Das Basler Parlament hat einen neuen Präsidenten: Bülent Pekerman. Der Grosse Rat hat ihn am Mittwoch mit 87 von 99 Stimmen gewählt. Damit bekleidet erstmals ein Grünliberaler dieses Amt. Als Statthalter wurde Claudio Miozzari (SP) mit 90 von 98 Stimmen gewählt.
Erst als Teenager in die Schweiz gekommen
Er trägt einen grauen Blazer, das Haar kurz, hält den Autoschlüssel in der rechten Hand. Seit genau zwanzig Jahren ist Bülent Pekerman in Basel Fahrlehrer, fährt ein Elektroauto. Das sei als GLP-Politiker beinahe Pflicht, sagt er lachend und steigt in den Wagen.
Die Fahrt mit ihm geht ins Kleinbasel, an die Feldbergstrasse. Dorthin, wo Pekerman als Junge gelebt hat, oberhalb eines Dönergeschäfts.
15-jährig kam Pekerman aus Mittelanatolien nach Basel. Die 90er-Jahre in der Stadt seien eine schwierige Zeit für ihn gewesen: «Es war wirklich hart. Ich konnte kein Wort Deutsch und hatte gar keine Freunde.» Es habe viel Zeit gebraucht, anzukommen und sich ein Umfeld aufzubauen.
Es war wirklich hart. Ich konnte kein Wort Deutsch und hatte gar keine Freunde.
Pekerman politisiert seit vielen Jahren in Basel für die GLP. Die jüngste Partei im Basler Parlament als Grossratspräsident vertreten zu dürfen, mache ihn stolz: «Das zeigt, dass die GLP nun definitiv in Basel angekommen ist.» Es sei eine grosse Ehre für ihn, die kurdische Gemeinschaft in Basel zu repräsentieren: «Meine Familie, meine Freunde, sie alle sind sehr stolz auf mich.»
Schon früh, am Küchentisch der Familie Pekerman, wurde politisiert. Als Kurde unpolitisch zu sein, sei beinahe unmöglich, ist Pekerman überzeugt. Sein Verhältnis zur Türkei sei ambivalent. Lange Jahre war er nicht mehr dort, macht in der Öffentlichkeit keinen Hehl daraus, dass er von der Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wenig hält. Trotzdem würde er seinen beiden Kindern die alte Heimat gerne einmal zeigen.
Mittlerweile fährt Pekerman in seinem Elektroauto durch sein Quartier. An jeder Ecke im Hirzbrunnen-Viertel winkt ihm jemand zu: Man kennt ihn. Pekerman engagiert sich im Quartierverein und beim Basler Stadtteilsekretariat. Im Basler Parlament bestreitet er seine zweite Amtszeit, die nun mit dem Grossratspräsidium gekrönt wird.
Ich möchte Brücken für Leute bauen, die sich sonst nicht mit der hiesigen Politik beschäftigen.
Nach der Diplommittelschule arbeitete Pekerman zunächst als Taxifahrer und wollte sich eigentlich nebenbei für das Lehrerseminar in Liestal vorbereiten. Der Traum vom Primarlehrer blieb jedoch auf der Strecke, Pekerman machte sich selbstständig und wurde Fahrlehrer. Um das Amt des höchsten Baslers ausüben zu können, bilde er im Moment eine Praktikantin aus. Sie soll ihn bald unterstützen können.
Pekerman hat grosse Pläne: «Ich möchte Brücken für Leute bauen, die sich sonst nicht mit der hiesigen Politik beschäftigen. Ich will Hemmschwellen abbauen.» Mittlerweile hat Pekerman die Matura nachgeholt und will sein Jurastudium an einer Fernuniversität endlich abschliessen.