Zum Inhalt springen

Basejumping in Walenstadt SG Mit dem Wingsuit über Felswände hinab zum Walensee

Sie springen wie Fledermäuse vom Fels: Basejumper zieht es nach Walenstadt. Wir haben einen Springer begleitet.

Der Traum vom Fliegen: Immer mehr Sportlerinnen und Sportler zieht es fürs Basejumping in die Schweiz. Dabei springen sie in sogenannten Wingsuits vom Berg und sehen aus wie Batman, wie Fledermäuse. Besonders beliebt ist die Region Walenstadt am Walensee im Kanton St. Gallen, eingebettet unter den steilen Flanken der Churfirsten.

Ich freue mich schon riesig auf den Sprung. Es sind perfekte Bedingungen.
Autor: Marco Fürst Profisportler und Basejumper

Wer fliegen will, muss zuerst auf den Berg. Marco Fürst, Basejumper und Profisportler, ist unterwegs: «Wir fahren jetzt die Churfirsten hoch und gehen zum Exitpoint Sputnik.» Von dort will Fürst springen. Der Absprungpunkt liegt auf rund 2170 Meter über Meer.

Mann mit Gleitschirmausrüstung in bergiger Landschaft.
Legende: Bei der Absprungstelle Sputnik kontrolliert Marco Fürst sein Equipment – gleich geht’s in die Tiefe. SRF

12'000 Sprünge hat der Extremsportler bereits absolviert, meist mit einem Fall- oder Gleitschirm. Fast jeden dokumentiert er mit der Helmkamera. «Ich freue mich schon riesig auf den Sprung. Es sind perfekte Bedingungen.» Und ja, er sei nervös. «Eine gesunde Nervosität muss sein, sonst stimmt irgendetwas nicht.»

Basejumping – Extremsport mit Todesrate

Box aufklappen Box zuklappen

Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) endet in der Schweiz jährlich einer von 60 Basejumps tödlich. Allein in der Ostschweiz sind in der Region Walenstadt, insbesondere am Walenstadtberg, seit 2013 rund 15 Springer ums Leben gekommen. Nach Angaben der St. Galler Kantonspolizei ereigneten sich dort konstant ein bis drei tödliche Unfälle pro Jahr.

Weltweit zählt die Szene schätzungsweise rund 2000 aktive Basejumperinnen und Basejumper – eine kleine, aber international vernetzte Gemeinschaft, heisst es von Szene-Insidern. In der Schweiz gilt das Lauterbrunnental als Mekka des Sports, in der Ostschweiz ist es Walenstadt.

Die Springer sind oft erfahrene Fallschirmspringer oder Bergsportler, die sich intensiv mit Technik, Wetter und Sicherheit auseinandersetzen. Für viele ist Basejumping nicht nur ein Sport, sondern ein Lebensstil.

Angekommen am Absprungpunkt, dem Sputnik, sagt Marco Fürst: «Es ist und bleibt ein Extremsport. Aber man kann ihn wirklich sicher machen.» Der Verband der Basejumper hat am Sputnik einen sogenannten Exit-Koffer bereitgestellt – mit Informationen, einem Logbuch und Material, um die Absprungstelle weniger rutschig zu machen.

Basejumper im Wingsuit springt von einer Klippe.
Legende: Gedanklich schon in der Luft: Marco Fürst geht den Flug Schritt für Schritt durch. SRF

Marco Fürst überprüft sein Equipment und schaut, ob alle Reissverschlüsse geschlossen sind. Er kontrolliert nochmals seinen Fallschirm und verstaut seinen Rucksack mit Schirm im Wingsuit. Noch wenige Minuten, dann geht es los: Jetzt also ruhig werden und sich konzentrieren.

Dieser Sputnik ist einer der schönsten Plätze auf der Welt für unseren Sport.
Anonymer Basejumper

Auf die Frage, ob man diesen Sport nur als Single ohne Kinder ausüben könne, antwortet Fürst bestimmt: «Nein, auf keinen Fall. Ich bin heute Morgen von meinem Sohn um halb sechs geweckt worden.» Er habe noch mit ihm gespielt, ihn in die Kita gebracht und sich von seiner Frau verabschiedet. «Die beiden haben mir für mein Abenteuer heute einfach viel Spass gewünscht – und mir mitgegeben, ich solle bitte aufpassen.»

Mann im Wingsuit fliegt vor Felswand.
Legende: Fliegen – Adrenalin und Natur pur. SRF

Ein Basejumper neben ihm sagt: «Der Sputnik ist einer der schönsten Plätze auf der Welt für unseren Sport», und ein anderer doppelt nach: «Hier ist es traumhaft.» Die Schweiz, sagen sie, sei ein Paradies für alle, die Freiheit in den Bergen suchten. Während viele Länder Basejumping verbieten, ist dieser Extremsport in Walenstadt erlaubt. Hier könnten sie ihrer Passion frei nachgehen.

Base-Jump über Berglandschaft mit See im Hintergrund.
Legende: Marco Fürst gleitet durch die Luft – über die Felsflanken hinab zum Walensee. SRF

Dann ist der langersehnte Moment da. Marco Fürst macht sich bereit. Er konzentriert sich, geht den Flug geistig durch: «Drei, zwei, eins... Jetzt fliege ich rüber zum Berg, diesem schön entlang. Ich geniesse die Aussicht und konzentriere mich auf meine Fluglinie. Ich schaue, dass keine Paragleiter unterwegs sind. Und in der Landezone will ich schön hochkommen, damit ich den Fallschirm in sicherer Höhe ziehen kann.» Der Flug über die Felsflanken hinter dem Walensee dauert anderthalb Minuten.

Fallschirmspringer über grüner Landschaft bei Sonnenschein.
Legende: Der Flug dauert rund anderthalb Minuten. Kurz vor der Landung zieht Marco Fürst seinen Fallschirm. SRF

«Es war ein unglaublich schöner Flug. Ich bin immer noch adrenalingeladen. Huuu.... wirklich schön, eine richtig coole Gegend hier», schwärmt Marco Fürst kurz nach der Landung. Es war ein perfekter Sprung für ihn – und ein Moment, der zeigt, was Basejumping ausmacht: Freiheit, Risiko, Adrenalin und die rohe Schönheit der Natur.

Korrekturhinweis

Box aufklappen Box zuklappen

In einer älteren Version stand fälschlicherweise, der Absprungpunkt von «Sputnik» läge auf 2700 Metern über Meer. Tatsächlich sind es 2170 Meter über Meer.

Diskutieren Sie mit:

Holen Sie sich SRF News in Ihr Whatsapp

Box aufklappen Box zuklappen

Die wichtigsten und spannendsten News jetzt bequem auf Whatsapp – einmal morgens (Montag bis Freitag), einmal abends (die ganze Woche): Abonnieren Sie hier den SRF-News-Kanal auf Ihrem Smartphone.

Schweiz aktuell, 05.08.2025, 19 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel