Der Traum vom Fliegen: Immer mehr Sportlerinnen und Sportler zieht es fürs Basejumping in die Schweiz. Dabei springen sie in sogenannten Wingsuits vom Berg und sehen aus wie Batman, wie Fledermäuse. Besonders beliebt ist die Region Walenstadt am Walensee im Kanton St. Gallen, eingebettet unter den steilen Flanken der Churfirsten.
Ich freue mich schon riesig auf den Sprung. Es sind perfekte Bedingungen.
Wer fliegen will, muss zuerst auf den Berg. Marco Fürst, Basejumper und Profisportler, ist unterwegs: «Wir fahren jetzt die Churfirsten hoch und gehen zum Exitpoint Sputnik.» Von dort will Fürst springen. Der Absprungpunkt liegt auf rund 2170 Meter über Meer.
12'000 Sprünge hat der Extremsportler bereits absolviert, meist mit einem Fall- oder Gleitschirm. Fast jeden dokumentiert er mit der Helmkamera. «Ich freue mich schon riesig auf den Sprung. Es sind perfekte Bedingungen.» Und ja, er sei nervös. «Eine gesunde Nervosität muss sein, sonst stimmt irgendetwas nicht.»
Angekommen am Absprungpunkt, dem Sputnik, sagt Marco Fürst: «Es ist und bleibt ein Extremsport. Aber man kann ihn wirklich sicher machen.» Der Verband der Basejumper hat am Sputnik einen sogenannten Exit-Koffer bereitgestellt – mit Informationen, einem Logbuch und Material, um die Absprungstelle weniger rutschig zu machen.
Marco Fürst überprüft sein Equipment und schaut, ob alle Reissverschlüsse geschlossen sind. Er kontrolliert nochmals seinen Fallschirm und verstaut seinen Rucksack mit Schirm im Wingsuit. Noch wenige Minuten, dann geht es los: Jetzt also ruhig werden und sich konzentrieren.
Dieser Sputnik ist einer der schönsten Plätze auf der Welt für unseren Sport.
Auf die Frage, ob man diesen Sport nur als Single ohne Kinder ausüben könne, antwortet Fürst bestimmt: «Nein, auf keinen Fall. Ich bin heute Morgen von meinem Sohn um halb sechs geweckt worden.» Er habe noch mit ihm gespielt, ihn in die Kita gebracht und sich von seiner Frau verabschiedet. «Die beiden haben mir für mein Abenteuer heute einfach viel Spass gewünscht – und mir mitgegeben, ich solle bitte aufpassen.»
Ein Basejumper neben ihm sagt: «Der Sputnik ist einer der schönsten Plätze auf der Welt für unseren Sport», und ein anderer doppelt nach: «Hier ist es traumhaft.» Die Schweiz, sagen sie, sei ein Paradies für alle, die Freiheit in den Bergen suchten. Während viele Länder Basejumping verbieten, ist dieser Extremsport in Walenstadt erlaubt. Hier könnten sie ihrer Passion frei nachgehen.
Dann ist der langersehnte Moment da. Marco Fürst macht sich bereit. Er konzentriert sich, geht den Flug geistig durch: «Drei, zwei, eins... Jetzt fliege ich rüber zum Berg, diesem schön entlang. Ich geniesse die Aussicht und konzentriere mich auf meine Fluglinie. Ich schaue, dass keine Paragleiter unterwegs sind. Und in der Landezone will ich schön hochkommen, damit ich den Fallschirm in sicherer Höhe ziehen kann.» Der Flug über die Felsflanken hinter dem Walensee dauert anderthalb Minuten.
«Es war ein unglaublich schöner Flug. Ich bin immer noch adrenalingeladen. Huuu.... wirklich schön, eine richtig coole Gegend hier», schwärmt Marco Fürst kurz nach der Landung. Es war ein perfekter Sprung für ihn – und ein Moment, der zeigt, was Basejumping ausmacht: Freiheit, Risiko, Adrenalin und die rohe Schönheit der Natur.