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Autofahren in der Schweiz Autofahren mit 17 Jahren möglich – der grosse Run bleibt aus

Autofahren mit 17 - das ist in der Schweiz seit diesem Jahr möglich. Allerdings nur als Fernfahrer oder Lernfahrerin. Für die Fahrprüfung muss man nach wie vor volljährig sein. Dass man den Lernfahrausweis seit diesem Jahr bereits mit 17 beantragen darf, das ist eine Neuerung im Zuge der Revision Opera 3.

Wie stark wird diese neue Möglichkeit genutzt?

Ein eisiger Abend in der Gemeinde Wald im Kanton Zürich. Der Fahrlehrer Ravaldo Guerrini holt seinen Schüler Alain zur ersten Auto-Fahrstunde ab. Alain ist 17 und gehört zu den ersten, die vom Lernfahren mit 17 profitieren können. Für ihn sei klar gewesen, dass er so schnell wie möglich mit Autofahren beginnen. «Man ist danach sehr mobil und hat viele Freiheiten.»

Das Lernen ist wichtig, und deshalb ist dieses Jahr verkraftbar.
Autor: Alain Fahrschüler

Ein Jahr lang muss er als Lernfahrer unterwegs sein, erst dann darf er an die Prüfung. Das gilt neu für alle unter 20 Jahren. «Ich finde es gut. Ich habe vorher bereits Motorrad gefahren. Das Lernen ist wichtig, und deshalb ist dieses Jahr verkraftbar.»

Gesuche zugenommen, aber nicht verdoppelt

Die Zahlen der kantonalen Strassenverkehrsämter zeigen, dass im laufenden Jahr besonders viele Lernfahrausweise beantragt wurden. Wegen der Übergangsregelung kamen Anmeldungen von zwei Jahrgängen gleichzeitig. Rein rechnerisch hätten sich also die Gesuche verdoppeln müssen. Dies geschah aber nicht.

Der Präsident des Schweizerischen Fahrlehrerverbands, Michael Gehrken, erklärt das so. «Viele, welche nicht von der Zwischenphase Gebrauch machen, warten zu, und erwerben den Lernfahrausweis erst ab 20 Jahren.»

In seinem Kollegenkreis sei es etwa ausgeglichen, sagt Alain: Die einen wollten wie er so schnell wie möglich den Lernfahrausweis beantragen, andere würden länger warten und sparen.

Viele üben selber fahren – und trainieren sich Fehler an

Alain hat sich für Stunden beim Fahrlehrer entschieden, eine systematische Ausbildung von Grund auf. Allerdings gibt es beim Auto im Gegensatz zum Motorrad keine Vorgaben, wie viele Stunden man mit einer Fachperson absolvieren muss, bevor man an die Prüfung darf.

Fahrlehrer und Fahrschüler im Auto
Legende: «Viele üben zu Hause, um zu sparen», so Fahrlehrer Guerrini. Die Folge seien oft antrainierte Fehler. Keystone / Symbolbild

Sein Fahrlehrer Ravaldo Guerrini, auch Präsident des Ostschweizer Fahrlehrerverbandes, beobachte darum viele Sparfüchse, welche fast nur zu Hause üben. «Sie rufen uns einen Monat vor der Prüfung an, und teilen uns mit, dass sie genug ausgebildet seien, da sie in der Familie genug gefahren seien. Sie möchten nun noch zwei bis drei Lektionen, damit sie an die Führerprüfung gelangen können.»

Häufig seien es die Eltern, nicht die Schüler und Schülerinnen, die sparen wollten, so Guerrini. «Das sind jeweils die alten Sprüche: Ich habe auch nur fünf Fahrstunden gehabt, fahre nun auch bereits 25 Jahre Auto. Viele fühlen sich befähigt, das selbst zu machen.» Fehlende Automatismen und antrainierte Fehler seien häufig die Folgen.

Laien als Fahrlehrer

Diese Problematik sieht auch Michael Gehrken vom Schweizerischen Fahrlehrerverband. «Genau deshalb hat die Fahrlehrerschaft damals gewünscht, dass die Jungen bei Antritt der Fahrausbildung eine Person melden müssen, mit welcher sie privat fahren. Somit könnten die Fahrlehrer auf diese Person zugehen.»

Solche Regelungen gibt es schon in den Nachbarländern. Ob die 17-Jährigen besser oder schlechter abschneiden an der Autoprüfung, das wird sich erst ab dem nächsten Jahr zeigen. Dann schliessen die ersten ihre einjährige Lernphase ab. Die ganze Revision Opera 3 soll dann spätestens 3 Jahre nach Inkrafttreten evaluiert werden.

Rendez-vous; 24.12.21; 12:30

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