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Ausweispflicht für Fans Basler Polizeidirektorin schafft sich viele Gegner

Die Regierungsrätin Stephanie Eymann setzt vermehrt auf Repression. Beim Thema Fussball stösst sie an ihre Grenzen.

Vor einem Jahr wurde die Liberale Stephanie Eymann in die Basler Regierung gewählt und verdrängte den freisinnigen Baschi Dürr aus dem Amt. Dürr war bei Polizeieinsätzen ein absoluter Verfechter der «Verhältnismässigkeit». Das trug ihm Kritik von links und rechts ein – von allen Seiten immer etwa gleich viel: Der Linken war er zu hart, der Rechten zu weich.

Seit Stephanie Eymann das Amt übernommen hat, weht hingegen ein merklich kühlerer, sprich repressiverer Wind. Selbst bei kleinen, unbewilligten Demonstrationen gibt es schnell einmal einen «Mitteleinsatz», wie es in der Polizeimitteilung schliesslich heisst. Und als es im Sommer im Basler Hafen zu vielen Vorfällen mit Autoposern und zu einer massiven Messerstecherei unter Jugendlichen kam, verfügte Eymann das Aufstellen von Überwachungskameras.

Erstmals Kritik aus dem eigenen Lager

Das trug der Regierungsrätin zum ersten Mal sogar Kritik aus dem eigenen Lager ein. Der freisinnige, ehemalige Parteipräsident Luca Urgese sprach damals von einer «Übertreibung» und wies darauf hin, dass das Basler Parlament die Videoüberwachung im öffentlichen Raum schon mehrfach abgelehnt habe.

Das Parlament hat schon mehrfach die Videoüberwachung im öffentlichen Raum abgelehnt.»
Autor: Luca Urgese ehem. Parteipräsident FDP Basel-Stadt

Einen wahren Sturm der Empörung löste Eymann aber kürzlich aus. Sie sprach sich gemeinsam mit ihren Amtskollegen aus der ganzen Schweiz dafür aus, dass es in Zukunft nur noch personalisierte Eintrittstickets für Fussballspiele der Super League geben soll. Erneut war es der Freisinnige Urgese, der zu den Kritikern gehörte. «Stephanie Eymann verlässt damit den bewährten Basler Weg», monierte der Politiker.

Der Kanton Basel-Stadt hatte es 2013 abgelehnt, dem Hooligan-Konkordat beizutreten. Dieses sieht beispielsweise ein Rayon-Verbot für gewalttätige Fussballfans vor. Stattdessen setzte der Kanton auf verstärkte Fanarbeit.

Fanarbeit soll zielführender sein

Thomas Gander (SP), der lange in der Fanarbeit aktiv war, sagt: «Stephanie Eymann lässt jegliches Fingerspitzengefühl vermissen. Ihr Entscheid könnte die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Fans, Club und Behörden bedrohen.»

Tatsächlich ist die Anzahl gewalttätiger Vorfälle durch FCB-Fans in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Das wird unter anderem auf das grössere Vertrauensverhältnis zwischen Fans, Behörden und Club zurückgeführt.

Stephanie Eymann lässt jegliches Fingerspitzengefühl vermissen
Autor: Thomas Gander SP-Grossrat Basel-Stadt und ehemaliger Fanarbeiter

Stephanie Eymanns Entscheid, die ID-Pflicht auch für Fussballspiele in Basel einzuführen, könnte in Anbetracht des parteiübergreifenden Widerstands im Basler Parlament abgelehnt werden. Es wäre ihre erste politische Niederlage seit Amtsantritt.

«Die ID-Pflicht hilft, Gewalttäter zu identifizieren»

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Stephanie Eymann, Basler Polizeidirektorin
Legende: Stephanie Eymann, Basler Polizeidirektorin Keystone

Stephanie Eymann, wieso wollen Sie den Basler Weg verlassen und vermehrt auf Repression im Stadion setzen?

Die Kantone haben sich alle für die personalisierten Tickets ausgesprochen. Mir ging es darum, dass überall die gleichen Massnahmen gelten.

Aber Basel hat sehr gute Erfahrungen gemacht mit Dialog statt Repression.

Die Polizeikommandanten sind schweizweit der Überzeugung, dass die ID-Pflicht hilft, Gewalttäter zu identifizieren.

Die ID-Pflicht wird aber von den Fans und den Fanarbeitern abgelehnt und auch der FCB reagiert kühl.

Fanarbeit ist gut, ohne Zweifel. Wir sollten das eine tun, und das andere nicht lassen. Im Moment ist die Situation in Basel ruhig, aber die Stimmung kann auch wieder kippen. Dann sind wir gewappnet.

Regionaljournal Basel, 26.11.2021, 17:30 Uhr ; 

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