In der Schweiz eilen die Grünen derzeit von Erfolg zu Erfolg. Bei den letzten Kantonswahlen gab es zwar ein paar Bremsspuren, doch insgesamt kann die Partei zufrieden sein. So auch die Partei im Kanton Baselland. Bei den Wahlen vor drei Jahren konnte sie ihre Sitzzahl von 8 auf 14 erhöhen.
Unter den Neuen, die den Sprung in den Landrat schafften, war auch Balint Csontos, ein echter Senkrechtstarter: Mit 21 Jahren wurde er Parteipräsident der Grünen Baselland, vor drei Jahren schaffte er den Sprung in den Landrat.
Junge wollen sich nicht binden
Doch allzu lang hielt es Csontos nicht in der Politik. Vor kurzem gab er den Rücktritt aus Präsidium, und später auch aus dem Landrat bekannt – aus beruflichen Gründen.
Damit steht Csontos nicht alleine da. Seit die Parlamente mit immer jüngeren Vertreterinnen und Vertretern besetzt werden, haben auch die vorzeitigen Rücktritte zugenommen. In jungen Jahren mag man sich offenbar noch nicht so binden.
Das Vakuum überrasche sie nicht sehr, sagt die Co-Präsidentin der Grünen, Erika Eichenberger. Es sei nun mal schwierig, potenziell Nachrückende «warmzuhalten», wenn diese nicht wüssten, ob sie tatsächlich zum Zug kommen.
Es ist schwierig, Nachrückende vier Jahre lang warm zu halten.
Eigentlich wäre im Fall Balint Csontos alles kein Problem. Auf seiner Wahlliste hat es fünf weitere Kandidatinnen und Kandidaten, die allesamt hätten nachrücken können. Das Problem: Niemand will oder kann.
Ein Musiklehrer richtet's für die Grünen
Im Kanton mag sich niemand daran erinnern, dass es so was schon mal gegeben hat. Aber das Gesetz hat auch für diesen seltenen Fall vorgesorgt: Will keiner der Nachrückenden den Sitz übernehmen, kann irgendwer aus dem Kanton Platz im Parlament nehmen – egal ober er oder sie bei den Wahlen angetreten ist. Es braucht lediglich zehn Listenunterzeichner vom letzten Urnengang, schon sitzt man im Landrat.
Im Fall von Balint Csontos hat er selber für Abhilfe geschaffen und seinen ehemaligen Musiklehrer Michael Bürgin angefragt, ob nicht er einspringen könne - was der offenbar gerne tat.
Mein Engagement ist privates Entgegenkommen.
«Es war ein privates Entgegenkommen und in die Bresche springen», erklärt sich Michael Bürgin. Grünes Parteimitglied war Bürgin zwar auch nicht, doch das hat er unterdessen nachgeholt. Und: Er habe schon immer Sympathien für die Grünen gehabt, erklärt er treuherzig. Politische Erfahrung hat er als Gemeinderat in einer kleinen Gemeinde gesammelt.
Nicht nur ein Grünen-Problem
In den Medien wird die Sache eher kritisch beurteilt. «Undemokratisch», mosert etwa ein Blatt, weil Michael Bürgin ohne Volkswahl einfach so in den Landrat rutscht.
Allzu grosse Schadenfreude sollte freilich auch bei den anderen Parteien über die Grünen-Pleite nicht aufkommen. Die Baselbieter Freisinnigen schafften es vor einigen Jahren auch kaum, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für eine Landrätin zu finden, die bei den nationalen Wahlen in den Nationalrat gehievt wurde. Erst im letzten Moment gab es Ersatz.