4 News, 17.6.2025, 10 Uhr; sten

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