Mitten im Industriequartier in Dübendorf, zwischen Möbelhaus und Lampengeschäft, steht ein unscheinbares Gebäude. Im Innern der Baseball City Hall trainieren Zürcher Spieler, wenn die Saison vorbei ist. Marco Limacher, Spieler der Challengers, einem der grossen Zürcher Baseball-Clubs, sagt: «Hier kann man im Winter gut trainieren. Solche Infrastruktur haben wir in der Schweiz selten.»
Das Herzstück ist eine Ballmaschine in einem Raum mit Bar, Tischen und einem grossen Fernsehbildschirm. Sie imitiert den Pitcher, spickt also Bälle in Richtung Spieler. Je nach Einstellung fliegen die Bälle unterschiedlich schnell auf den Spieler oder die Spielerin zu. Ein grünes Netz schützt die Leute, die nebenan an der Bar sitzen.
Die EM war ein grosser Schritt für die Schweiz
Mit dem September ging vor wenigen Tagen auch die Baseball-Saison zu Ende. Für Limacher und seine Kollegen von der Schweizer Nationalmannschaft war es eine spezielle: Zum ersten Mal nahm die Schweiz an einer Europameisterschaft teil. Ein grosser Schritt für ein Land, in dem Baseball noch immer eine Randsportart ist.
Die EM in Tschechien schloss die Schweizer Nationalmannschaft auf dem zwölften Platz ab. Damit qualifizierte sie sich direkt für die nächste Europameisterschaft in zwei Jahren. In Tschechien traten Limacher und sein Team gegen Profis an, die in den USA Karriere gemacht hatten. Dabei habe er gemerkt, dass auch diese nur mit Wasser kochen, sagt Limacher. Er hofft, dass der Erfolg der Schweizer Nationalmannschaft dem Sport hier nun einen Schub verleiht: «Wir haben dieses Jahr schon deutlich mehr Präsenz in den Medien erhalten», freut er sich.
Was den Aufschwung jedoch bremse, sei die fehlende Infrastruktur, sagt Limachers Teamkollege Carlos Nepomuceno. Er ist in der Dominikanischen Republik geboren. Dort habe Baseball einen ganz anderen Stellenwert als in der Schweiz: «In der Dominikanischen Republik ist Baseball Religion, es ist die Sportart Nummer 1.» An jeder Ecke habe es ein Baseballfeld.
Zürich als Baseball-Hauptstadt
In der Schweiz fehle es im Vergleich an Infrastruktur und vor allem auch an Geld für Baseball. Wobei Zürich vorbildlich sei, sagt der 31-jährige Nepomuceno: «Meiner Meinung nach ist Zürich der Mittelpunkt des Baseballs in der Schweiz», sagt er.
Die Trainings der Nationalmannschaft fänden immer in Zürich statt. Ungefähr 40 Prozent der Baseballspiele werden dort ausgetragen und es hat die meisten Baseballclubs. Und das beste Baseballfeld sei dasjenige auf der Sportanlage Heerenschürli in Schwamendingen.
Dank dieses Felds seien die Zürcher Teams auch spielerisch weitergekommen, findet Livio Bundi. Der 22-Jährige war ebenfalls an der Europameisterschaft dabei und gehört zum zweiten grossen Zürcher Club, den Barracudas. Er sagt: «Auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist der Baseball in der Schweiz noch nicht auf einem Topniveau.» Er habe aber in den letzten Jahren deutlich zugelegt, was etwa die Spielqualität angehe.
Ihn selbst reize am Sport, dass er mental viel fordere: «Man muss wirklich etwas im Kopf haben und strategisch denken können.» Mit den vielen Regeln sei der Baseball komplex. Für die Zukunft des Baseballs in der Schweiz wünscht sich Bundi mehr Aufmerksamkeit. Dass irgendwann nicht mehr alle erstaunt reagieren, wenn er von seinem Sport erzählt.