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Bakterielle Infektion Der Bund will mehr wissen über die Legionärskrankheit

Die Zahl der Fälle nimmt immer mehr zu. Jetzt sollen mehr Informationen über die Krankheit gesammelt werden.

Legionellen sind Bakterien, die in wässriger Umgebung leben und Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad lieben. Sie entstehen und leben zum Beispiel in Wasserleitungsrohren. Für den Menschen werden sie dann gefährlich, wenn sich die Erreger zusammen mit feinen Wassertröpfchen in der Luft verbreiten, über Aerosole eingeatmet werden und eine Lungenentzündung hervorrufen.

Womöglich gefährliche Aerosole

«Überall, wo man sich Aerosolen aussetzt, kann man sich mit den Bakterien anstecken», sagt Christian Schätti. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, das unter anderem für Dusch- und Trinkwasser zuständig ist.

Überall, wo man sich Aerosolen aussetzt, kann man sich anstecken.
Autor: Christian Schätti Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen

Mögliche Ansteckungsorte sind also etwa das Duschen zu Hause, aber auch in Hotels oder Hallenbädern.

Manchmal tödliche Infektion

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Die Legionellen verursachen die sogenannte Legionärskrankheit, die sich in einer Lungenentzündung manifestiert. Die Zahl der Fälle hat in der Schweiz in den letzten Jahren stark zugenommen: 2021 wurden rund 570 Fälle gemeldet. 2008 waren es noch rund 200 gewesen, 2017 bereits über 400. In bis zu zehn Prozent der Fälle endet die Infektion tödlich – trotz der Verabreichung von Antibiotika.

Informationen des BAG zur Legionärskrankheit finden Sie hier.

Ansteckungsort: Unbekannt

«Bei 70 Prozent der Krankheitsfälle in der Schweiz weiss man nicht, wo sich die Betroffenen angesteckt haben», sagt Schätti. Der Bund hat daher vor zwei Jahren ein Forschungsprojekt lanciert. Man wolle mehr herausfinden, um die steigenden Infektionszahlen herunterzubringen.

Dabei will der Bund etwa erforschen, unter welchen Bedingungen Legionellen in Gebäuden am besten gedeihen – und wo sich die Patientinnen und Patienten am häufigsten anstecken.

Der Boiler sollte das Wasser auf 60 Grad aufheizen.
Autor: Christian Schätti Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen

Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) trifft es am ehesten ältere Männer. Ein höheres Risiko haben auch Raucherinnen und Raucher und Menschen mit angeschlagenem Immunsystem.

Boiler sollte 60 Grad haben

Man kann aber auch selber aktiv werden, um die Gefahr durch Legionellen zu bannen. Zum Beispiel den Boiler genügend warm einstellen: «Er sollte auf 60 Grad eingestellt sein», betont Schätti.

Wichtig sei, dass die Temperatur des Heisswassers, wenn es im Badezimmer aus dem Hahn läuft, noch mindestens 50 Grad betrage. Diesem Heisswasser wird zum Gebrauch dann Kaltwasser beigemischt.

Die Forschungsergebnisse des Bundes zu den Legionellen und der Legionärskrankheit erscheinen voraussichtlich in zwei Jahren.

60 Grad – Trotz Energiespar-Aufruf

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Angesichts der Energieknappheit ruft der Bund dazu auf, Energie zu sparen , wo immer das möglich ist. Dazu gehört auch, die Temperatur am Wasserboiler richtig einzustellen: Nicht zu heiss – denn das verbraucht unnötig viel Energie, aber eben auch nicht zu wenig heiss, weil so die Gefahr besteht, dass sich Legionellen im Wasser vermehren, mit denen man sich beim Duschen anstecken kann. Laut dem BAG beträgt die richtige Boilertemperatur 60 Grad.

Energie wird durch den Gebrauch von möglichst wenig Warmwasser gespart. Also: Möglichst kurz duschen – und nicht baden, Hände möglichst mit kaltem Wasser waschen.

SRF 4 News, HeuteMorgen vom 20.9.2022, 07:00 Uhr

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