Keinen Cent will Paris nach Basel schicken. Die französische Regierung hat entschieden, ihre finanzielle Beteiligung am Bahnanschluss zum Euroairport Basel-Mulhouse vorerst zu stoppen.
Grund für den Rückzug Frankreichs seien gestiegenen Projektkosten von rund 475 Millionen Euro sowie die angespannte Haushaltslage auf nationaler und regionaler Ebene.
Trotz einer Finanzierungsvereinbarung zwischen Frankreich, der Schweiz, Deutschland und regionalen Partnern im vergangenen Jahr, wird das Projekt auf Eis gelegt. Frankreich strebt stattdessen eine Beteiligung der Europäischen Union an, um die Kosten zu optimieren.
Trotzdem: Wir wollen an diesem Projekt festhalten.
Der Baustart war ursprünglich für 2027 geplant, die Inbetriebnahme für 2034 oder 2035. Ein neuer Zeitplan liegt nicht vor. Nach den jüngsten Entwicklungen ist das gesamte Projekt nun ungewiss. Für Thibaut Philipps, den Zuständigen für den Bahnverkehr in der Region Grand Est, kam die Mitteilung aus Paris wenig überraschend: «Angesichts der Budgetlage waren Verzögerungen absehbar. Trotzdem wollen wir am Projekt festhalten.»
Grosse Enttäuschung am Flughafen
Der Euroairport zeigt sich überrascht und enttäuscht über den Entscheid aus Paris. In einer Stellungnahme gegenüber SRF betont der Flughafen, man sei bestrebt, die Dekarbonisierung der An- und Abreise von Passagieren und Mitarbeitenden voranzutreiben. Der Bahnanschluss sei dafür zentral.
Für die Region ist die Bahnanbindung an den Euroairport enorm wichtig.
Auch der Kanton Basel-Stadt reagiert mit Bedauern. Nicole Ryf, Mediensprecherin des Bau- und Verkehrsdepartements, sagt: «Für die Region ist die Bahnanbindung an den Euroairport enorm wichtig. Es ist ein zwingendes Projekt, und wir müssen jetzt schauen, wie es weitergehen kann.»
Schlüsselprojekt für die Region
Der Bahnanschluss gilt als wichtiges Element im Ausbau der trinationalen S-Bahn Basel. Mit einer direkten Verbindung könnten über 6000 Arbeitnehmende sowie zahlreiche Passagiere aus der Nordwestschweiz, dem Elsass und Südbaden bequem und umweltfreundlich zum Flughafen gelangen – ohne Umsteigen und Wartezeiten.
Thomas Noack, SP-Landrat und Präsident der IG ÖV Nordwestschweiz, betont: «Der Ausbau wäre für die Region extrem wichtig. Er bietet eine direkte Verbindung vom Airport zum Bahnhof SBB und darüber hinaus bis nach Liestal und Mulhouse.»
Auch Emanuel Barth, Leiter der trinationalen S-Bahn TriReno, zeigt sich überrascht über den Zeitpunkt des Rückzugs: «Wir haben ein gutes Einvernehmen mit den Projektpartnern. Aber die Finanzierung stand immer unter Vorbehalt – jetzt müssen wir neu verhandeln.»
Zukunft des Projekts offen
Trotz des Rückschlags bleibt die Hoffnung auf eine Fortsetzung des Projekts bestehen. Die geplante 6 Kilometer lange Doppelspurstrecke würde nicht nur den Flughafen anbinden, sondern auch die Kapazität der Bahnlinie Basel–Mulhouse deutlich erhöhen.
«Das Projekt stärkt das Bahnnetz und bringt Vorteile für alle Nutzerinnen und Nutzer», sagt Barth. Die Frage sei nun, unter welchen Bedingungen und in welchem Zeitrahmen das Projekt weitergeführt werden kann.