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Ausbau des Wankdorf-Knotens stösst nicht überall auf Akzeptanz
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 27.01.2022. Bild: zvg/Kanton Bern
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Autobahnausbau Wankdorf Bern will Verkehrsberuhigung und mehr Autobahn – wie geht das?

In der Stadt Bern sind mehr Tempo 30-Zonen und gleichzeitig der Ausbau der Autobahn geplant. Wie geht das zusammen?

Entflechten und mehr Spuren auf mehreren Ebenen: Der Autobahnknoten Bern-Wankdorf soll um- und ausgebaut werden. Keine einfache Sache: Das Strassen-Wirrwarr gehört zu den wichtigsten Anschlüssen in der ganzen Region Bern. Kostenpunkt: 250 Millionen Franken. Gegnerschaft: bereits formiert. Es gibt nämlich einen Widerspruch.

Die rot-grüne Stadt Bern mag keine Autos. Sie möchte sie am liebsten ganz verbannen; hebt sie doch reihenweise Blaue-Zonen-Parkplätze auf und führt immer mehr Tempo-30-Zonen ein. Erst kürzlich hat die Stadtregierung mitgeteilt, das Tempo auf neun weiteren Strassen zu drosseln. Dieselbe Stadt steht jedoch auch hinter dem Ausbau der Autobahn rund um Bern.

Was ist da geplant?

Das Zauberwort lautet «Entflechtung». Velofahrerinnen und Fussgänger sollen einen Stock über dem Strassenverkehr unterwegs sein. Darum sollen Brücken gebaut werden, welche den Langsamverkehr auf eine zweite Ebene heben, ohne dabei wie bisher von Ampeln unterbrochen zu werden.

Unterhalb der neuen Brücken sind neue Ein- und Ausfahrtsrampen für die Autos geplant. Man soll beispielsweise von der Autobahn direkt zum Bernexpo-Gelände gelangen können. Der Rest des Quartiers wird vom Verkehr entlastet. Der Bundesrat genehmigte das Projekt Mitte 2020. Nun wird es bis am Ende Februar öffentlich aufgelegt.

Behörden auf Autobahnbrücke
Legende: Einigkeit unter den Behörden: Astra-Direktor Jürg Röthlisberger, Marco Rupp, Gemeindepräsident Ittigen, Marieke Kruit, Gemeinderätin Stadt Bern, Thomas Iten, Gemeindepräsident Ostermundigen sowie Christoph Neuhaus, Verkehrsdirektor Kanton Bern. Keystone

Die Entflechtung des Autobahnknotens Wankdorf sei nötig, um das wachsende Verkehrsaufkommen bewältigen zu können, und wichtig für die Sicherheit auf dem Knoten, der als Unfallschwerpunkt gelte, so das Bundesamt für Strassen Astra und. Zudem sei sie wichtig, um weitere Projekte umsetzen zu können.

Ein Monster-Projekt

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Legende: Das Gebiet rund um den Anschluss Wankdorf verändert sich seit Jahren. Keystone

Rund um den Anschluss Bern-Wankdorf sind diverse weitere Projekte geplant.

Der Bypass Bern-Ost soll die A6 zwischen Bern und Muri teilweise durch einen Tunnel führen. Die bisherige A6 wird zum Teil zurückgebaut. Bis es so weit ist, werden die Pannenstreifen als Überbrückung verwendet, denn diese Strecke ist regelmässig überlastet.

Die A1 zwischen Bern-Wankdorf und Schönbühl soll pro Fahrtrichtung eine Fahrspur mehr erhalten – von heute sechs auf künftig acht Spuren.

Ein Ausbau ist auch weiter Richtung Zürich geplant – zwischen Schönbühl und Kirchberg.

Bereits umgesetzt ist der Autobahnwerkhof Bern. Von dem aus werden die Nationalstrassen betrieben und unterhalten.

Das ganze Quartier Wankdorf soll ein neues Gesicht erhalten. Das Wankdorf soll sich als Standort für Arbeitsplätze, Messen, Kongresse, Freizeit und Sport weiterentwickeln, ohne jedoch die Wohngebiete zu beeinträchtigen.

Links-grüne Kreise befürchten einen ökologischen Sündenfall. Das Projekt sei «aus der Zeit gefallen», kritisiert etwa der Verein Spurwechsel. Weniger Staus und flüssigerer Verkehr auf der Autobahn würden noch mehr Verkehr nach sich ziehen. Ausserdem sei mit dem Ausbau des Wankdorf-Knotens der Grundstein für weitere Ausbauprojekte im Raum Bern gelegt, etwa für den Achtspur-Ausbau der Grauholz-Autobahn. Um die Klimaziele zu erreichen, brauche es weniger Verkehr und nicht noch mehr.

Historische Aufnahme, Autobahn im Bau
Legende: Die damalige N6 im Berner Ostring während des Baus 1969. Dahinter auf den Feldern wird das Autobahndreieck Wankdorf entstehen. Keystone (Archiv)

Die Pläne seien ein Widerspruch zur Strategie der Stadt Bern, sagt Franziska Grossenbacher vom Verein: «Die Stadt Bern baut seit Jahren eine attraktive Veloinfrastruktur und setzt sich zum Ziel, den motorisierten Verkehr zu reduzieren. Dass nun die gleiche Stadt hinter solch einem Projekt steht, hat grosse Widersprüche.»

Schwerer Stand in Bern

Ja, das Geschäft sei in der rot-grün dominierten Stadt Bern deutlich schwerer zu vertreten, gibt Gemeinderätin Marieke Kruit zu. Doch die Stadtregierung habe kritisch und genau hingeschaut. Die Situation beim Anschluss Wankdorf sei sehr unbefriedigend und ohne Massnahmen drohe sie noch schlechter zu werden. Insgesamt stelle das Projekt eine Verbesserung dar, kam Kruit zum Schluss. Trotzdem habe die Stadt eine Einsprache eingereicht.

Einsprachen – auch von der Stadt Bern

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Das Grüne Bündnis der Stadt Bern (GB) wird gegen das Projekt Einsprache einreichen, wie es mitteilt. Das Grossprojekt werde nur mehr Verkehr generieren, so die Begründung. Dadurch werde es unmöglich, die CO2-Reduktionsziele der Stadt Bern zu erreichen.

Auch die Stadt Bern will Einsprache erheben, «um den Fuss drin zu behalten» wie Kruit der Nachrichtenagentur Keystone-sda sagte. Die Einsprache betrifft keine Hauptpunkte der Vorlage. Unter anderem geht es um Bäume an der Bolligenstrasse, die die Stadt erhalten möchte. Um Frontalopposition gehe es keinesfalls, betonte Kruit.

Das Bundesamt für Strassen dagegen rechnet nach wie vor mit einer Verkehrszunahme, die es zu bewältigen gebe, sonst fliesse der Verkehr in die Quartiere, sagt Direktor Jürg Röthlisberger. Eine Alternative gebe es nicht, zumal die Situation im Wankdorf auch sehr unfallträchtig sei. Pro Monat sei rund ein schwerverletzter Verkehrsteilnehmer zu beklagen, sagt der TCS Club Bern-Mittelland dazu.

In den Anstössergemeinden Ittigen und Ostermundigen wird das Projekt begrüsst, wie die beiden Gemeindepräsidenten Marco Rupp und Thomas Iten sagen. Dort leidet man unter anderem unter dem vielen Verkehr bei Grossanlässen auf dem Areal der Bernexpo.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 27.01.2022, 17:30 Uhr;

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