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Austauschprojekt Zusammenarbeiten – auch wenn man sich nicht versteht

Schülerinnen und Schüler aus dem Berner Oberland arbeiten zusammen mit Geflüchteten. Dabei prallen Welten aufeinander.

Eine Gruppe junger Menschen stapft durch den Wald, ausgerüstet mit Helmen, Beilen und Eimern. Hier an den Berghängen des Val Ferret im Unterwallis sollen sie während fünf Tagen Bäume fällen, Steine aufsammeln und Büsche stutzen – und ganz nebenbei miteinander in Kontakt kommen.

Die Jugendlichen würden sich sonst wohl kaum je treffen.

Zur Gruppe Jugendlicher gehören neben Schülerinnen und Schüler aus Steffisburg auch minderjährige Asylsuchende aus Afghanistan, Syrien, Somalia und Iran. Junge Männer, die ohne Familie in die Schweiz geflüchtet sind und bis zu ihrer Volljährigkeit in einer Unterkunft in Huttwil leben.

Wald im Herbst
Legende: Im Walliser Wald prallen Kulturen aufeinander. 20 Jugendliche arbeiten während des Schullagers Hand in Hand. Das Ziel: Umweltschutz, aber auch Rassismusprävention. Sonja Mühlemann/SRF

In der gemeinsamen Projektwoche sollen Vorurteile abgebaut werden. «Die Jugendlichen sind ähnlich alt und wachsen alle im Kanton Bern auf, trotzdem würden sich ihre Wege im Alltag wohl kaum je kreuzen», so Kaspar Zürcher. Er leitet die Stiftung Bildungswerkstatt Bergwald, welche diese Zusammenkünfte seit zwei Jahren organisiert.

Minderjährige Asylsuchende in der Schweiz

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Vergangenes Jahr sind 989 Jugendliche ohne Familie in die Schweiz geflüchtet und haben ein Asylgesuch gestellt. Das entspricht rund sieben Prozent aller Gesuche.

Zwei Drittel der jungen Geflüchteten stammen aus Afghanistan und sind zwischen 16 und 17 Jahre alt. Das zeigen Zahlen vom Staatssekretariat für Migration. Über 90 Prozent der unbegleiteten Minderjährigen sind junge Männer.


Kaspar Zürcher ist überzeugt: «Begegnungen wie diese sind die beste Rassismusprävention.» Diese Überzeugung teilt auch die Klassenlehrerin aus Steffisburg, Nathalie Wacker. «Die Schülerinnen und Schüler bekommen einen neuen Blick auf die Nachrichten aus aller Welt. Durch den Kontakt mit den Geflüchteten lernen sie eine neue Realität kennen.»

Menschen im Wald
Legende: In Zweiergruppen machen sich die Jugendlichen an die Arbeit. Unter Anleitung eines Forstingenieurs lernen die Jugendlichen den richtigen Umgang mit Sägen. Sonja Mühlemann/SRF

Bereits im Juni hat eine Schulklasse aus Steffisburg an einer Begegnungswoche teilgenommen. «Die Begegnung mit den Geflüchteten hat die Jugendlichen auch nach dem Lager noch beschäftigt», erzählt Nathalie Wacker.

Und was sagen die Jugendlichen?

Auch die Teilnehmenden im Wallis machen sich ihre Gedanken. Eine Schülerin aus dem Berner Oberland beispielsweise grübelt über das Frauenbild der Asylsuchenden nach. «Ich habe da schon einige Vorurteile, wenn ich daran denke, wie in ihrer Heimat mit Frauen umgegangen wird», gibt sie zu. «Hier im Lager habe ich den Eindruck, dass sie einerseits eigentlich gar nicht mit uns Frauen arbeiten wollen, es andererseits aber auch spannend finden.»

Sie mache ungewohnte Erfahrungen, etwa, dass die  jungen Männer aus Afghanistan ihr den schweren Eimer mit den gesammelten Steinen tragen wollen. Dies sei sie sich von Gleichaltrigen aus der Schweiz nicht gewohnt. Sie könne nicht sagen, ob dies das gut oder schlecht finde, es sei «einfach anders».

Menschen arbeiten in Berglandschaft
Legende: Die Jugendlichen räumen Steine von der Bergweide weg. Sie kommunizieren mit Gesten: Denn die Geflüchteten sprechen erst einige Brocken Deutsch. Sonja Mühlemann/SRF

Nicht ganz einfach sei manchmal die Kommunikation, erzählt ihr Klassenkamerad. Die Geflüchteten aus Afghanistan sprechen kaum Deutsch, sind sie doch erst seit kurzem in der Schweiz. «Bemüht man sich, kann man sich aber trotzdem austauschen. Es ist spannend, neue Leute kennen zur lernen und Zeit zusammen zu verbringen.»

Sein Gspändli aus Afghanistan nickt. Auch ihm gefällt die Begegnungswoche im Wallis: «Ich mag die Arbeit in der Natur. Und ich mag, dass sich alle gegenseitig helfen.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 24.10.2022, 17:30 Uhr ; 

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