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Bank der Nationalbanken Die BIZ war auch Handlangerin der Nazis

Seit 90 Jahren ist die BIZ in Basel. Aus diesem Anlass öffnete die Bank ihre sonst so verschlossenen Tore für Besucher.

Seit 1975 steht der goldglänzende Turm der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) gleich beim Bahnhof SBB in Basel. Viel wissen die Baslerinnen und Basler nicht über die Bank – ausser vielleicht, dass die Mitarbeitenden keine Steuern zahlen, weil die Bank eine internationale Institution ist. Diese Distanz zwischen Bevölkerung und Bank ist der Bankführung seit Jahren bewusst.

Aus Anlass des 90 Jahr-Jubiläums hat die BIZ nun während zehn Tagen ihre sonst so verschlossenen Türen für die Bevölkerung geöffnet. Rund 8000 Besuchende kamen – viele dürften auch den legendären Blick aus dem obersten Stock bewundert haben.

Projekte für den BIZ-Hauptsitz – realisiert wurde das Projekt rechts
Legende: Projekte für den BIZ-Hauptsitz – realisiert wurde das Projekt rechts 1975. BaZ-Archiv/TagesWoche

Ursprünge: Verwaltung der deutschen Reparationszahlungen

Gegründet wurde die BIZ 1930. Sitz der Bank war schon damals Basel, weil die Rheinstadt gute Zugsverbindungen aufwies, was wichtig war, um eine möglichst einfache Anreise der Bankmitglieder aus der ganzen Welt zu gewähren. Zudem war die Schweiz als neutraler Staat prädestiniert für eine internationale Bank. Lange Zeit residierte die BIZ in Provisorien - während einer längeren Zeit im leerstehenden Hotel Savoy gleich beim Bahnhof.

Bis zum Umzug in den BIZ-Turm 1975 tagten die Notenbankchefs jahrelang im leerstehenden Hotel Savoy beim Bahnhof.
Legende: Bis zum Umzug in den goldglänzenden BIZ-Turm tagten die Notenbankchefs jahrelang im leerstehenden Hotel Savoy beim Bahnhof. Archiv BIZ

Die primäre Aufgabe der BIZ war die Abwicklung der deutschen Reparationszahlungen wegen der verursachten Schäden aus dem 1. Weltkrieg vor allem an Frankreich und Grossbritannien. Mit der Machtübernahme durch die Nazis und der Einstellung der Reparationszahlungen verlor die Bank allerdings ihre Aufgabe. Doch statt die Bank aufzulösen, froren sie die Verantwortlichen lediglich ein. Man hoffte so, sie nach Kriegsende schnell wieder aktivieren zu können.

Die Nazis übernehmen das Ruder

Die Nazis missbrauchten das Vakuum allerdings. Ihre Vertreter in der BIZ übernahmen das Ruder – allesamt Mitglieder der NSDAP – und erledigten via BIZ Geschäfte für Hitlerdeutschland. So kauften sie via BIZ beispielsweise Waffen in Südamerika für Nazi-Deutschland ein. Bezahlt wurde mit Schweizer Franken.

Oder sie übertrugen nach der Eroberung der Tschechoslowakei durch Deutschland das tschechoslowakische Nationalbankgold in deutsches Eigentum. All dies machte der Schweizer Journalist Gian Trepp bereits 1993 publik. Er stützte sich dabei auf das Archiv eines verstorbenen BIZ-Generaldirektors.

Die Aufgaben der BIZ heute

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die BIZ eingebunden in die Schaffung des sogenannten Bretton-Woods-Systems. Dies war die neu geschaffene Währungsordnung, die Wechselkursbandbreiten vorsah, die wiederum abhängig waren vom Kurs des US-Dollars als Ankerwährung.

Die 63 Notenbankchefs der Mitgliedsländer treffen sich alle zwei Monate in Basel und erörtern Fragen rund um die Themen Konjunktur und Währungsstabilität. Die BIZ wird deshalb auch die Bank der Notenbanken genannt. Niemand verfügt über so viele Informationen über das internationale Währungssystem wie die BIZ.

Deshalb sah sie die Finanzkrise von 2008 auch voraus: 2007 warnte die BIZ die Welt vor möglichen Verwerfungen im Bankenwesen, da sich vor allem bei US-Banken enorme Risiken angehäuft hatten. Doch niemand hörte auf sie – und ein Durchgriffsrecht hat die BIZ nicht. Ein Jahr später brach das Bankhaus Lehman Brothers in den USA zusammen, die Finanzkrise war da.

Schweiz aktuell, 02.11.2021, 19:00 Uhr

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