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Autoindex vs. Datenschutz Autonummern abfragen: Immer mehr lassen ihre Halterdaten sperren

In der Schweiz kann man per Knopfdruck herausfinden, wem ein Fahrzeug gehört. Doch die Lust darauf nimmt ab.

«Es wäre wahrscheinlich mit weniger Aufwand verbunden, wenn Autonummern grundsätzlich gesperrt wären». Das sagt Richard Spathelf, stellvertretender Leiter des Strassenverkehrsamts Aargau. Es geht um den Autoindex, die Halterabfrage für Autokennzeichen, eine Schweizer Besonderheit.

In allen 26 Kantonen kann man mehr oder weniger per Knopfdruck nachsehen, wer einem gerade die Vorfahrt genommen hat oder unerlaubt auf einem Parkplatz steht. Allerdings: Seit 2015 dürfen Autobesitzerinnen und Autobesitzer überall ihren Eintrag sperren lassen. Und davon machen offenbar immer mehr Gebrauch, was den Strassenverkehrsämtern zusätzliche Arbeit beschert.

Immer mehr Autonummern werden gesperrt

Die Aussage von Richard Spathelf ist eine persönliche Einschätzung. «Wir haben sehr viele Anfragen für die Sperrung», erklärt er. Ähnliche Angaben machte vor gut einem Jahr auch das Strassenverkehrsamt im Kanton Schwyz gegenüber dem «Bote der Urschweiz». Die meisten angefragten Kantone können aber keine konkreten Zahlen liefern.

Suchmaske im Online-Abfragetool der Strassenverkehrsämter AG, LU, SH, VD, ZG und ZH
Legende: Ein Aargauer Kontrollschild kann man per Knopfdruck einem Fahrzeugbesitzer zuordnen – in diesem Fall dem Autor dieses Artikels. SRF/Maurice Velati

Zahlen gibt es aus Basel und Freiburg: Im Stadtkanton sind knapp 6 Prozent der Fahrzeughalterdaten gesperrt, in Freiburg sind es aktuell gut 8 Prozent. Die Zahlen aus Freiburg zeigen aber einen klaren Trend: Der Anteil der gesperrten Daten steigt von Jahr zu Jahr.

Streitpunkt Autoindex: Diskussionen zum Datenschutz

Die meisten Halterdaten sind trotzdem noch zugänglich. Die Publikation dieser Daten ist allerdings seit Jahren umstritten. Schon 1984 fragte die Sendung «Regionaljournal Aargau Solothurn» kritisch nach dem Datenschutz. «Es ist ein Eingriff in die Privatsphäre», gab der juristische Sekretär des zuständigen Departements schon vor vierzig Jahren zu.

Trotzdem blieb der Autoindex eine Selbstverständlichkeit. Es ging Politik und Behörden wohl auch um eine gewisse «Disziplinierung» im Strassenverkehr. «Sonst artet das in einem Rowdytum aus, wenn jeder glaubt, er sei anonym», erklärte 1984 der Leiter des Solothurner Strassenverkehrsamts am Radio. Und auch 1989 scheiterte ein Versuch im nationalen Parlament, den Autoindex schweizweit abzuschaffen.

Diskussionen in den Kantonen: Frauen im Fokus

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Viele Kantone ermöglichsten bereits vor 2015 eine Sperrung der Halterdaten. Zum Teil wurden dafür allerdings Gebühren erhoben.

Die einfache Zugänglichkeit von Adressdaten machte vor allem Frauen zu schaffen, wie ein Blick in das Medienarchiv zeigt. Dies insbesondere nach der Digitalisierung der Datenbanken.

So unterband der Kanton Glarus 2011 die Halterabfrage per SMS zwischen 22 Uhr und 6 Uhr, dies vor allem zum Schutz von Frauen im Ausgang, wie es damals hiess.

In einigen Kantonen ist die Halterabfrage bis heute kostenpflichtig.

Dabei scheint klar: Sehr oft dient der Autoindex nicht der Aufklärung von Vergehen im Strassenverkehr. «Man wollte halt wissen, wem das teure Auto gehört», meint Richard Spathelf vom Aargauer Strassenverkehrsamt. Der kurz vor seiner Pensionierung stehende Funktionär hat erlebt, wie bis in die 2000er-Jahre der kantonale Index als Buch herausgegeben und erfolgreich verkauft wurde.

Aargauer Autoindex 1984 und 2005 auf einem Tisch
Legende: Die Bücher wurden immer grösser, die Schrift immer kleiner, die Berufsbezeichnung wurde aus Platzgründen entfernt: Über Jahrzehnte wurde der Autoindex im Aargau jährlich als Buch publiziert und verkauft. SRF/Maurice Velati

«Aus Platzgründen wurde irgendwann die Berufsbezeichnung aus dem Autoindex entfernt», erzählt Spathelf. «Daraufhin ist das Interesse spürbar zurückgegangen.» Ein klares Indiz dafür, dass die publizierten Halterdaten vor allem zur Befriedigung persönlicher Neugier verwendet wurden – und wohl immer noch werden.

Übrigens: In «Ernstfällen» erhält man als Privatperson auch heute noch Zugriff auf alle Halterdaten. «Wenn jemand ein berechtigtes Interesse nachweisen kann, dann geben wir auch gesperrte Halterdaten bekannt», erklärt Richard Spathelf. Dies zum Beispiel nach einem Blechschaden mit Fahrerflucht. Man müsse sein Interesse aber belegen können, betont Spathelf. Und klar ist auch: Die Polizei hat immer auf alle Daten Zugriff.

Exkurs: Die Geschichte der Autonummern

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Polizist und Garagist entfernen eine Autonummer, historische Aufnahme
Legende: Einzug von Kontrollschildern im Kriegsjahr 1941. Die kantonalen Kontrollschilder werden 1933 eingeführt. KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/GILBERT MEYLAN

Die Schweizer Kontrollschilder wurden bis 1962 in einem einzigen Verzeichnis für die ganze Schweiz erfasst, und nicht wie heute nach Kantonen.

Für die Vergabe der Nummern wurde bis 1933 jedem Kanton eine festgelegte Nummernliste zugeteilt. Zug erhielt beispielsweise die Nummern 3301–3400. Einige Kantone mussten später einen Buchstaben hinzufügen, da sie die zugeteilten Nummern aufgebraucht hatten.

1933 wurde dieses System aufgegeben und durch das noch heute verwendete ersetzt: Das Kantonskürzel aus zwei Buchstaben gefolgt von einer Nummer zwischen 1 und 999 999.

(Quelle: Schweizerische Nationalbibliothek )

Regionaljournal Aargau Solothurn, 19.4.2024, 17:30 Uhr ; 

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