Irgendwann waren es einfach zu viele. «Wir haben einmal innert vier Stunden über 500 Personen gezählt», sagt Peter Wyss, Ranger am Hallwilersee. Es waren Personen, die ihre Stand-up-Paddles oder Gummiboote am Aabach einwasserten.
«Teilweise wurde hier beim Parkplatz Schlange gestanden, um die Sportgeräte aufzublasen», sagt Wyss weiter. «Es war wie auf der Post. Es fehlte nur noch, dass man eine Nummer ziehen musste.» Er kommt zum Schluss: «Wir haben die Grenze weit überschritten».
Deshalb zog der Kanton Aargau nun die Notbremse. Nach Hinweisen der Ranger, Naturschutzorganisationen und der Anstössergemeinden verhängte der Kanton ein ganzjähriges Fahrverbot auf dem Aabach. Dies gilt auf dem Abschnitt zwischen Hallwilersee und dem Schloss Hallwyl.
Es ist dies ein rund ein Kilometer langer Abschnitt des Aabachs, der auch schon als «Aargauer Amazonas» bezeichnet wurde. Der Bach fliesst nur sehr langsam, er ist breit und schlängelt sich durch die Landschaft. Eine malerische Atmosphäre. Stand-up-Paddling war hier möglich inmitten von Enten, Schwänen und Fischen.
Der Aabach ist aber auch Heimat und Brutstätte verschiedenster Vögel, auch der Biber ist hier zu Hause. Und das Gebiet ist Naturschutzgebiet, eines, das je länger, je mehr bedroht war. «Es hatte Abfall am Ufer, Leute gingen wild pinkeln, Teichrosen wurden ausgerissen für den eigenen Teich», zählt Ranger Peter Wyss Dinge auf, die er beobachten konnte.
Natur braucht Schutz
Die ganzjährige Sperre für Stand-up-Paddles, Kajaks und Gummiboote kommt nur drei Jahre nachdem erstmals ein Fahrverbot eingeführt wurde. Dieses war aber nur temporär während der Brutzeit der Vögel von Anfang April bis Ende Juni. «Die Tierarten kennen unseren menschlichen Kalender nicht», sagt Matthias Betsche, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau. «Sie sind auch nach dem 30. Juni darauf angewiesen, dass sie dort leben können.»
Das ganzjährige Fahrverbot gilt seit Anfang Juli. Bislang hielten sich die Leute daran, sagt Ranger Peter Wyss. Dies bestätigt auch die Kantonspolizei Aargau. Sie ist zuständig für die Durchsetzung des Verbots. «In den Sommerferien macht die Gewässerpolizei vermehrt Patrouillen im Gebiet des Aabachs.»
Hält sich jemand nicht ans Fahrverbot, droht eine Busse von 100 Franken. «Wichtig ist, zu vermitteln, warum es dieses Verbot gibt. Leute halten sich nach unserer Erfahrung an Verbote, wenn sie verstehen, warum es sie gibt», sagt Corina Winkler.
Der Aabach sollte damit künftig von Horden von Stand-up-Paddlerinnen und -Paddlern verschont bleiben. Der Hallwilersee bleibt aber ein beliebtes Ausflugsziel, sodass sich das Problem einfach an andere Orte verlagern wird, befürchtet Ranger Peter Wyss. «Bei einer anderen wilden Einwasserstelle in Beinwil gibt es mittlerweile bereits eine Schneise durch das Schilf am Ufer.» An dieser Stelle gilt eigentlich eine Uferschutzzone.