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«Benissimo»-Revival Warum wir mit Glücksspiel (wahrscheinlich) nicht reich werden

Wie hoch ist die Chance, bei Lotto, Losen oder «Benissimo» tatsächlich reich zu werden? Spoiler: nicht sehr hoch.

Diesen Samstag sucht Beni Thurnheer in der «Benissimo»-Neuauflage wieder glückliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die «Benissimo»-Million gibt es zwar nicht mehr zu gewinnen, dafür aber viele Sachpreise, 100'000 Franken – und ganz viel Nostalgie-Wärme.

Aber wie hoch sind eigentlich die Chancen, bei einer Gewinnspiel-Sendung wie «Benissimo», einer Lotto-Ziehung oder einem Los den Jackpot zu knacken?

Wie gut stehen die Chancen, bei «Benissimo» mitzumachen?

Da für diese einmalige «Benissimo»-Ausgabe im Gegensatz zu früher im Vorfeld keine Lose verkauft werden, kann das Publikum während der Sendung sein Glück per Anruf oder im Internet versuchen. Wie gross ist die Chance, dabei live in die Sendung zu kommen?

Es gibt keinen Erfahrungswert, da dies eine einmalige Sendung ist. Wir haben uns darauf eingerichtet, eine grosse Menge an Teilnahmen abzufangen. Denn anders als bei Lotto beispielsweise, wo über mehrere Tage Tipps abgegeben werden können, fokussiert sich hier alles auf wenige Minuten.
Autor: Markus Ragginger Leiter Call Media SRF

Die Wahrscheinlichkeit für einen «Benissimo»-Gewinn ist also schwierig zu errechnen. Sie dürfte aber bestimmt höher sein als der Gewinn eines Lotto-Jackpots (sechs Richtige plus die Glückszahl). Die Chance, diesen zu knacken, ist absurd gering, wie die folgenden Beispiele zeigen:

Diese Dinge sind wahrscheinlicher als ein Lotto-Hauptjackpot

Allein diese Beispiele zeigen: Lotto lohnt sich nicht. Ausserdem fliessen gerade einmal 54.5 Prozent der Einsätze als Gewinn an die Teilnehmer zurück, womit der zu erwartende Gewinn weit unter dem Einsatz liegt . Die grosse Mehrheit der restlichen 45.5 Prozent fliesst in kantonale Fonds.

Aber wie steht es bei beliebten Rubbellosen am Kiosk oder Online-Losen? Stehen da die Chancen nicht besser?

«Win For Life» ist das beliebteste Los

Das beliebteste Los in den Swisslos-Regionen (Deutschschweiz, Tessin und Liechtenstein) ist «Win For Life» , auf den Rängen zwei und drei der beliebtesten Lose stehen Podium und Fortuna . Beim Los «Win For Life» können die Spieler über die Zeitdauer von 20 Jahren einen monatlichen Betrag von 4000 Franken gewinnen. Mit einem Einsatz von fünf Franken beim kleinen Los reizt dieser Gewinn.

Nur: Die Chancen, diesen Hauptpreis tatsächlich zu gewinnen, stehen ziemlich schlecht . Pro Auflage von 1.5 Millionen Losen gibt es nämlich nur einen Hauptgewinn. Damit liegt die Wahrscheinlichkeit bei exakt eins zu 1.5 Millionen. Mit einer Auszahlungsquote von 56 Prozent zählt es zwar nicht zu den schwierigsten Losen, trotzdem geht hier nur etwas mehr als die Hälfte des Geldes zurück an die Gewinnerinnen und Gewinner.

Fortuna: Das einstige «Benissimo-Los»

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Bis 2012 war Fortuna noch das «Benissimo»-Los. Durch dieses Los wurden jeweils die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der «Benissimo»-Live-Sendung gezogen, welche dann eine der Gewinnerkugeln wählen durften. Nach dem «Benissimo»-Aus übernahm die SRF-Sendung «Happy Day» das Los für seine Millionen-Ziehung. 2022 zog sich Swisslos aus der Sendung zurück. Zukünftig sollen die Spielerinnen und Spieler direkt wissen, ob sie eine Million gewonnen haben oder nicht, was dem heutigen Konsumverhalten der Spielerinnen mehr entspreche, so Swisslos.

