Nach sechs vergeblichen Anläufen hat es nun beim siebten Investor geklappt: Das seit 2005 geschlossene Grand Hotel Locarno in der Gemeinde Muralto soll renoviert werden. Die Immobiliengruppe Artisa, die durch Stefano Artioli und seinen Sohn Alain Artioli kontrolliert wird, will das 1876 eröffnete Hotel denkmalgerecht sanieren. Damit könnte das Grand Hotel Zeugnis des touristischen Aufschwungs in Locarno, aber auch der Anfänge des Filmfestivals bleiben.
Tessin wird zum begehrten Reiseziel
Das Grand Hotel hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Es wird 1874 fast gleichzeitig mit dem Bau des Gotthard-Eisenbahntunnels und der Eröffnung des Bahnhofs Locarno fertiggestellt.
Bau des Gotthardtunnels und des Bahnhofs Locarno
Mit der Eisenbahnverbindung werden Locarno und das Tessin zum begehrten Reiseziel. Gerade in den Wintermonaten reisen viele Deutschschweizer in den Südkanton. Das nach den Plänen des Architekten Francesco Galli erbaute Hotel galt damals als Inbegriff des touristischen Aufstiegs.
Friedenskonferenz und Glamour
1925 findet im Grand Hotel eine internationale Friedenskonferenz statt. Vertreter der Sieger- und Verlierermächte des Ersten Weltkrieges logieren im Grand Hotel und unterzeichnen im Gerichtssaal der Stadt die Verträge von Locarno. Das damals luxuriöse Ambiente und der grosszügige Park vor dem Grand Hotel werden Treffpunkt der Filmschaffenden, als 1946 hier das internationale Filmfestival von Locarno gegründet wird.
Blick zurück aufs Film Festival Locarno
Das Filmfestival findet bis 1970 unter freiem Himmel im Hotelpark statt, bevor es 1971 auf die Piazza Grande umzieht. Aber auch danach bleibt das Hotel Treffpunkt für Regisseure, Filmfans und Schauspieler. Immer wieder erscheinen auch weltbekannte Filmstars wie 1960 Marlene Dietrich. Da es ihr vertraglich nicht erlaubt war, etwas zu sagen, blieb es ein stummer Auftritt.
Gut erhaltene ursprüngliche Substanz
Vom einstigen Glanz des damaligen Prunkbaus ist bei der Schliessung 2005 nicht mehr viel übrig. Zuletzt sei es wohl das einzige Zwei-Sterne-Grand-Hotel der Schweiz gewesen, scherzt Marco Solari, Präsident des Locarno Film Festivals. «Das Aus war ein schwerer Schlag für das Filmfestival», denn dieses sei mit dem Grand Hotel gewachsen und Dreh- und Angelpunkt dessen gewesen, sagt Solari.
Dass die letzten Besitzer sich nicht zur dringend nötigen Renovation durchringen konnten, sei ein Glücksfall für das Hotel gewesen, sagt der Investor Stefano Artioli. Es sei wohl eines der wenigen Grand Hotels der Schweiz, das in seinem Ursprung erhalten geblieben ist.
So hängt noch immer über mehrere Stockwerke der riesige Murano-Glas-Kronleuchter, der es ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft hat. Auch Türrahmen, Stuckaturen sowie Malereien unter dem nachträglich aufgetragenen Verputz seien ursprünglich. Diese Originalität will Artioli erhalten und fachgerecht restaurieren. Der Tessiner Natur- und Heimatschutzverein hat Rekurs gegen die Baupläne eingereicht. So wollen sie den neuen Besitzer bei der Restaurierung der denkmalgeschützten Substanz in die Pflicht nehmen.
Fünf-Sterne-Hotel mit Spa und drei Restaurants
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Die Investoren, wollen aus dem Grand Hotel ein 5-Sterne-Hotel mit Spa und drei Restaurants machen, das während elf Monaten im Jahr geöffnet sein soll. Geplant sind 110 bis 120 Zimmer.
Für die Restaurierung und Erneuerung des Hotels sind Investitionen in Höhe von 70 Millionen Franken geplant, mit inbegriffen der Kaufpreis von 23 Millionen.
Investor Artioli rechnet damit, dass das Hotel nach sieben Jahren profitabel betrieben wird. Die Arbeiten sollen diesen Herbst beginnen – sofern die zwei hängigen Einsprachen zurückgezogen werden. Die Eröffnung ist auf Anfang 2025 geplant.
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