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Besuch im Reka-Feriendorf Lenk: Noch ist es ruhig
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 25.03.2022. Bild: ZVG/Reka
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Aussergewöhnliche Unterkunft In diesem Berner Oberländer Feriendorf kommen Ukrainerinnen unter

Das Reka-Feriendorf Lenk im Simmental liegt naturgemäss etwas «ab vom Schuss». Mit dem Zug dauert die Fahrt ab Bern 1 Stunde und 45 Minuten. Für das Feriendorf steigt man kurz vor der Lenk an einem kleinen Bahnhof aus – dem Bahnhof Boden.

Der Bahnhof Boden an der Lenk.
Legende: SRF

Von da sind es zu Fuss wenige Minuten zu den Häusern, die ab sofort für Ukrainerinnen und ihre Kinder bereitstehen: Fernab vom Krieg, mitten im Berner Oberland. Normalerweise sind die gut 300 Betten der Schweizer Reisekasse Reka von Feriengästen besetzt, der Sommer wäre bereits ausgebucht, der nächste Winter ebenfalls fast.

Das Feriendorf.
Legende: So sieht es im Sommer an der Lenk aus. zvg/Reka

Mehr als hundert Telefonate haben die Reka-Mitarbeitenden geführt. Viele Gäste hätten Verständnis aufgebracht für die aktuelle Situation, dass Reka die Betten dem Kanton Bern für Flüchtende zur Verfügung stellt. «Wir spüren eine grosse Solidarität in der Schweizer Bevölkerung», sagt der Leiter Reka-Ferien, Damian Pfister.

Bereits angekommen ist eine 50-jährige Frau aus der Ukraine. Kommunizieren ist schwierig, Englisch spricht sie nicht. Mit einem digitalen Übersetzungstool verstehen wir uns trotzdem. Sie kommt aus der Millionenstadt Charkiw im Osten der Ukraine. Die zweitgrösste Stadt des Landes wird gerade zerstört, die Leute fliehen, sie findet mit ihrer 22-jährigen Tochter eine Unterkunft an der Lenk – nach einer beschwerlichen Reise.

Kommunikation via Übersetzungstool auf dem Mobiltelefon.
Legende: SRF

Ihr erster Eindruck vom Feriendorf: «Nette Leute, alle sehr hilfsbereit». Hier gebe es Ruhe, wo sie sich von der langen Reise via Lemberg, Warschau und Berlin erholen könne. Vorübergehend ist sie nun also hier.

Insgesamt 300 Betten stellt Reka für Geflüchtete zur Verfügung. Man geht davon aus, dass auch viele Kinder kommen. Die Infrastruktur ist dafür geeignet, ja gar dafür gemacht – Spielplatz inklusive Sandkasten ist direkt vor der Tür, es hat Geisslein zum Streicheln, viel Natur und wenig Menschen, die sich an Kinderlärm stören könnten.

Zwei Geisslein
Legende: SRF

«Es kommen viele neue Aufgaben auf uns zu», sagt Damian Pfister, Ferien-Leiter von Reka. Das Feriendorf muss in kurzer Zeit umdisponieren und sich für die ukrainischen Gäste bereit machen. Das mache man aber gerne – der Entscheid, das Feriendorf dem Kanton Bern zur Verfügung zu stellen, sei schnell gefällt worden.

Noch gibt es aber viele offene Fragen. Allein diese Woche werden noch über 30 Neuankömmlinge erwartet. «Wir wissen nicht, in welchem Zustand die Menschen kommen, welche Bedürfnisse sie haben, ob wir Dolmetscherinnen und Dolmetscher brauchen. Wir müssen flexibel sein», so Pfister. Bald wird sich das Feriendorf nach und nach füllen.

Das leere Feriendorf.
Legende: SRF

Finanziell ist noch nicht alles geregelt. Einerseits für die Schweizer Reisekasse selbst, erklärt der Ferien-Leiter: «Doch das steht für uns nicht im Vordergrund. Wir wollen zuerst unbürokratisch helfen und uns später um die Finanzen kümmern. Klar ist, dass wir einige Hunderttausend Franken investieren. Aber wir können uns das leisten, wir hatten ein paar sehr gute Jahre.»

Andererseits befürchtet die Gemeinde Lenk Mindereinnahmen, denn die Geflüchteten bezahlen selbstverständlich keine Kurtaxen, wie es Touristen tun: «Wir haben da noch keine Lösung, das müssen wir zusammen mit der Gemeinde und der Tourismusorganisation klären», so Pfister. Die Zusammenarbeit mit den Behörden, auch den kantonalen, funktioniere bestens. Und der Kanton Bern sei der schnellste und bisher einzige in dieser Sache: Noch sei kein anderer Kanton auf die Reka zugekommen mit der Frage, ob eine Ferienunterkunft für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt werden könnte.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 25.03.2022, 17:30 Uhr

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