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Bahnverbindung auf Eis Frust am Euroairport: Frankreich lässt Region Basel hängen

Frankreich stoppt überraschend seine finanzielle Beteiligung am Bahnanschluss zum Euroairport. Basel zeigt sich gefrustet.

Keinen Cent will Paris nach Basel schicken. Die französische Regierung hat entschieden, ihre finanzielle Beteiligung am Bahnanschluss zum Euroairport Basel-Mulhouse vorerst zu stoppen.

Grund für den Rückzug Frankreichs seien gestiegenen Projektkosten von rund 475 Millionen Euro sowie die angespannte Haushaltslage auf nationaler und regionaler Ebene.

Ein grüner Bus der Basler Verkehrsbetriebe fährt zum Flughafen.
Legende: Knapp neun Millionen Passagiere nutzten 2024 den Euroairport Basel-Mulhouse – meist per Auto, Taxi oder Bus. Eine Bahnverbindung hätte für Entlastung sorgen sollen. Keystone / GEORGIOS KEFALAS

Trotz einer Finanzierungsvereinbarung zwischen Frankreich, der Schweiz, Deutschland und regionalen Partnern im vergangenen Jahr, wird das Projekt auf Eis gelegt. Frankreich strebt stattdessen eine Beteiligung der Europäischen Union an, um die Kosten zu optimieren.

Trotzdem: Wir wollen an diesem Projekt festhalten.
Autor: Thibaut Philipps Beauftragter für Bahnverkehr der Region Grand Est

Der Baustart war ursprünglich für 2027 geplant, die Inbetriebnahme für 2034 oder 2035. Ein neuer Zeitplan liegt nicht vor. Nach den jüngsten Entwicklungen ist das gesamte Projekt nun ungewiss. Für Thibaut Philipps, den Zuständigen für den Bahnverkehr in der Region Grand Est, kam die Mitteilung aus Paris wenig überraschend: «Angesichts der Budgetlage waren Verzögerungen absehbar. Trotzdem wollen wir am Projekt festhalten.»

Grosse Enttäuschung am Flughafen


Der Euroairport zeigt sich überrascht und enttäuscht über den Entscheid aus Paris. In einer Stellungnahme gegenüber SRF betont der Flughafen, man sei bestrebt, die Dekarbonisierung der An- und Abreise von Passagieren und Mitarbeitenden voranzutreiben. Der Bahnanschluss sei dafür zentral.

Für die Region ist die Bahnanbindung an den Euroairport enorm wichtig.
Autor: Nicole Ryf Mediensprecherin Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt

Auch der Kanton Basel-Stadt reagiert mit Bedauern. Nicole Ryf, Mediensprecherin des Bau- und Verkehrsdepartements, sagt: «Für die Region ist die Bahnanbindung an den Euroairport enorm wichtig. Es ist ein zwingendes Projekt, und wir müssen jetzt schauen, wie es weitergehen kann.»

Schlüsselprojekt für die Region

Der Bahnanschluss gilt als wichtiges Element im Ausbau der trinationalen S-Bahn Basel. Mit einer direkten Verbindung könnten über 6000 Arbeitnehmende sowie zahlreiche Passagiere aus der Nordwestschweiz, dem Elsass und Südbaden bequem und umweltfreundlich zum Flughafen gelangen – ohne Umsteigen und Wartezeiten.

EAP – Ein binationaler Flughafen

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Einweihung des Flughafens Basel-Mulhouse am 8. Mai 1946.
Legende: Einweihung des Flughafens Basel-Mulhouse am 8. Mai 1946: Bundesrat Enrico Celio (Mitte) mit Gästen auf französischem Boden. KEYSTONE PHOTOPRESS-ARCHIV

Der Euroairport Basel-Mulhouse (EAP) wurde 1946 eröffnet und liegt vollständig auf französischem Staatsgebiet. Seit 1949 regelt ein Staatsvertrag die gemeinsame Nutzung und Verwaltung durch Frankreich und die Schweiz.

Er ist der einzige binationale Flughafen der Welt und damit ein Unikum. Er entstand als Ersatz für den Flughafen Sternenfeld bei Birsfelden BL, der nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr ausreichte.

Die binationalen Strukturen prägen den Betrieb bis heute. So gibt es zwei Zollämter und zwei Ausgänge: je auf der Schweizer und auf der französischen Seite.

Thomas Noack, SP-Landrat und Präsident der IG ÖV Nordwestschweiz, betont: «Der Ausbau wäre für die Region extrem wichtig. Er bietet eine direkte Verbindung vom Airport zum Bahnhof SBB und darüber hinaus bis nach Liestal und Mulhouse.»

Luftaufnahme von Gleisen mit Zuegen aus der Richtung Dreispitz gesehen, in Basel, am Mittwoch, 23. April 2025.
Legende: Die geplante Bahnverbindung zum Euroairport Basel-Mulhouse sollte die regionale Verkehrsinfrastruktur stärken. Nach dem Rückzug Frankreichs liegt das Projekt vorerst auf Eis. Keystone / GEORGIOS KEFALAS

Auch Emanuel Barth, Leiter der trinationalen S-Bahn TriReno, zeigt sich überrascht über den Zeitpunkt des Rückzugs: «Wir haben ein gutes Einvernehmen mit den Projektpartnern. Aber die Finanzierung stand immer unter Vorbehalt – jetzt müssen wir neu verhandeln.»

Zukunft des Projekts offen

Trotz des Rückschlags bleibt die Hoffnung auf eine Fortsetzung des Projekts bestehen. Die geplante 6 Kilometer lange Doppelspurstrecke würde nicht nur den Flughafen anbinden, sondern auch die Kapazität der Bahnlinie Basel–Mulhouse deutlich erhöhen.

«Das Projekt stärkt das Bahnnetz und bringt Vorteile für alle Nutzerinnen und Nutzer», sagt Barth. Die Frage sei nun, unter welchen Bedingungen und in welchem Zeitrahmen das Projekt weitergeführt werden kann.

Regionaljournal Basel, 23.9.2025, 17:30 Uhr ; 

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