Legende: 2012 wurden in der letzten «Benissimo»-Sendung die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch durch Lose gezogen. In der Neuauflage von 2022 geht dies nur noch per Telefon und Internet während der Live-Sendung. Keystone / Samuel Trümpy

Keine höhere Chance beim Online-Los

Der oft geäusserte Mythos, bei Online-Losen könne man einfacher gewinnen, ist falsch. Auch hier gelten die gleichen Regeln wie bei herkömmlichen Rubbelkarten, und die Wahrscheinlichkeit hängt wie in der Lotterie von mehreren Faktoren ab.

Zum einen sind die Auszahlungsquoten entscheidend, zum anderen die Jackpot-Quote. Rubbelkarten mit einer hohen Auszahlungsquote sind in der Regel teurer, bieten aber auch bessere Gewinnchancen. Die Jackpot-Quote gibt an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, den Hauptgewinn zu ergattern, ähnlich wie bei Spielautomaten.

Konkret heisst das: Wenn jemand ein hochpreisiges Los für 20 Franken kauft, erhält er durchschnittlich mehr zurück, als wenn er 20 kleine Lose zu einem Franken spielt.

Warum wir der Wahrscheinlichkeit trotzen

Obwohl uns jede Wahrscheinlichkeitsrechnung davon abraten sollte, versuchen viele Spielwillige doch immer wieder ihr Glück. Denn die Chance, dass man doch die eine glückliche Person ist, die existiert ja. 2021 wurden beispielsweise 32 Personen durch Lotto-Spiele zu Millionären . Auch wenn nur wenige den ganz grossen Jackpot knackten.

Hinzu kommt laut «Sucht Schweiz»-Experte Markus Meury oft eine verzerrte Wahrnehmung von Wahrscheinlichkeit . Werbungen mit glücklichen Gewinnerinnen und die Tatsache, dass «irgendjemand ja gewinnen muss», verzerrten die Realität.

Oft ist auch Aberglaube oder der Glaube an höhere Mächte damit verbunden, womit die Wahrscheinlichkeitsrechnung ausgeschaltet wird: Eine bestimmte Handlung, bestimmte Zahlen oder eine höhere Macht sorgen jetzt für den Gewinn.
Autor: Markus Meury «Sucht Schweiz»

Viele Menschen können Wahrscheinlichkeiten nicht korrekt einschätzen oder denken sich: «Warum denn eigentlich nicht ich?» Genau diesen Gedanken teilen sich wohl ganz viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wenn sie in der «Benissimo»-Neuauflage diesen Samstag versuchen, eine der farbigen Kugeln und den Hauptpreis von 100'000 Franken zu ergattern. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Die fünf grössten Jackpot-Gewinne im Zahlen-Lotto seit 1970

23. August 2014 48'598'075.75 Kanton Bern
02. Mai 2020 45'027'789.05 Ostschweiz
30. März 2022 43'093'100.55 Kanton Zürich
30. Januar 2021 37'691'898.00 Swisslos-Gebiet
20. Mai 2017 37'025'973.45 Kanton Solothurn
10. März 2010 35'788'873.30 Ostschweiz

Den «Lotto-Sechser» gibt es nicht mehr

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Von 1970 bis April 2009 genügten sechs Richtige zur Erreichung des ersten Gewinnranges. Ab 19.04.2009 kam zusätzlich die Plus-Zahl (PZ) 1-3 hinzu, welche ab 10.01.2013 durch die Glückszahl (GZ) 1-6 ersetzt wurde. Der «Lotto-Siebner» wäre heute also korrekter.

«Benissimo», 15.10.2022, 20:10 Uhr

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