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Baselbieter Kantonalbank Knall bei der BLKB: CEO und Bankratspräsident treten ab

Die Rücktritte stehen im Zusammenhang mit der viel kritisierten Tochtergesellschaft Radicant, bei der ein Wertberichtigungsbedarf von 100 Millionen Franken besteht.

  • Bankenbeben im Baselbiet: Die Basellandschaftliche Kantonalbank BLKB nimmt bei der Tochter Radicant einen gewaltigen Abschreiber vor.
  • Gleichzeitig kündigen der BLKB-CEO, der Bankratspräsident sowie der Verwaltungsratspräsident von Radicant ihre Rücktritte an.

Die BLKB steht vor einem personellen und strategischen Umbruch. Wegen Probleme bei ihrer Digitalbank-Tochter Radicant nimmt die Bank eine Wertberichtigung in der Höhe von 105.5 Millionen Franken vor. Das teilte die BLKB am Donnerstagmorgen mit. Die Abschreibung betrifft die Beteiligung an der Radicant Holding AG.

Unsere Erwartungen sind nicht erfüllt worden.
Autor: Thomas Schneider Bankratspräsident BLKB

Als Gründe nennt die BLKB unter anderem tiefer als erwartete Kundenzahlen, geringere Erträge, eine zu hohe Kostenbasis sowie Verzögerungen bei der Integration des Treuhandgeschäfts. «Unsere Erwartungen sind nicht erfüllt worden», sagte Bankratspräsident Thomas Schneider.

Führungswechsel an der Spitze

Gleich drei Spitzenvertreter der BLKB-Gruppe kündigten am Donnerstag ihren Rücktritt an. CEO John Häfelfinger verlässt die Bank per Ende März 2026, Bankratspräsident Thomas Schneider tritt Mitte 2026 zurück. Auch Marco Primavesi, Verwaltungsratspräsident der Tochtergesellschaft Radicant, gibt sein Amt voraussichtlich Ende 2025 ab. Häfelfinger hatte die Leitung der Bank 2017 übernommen.

Mann mit Brille im Anzug
Legende: John Häfelfinger (Bild) tritt als CEO der BLKB zurück. Auch Bankratspräsident Thomas Schneider gibt seinen Rücktritt bekannt. SRF

«Selbstverständlich hat das mit der Wertberichtigung zu tun», sagte Schneider. «Ich übernehme Verantwortung – auch für das spätere Erreichen der Gewinnschwelle im Jahr 2029.» Der Prozess zur Neubesetzung soll noch im Sommer 2025 gestartet werden.

Mit dem Abschreiber hat die BLKB insgesamt rund 140 Millionen Franken in Radicant investiert – ohne dass sich die erhofften Synergien und Erträge bislang eingestellt hätten.

Fusion mit Start-up gescheitert

Die BLKB hatte grosse Pläne: Mit der Gründung der Digitalbank Radicant wollte sie neue, digital affine Kundinnen und Kunden gewinnen – mit nachhaltigen Anlageprodukten und schlanken Prozessen. Dafür fusionierte Radicant mit dem Start-up Numarics, das im Treuhandbereich tätig ist. Die Idee: gegenseitige Kundenzuführung und technologische Effizienz.

BLKB-Filiale im Kanton Baselland
Legende: Mit dem Abschreiber hat die BLKB rund 140 Millionen Franken in Radicant investiert – bislang ohne die erhofften Synergien und Erträge. Keystone/Georgios Kefalas

Doch genau diese Fusion erwies sich als Stolperstein. Auf die Frage, warum man nicht früher erkannt habe, dass die Synergien ausbleiben würden, antwortete Schneider: «Wir konnten nicht alle Kunden im Einzelnen analysieren. Das hat sich erst im Rahmen der Zusammenführung gezeigt.»

Ob Radicant überhaupt profitabel wird, ist fraglich. Radicant hinkt der Konkurrenz hinterher.
Autor: Sven Zaugg SRF-Wirtschaftsredaktor

Für SRF-Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg ist das unverständlich: «Das ist für eine digitale Bank doch sehr komisch. Offenbar hat das Management der BLKB die Numarics nicht richtig angeschaut. Die Folgen: geringe Erträge, hohe Kosten – insgesamt hat die BLKB mit dem Abschreiber rund 140 Millionen Franken in den Sand gesetzt.»

Strategie bleibt – Zweifel auch

Trotz der Rückschläge hält die BLKB an Radicant fest. Die Gewinnschwelle, ursprünglich für 2027/28 geplant, wird nun frühestens 2029 erwartet. Die Bank kündigt ein Sparprogramm, eine Neuausrichtung und eine Überprüfung der Governance an. Doch die Zweifel bleiben. SRF-Wirtschaftsredaktor Zaugg: «Ob Radicant überhaupt profitabel wird, ist fraglich. Die Kundenbasis ist tief, im digitalen Bereich hinkt Radicant der Konkurrenz wie Neon oder Revolut hinterher. Und auch im Nachhaltigkeitssegment ist der Markt gesättigt.»

Trotz des Debakels betont die BLKB, dass sie den Abschreiber aus eigenen Mitteln stemmen könne. Für das Geschäftsjahr 2025 rechnet sie mit einem Ergebnis auf Vorjahresniveau.

Regionaljournal Basel, 3.7.2025, 8:31 Uhr ; 

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