Ob in Zürich, der Hochburg der Wohnbaugenossenschaften in der Schweiz, oder im Raum Solothurn/Bern – überall ist der Anteil der ausländischen Mitbewohner in den Wohnbaugenossenschaften etwa gleich hoch wie in der jeweiligen Gesamtbevölkerung. Das sei gewollt, heisst es bei den jeweiligen Regionalverbänden der Wohnbaugenossenschaften. Ziel sei, dass sich die Zusammensetzung der Bevölkerung auch bei den Bewohnerinnen und Bewohnern in den Wohnbaugenossenschaften widerspiegle.
Die grosse Ausnahme: Die Wohnbaugenossenschaften im Kanton Basel-Stadt. Obwohl im Stadtkanton der Ausländeranteil bei 37 Prozent liegt – nur Genf beherbergt mit 40 Prozent noch mehr Ausländerinnen und Ausländer – leben in den baselstädtischen Genossenschaften lediglich 21 Prozent Fremde. Das hat eine statistische Auswertung aufgrund eines parlamentarischen Vorstosses gezeigt.
Ich bin erschrocken, als ich diese Zahlen sah.
Er sei erschrocken, als er diese Zahlen gesehen habe, sagt Ivo Balmer, Vorstandsmitglied beim Regionalverband der Wohnbaugenossenschaften Nordwestschweiz. «Sie widersprechen unserem Selbstverständnis, wonach wir die Gesamtbevölkerung in unseren Liegenschaften repräsentieren möchten.»
Kleine Wohnbaugenossenschaften
Balmer vermutet, der Grund für das Missverhältnis liege in Basel in den tendenziell kleinen Wohnbaugenossenschaften. Zwei Drittel der Genossenschaften verwalteten 50 oder weniger Wohnungen, ganz im Gegensatz zu Zürich, wo die Wohnbaugenossenschaften ungleich grösser seien. Diese kleinteilige Struktur führe in Basel dazu, dass die Fluktuation in den einzelnen Genossenschaften gering sei – und dass manche Wohnung gar nicht ausgeschrieben, sondern unter der Hand vergeben werde.
Für Ausländerinnen und Ausländer ohne Beziehungen in die Genossenschaft wird es so natürlich schwierig, eine Wohnung zu ergattern. Zudem, so Ivo Balmer, seien sich gewisse Genossenschaften ihrer sozialen Verantwortung gar nicht bewusst.
Die Lösung des Problems wäre laut Balmer, wenn die kleinen Genossenschaften ihre Verwaltungen zusammenlegen würden. «Da könnte man die Vermietprozesse professionalisieren und diskriminierungsfreier organisieren.»
Wichtiges Vitamin B
Ob es allerdings so weit kommt, steht auf einem andern Blatt Papier. Denn den Wohnbaugenossenschaften eilt schon lange der Ruf voraus, Wohnungsinteressenten mit «Vitamin B» zu bevorteilen, also jene, die jemanden kennen, der oder die schon in einer Genossenschaftswohnung lebt. Passiert ist bis jetzt wenig.