Zum Inhalt springen

Bericht zur Medienqualität Online-Medien werden immer besser

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Online-Angebote der Schweizer Medien sind besser geworden.
  • Dies attestieren Wissenschaftler, die jedes Jahr die Qualität der Medien untersuchen.
  • Auch wenn viele Leser den traditionellen Verlagshäusern treu sind: Der sogenannt entbündelte Medienkonsum nimmt zu.

Die Schweizer Medienhäuser haben in den letzten Jahren gelernt, mit dem Medium Internet umzugehen. Einer der wichtigsten Punkte sei, dass die Verleger heute eher bereit seien, ihre «Perlen» rasch und zuerst online zu publizieren, sagt Professor Mark Eisenegger von der Universität Zürich. Mit «Perlen» meint er qualitativ hochstehende Beiträge.

Treue Schweizer Online-Leser

Dies sehe man nicht nur bei Tamedia, Ringier und der SRG, den drei reichweitenstärksten Schweizer Medienhäusern im Netz, sondern bei fast allen. Oft sei die Qualität mittlerweile ähnlich hoch wie in den Zeitungen und im Radio oder Fernsehen selbst. Erfreulicherweise, meint Eisenegger, bemühten sich sogar die Boulevard- und Pendlermedien um qualitativ bessere Angebote im Netz.

Der Erfolg gibt den Verlagen recht: Mit den eigenen Webseiten wie zum Beispiel nzz.ch, blick.ch oder 20min.ch sowie den spezifischen Apps finden sie durchaus ihr Publikum. Denn im Gegensatz zum Ausland seien die Schweizerinnen und Schweizer ihren angestammten Medienmarken ausserordentlich treu, so der Medienprofessor.

Blick auf ein Tablet, das eine Person in der Hand hält, aufgerufen ist die Webstie von 20min.ch.
Legende: Wie Schweizer Qualitätsmedien sind online auch Gratisblätter besser geworden, stellt die Studie fest. Keystone

Soziale Medien werden tendeziell wichtiger

Gegen zwei Drittel der Leser holen sich ihre Nachrichten im Netz immer noch direkt von den entsprechenden Webseiten oder Apps. Weniger genutzt wird der Zugang zu News per Suchmaschinen oder soziale Medien.

«Allerdings beobachten wir schon bei 40 Prozent der User einen sogenannt entbündelten Medienkonsum», sagt Eisenegger. Dabei wird nicht direkt auf einen Anbieter zugegriffen, sondern der User kommt via Empfehlung beispielsweise eines Facebook-Freundes auf den Beitrag.

Seichter Stoff auf Facebook & Co.

Was die Schweizer Medienhäuser selber zum Beispiel auf Facebook anbieten, erhält von den Wissenschaftlern meist weniger gute Noten. Auf sozialen Medien, auch «Emotionsmedien» genannt, würden vor allem jene Geschichten gut laufen, die moralisch oder emotional aufgeladen seien. «Je mehr Medien diese Plattform bedienen, desto stärker beugen sie sich dort dieser Kommunikationslogik», stellt Eisenegger fest.

Das bedeutet, dass in den sozialen Medien auch Qualitätsmedien oft zu seichteren Themen greifen. Sie hoffen so, geliked und geteilt zu werden. Dass die sozialen Medien allerdings auch anders bespielt werden können, zeige die NZZ: Dieses Medienhaus verbreite als einziges auf Facebook und Co. konsequent dieselben hochstehenden Inhalte wie in den anderen Kanälen, so Eisenegger.

Appell für Qualität auch bei Faceoobk

Gerade auch in den sozialen Medien sei es wichtig, dass die Medienhäuser bei der Qualität keine Abstriche machten. Es gelte sich abzuheben von der geschönten Kommunikation der Unternehmen und dubiosen Angeboten, die professionell aufgemacht in immer grösserer Zahl im Netz auftauchten, ist der Medienprofessor überzeugt.

Wem kann man was glauben?

Im Aufwind sind Websiten und Internet-Informationsangebote, die zum Teil gezielt Gerüchte, Behauptungen und nicht unterlegte Informationen streuen. Dazu gehören etwa uncut-news.ch oder legitim.ch. Sie wollen ihren Usern eine Art eigene Wahrheit verkaufen. Ihre Bedeutung ist im Vergleich mit ähnlichen Webseiten in den USA noch vergleichsweise klein. Allerdings vergrössern sie ihre Anhängerschaft stetig. Dies geschieht vor allem durch die Streuung ihrer Artikel in den Sozialen Medien durch ihre Fans.
Ebenfalls nicht ganz unproblematisch sind Auftritte von Unternehmen, Organisationen oder Behörden in den Sozialen Medien – auch wenn sie nicht versuchen, die Bevölkerung zu belügen. So sorgen etwa Nichtregierungsorganisationen (NGO) immer wieder für das Aufdecken von Missständen. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass Firmen, NGO oder Behörden immer nur ihre eigene Sicht der Dinge darstellen, und nicht wirklich ausgewogen berichten, wie das Qualitätsmedien tun. Auch greifen sie nur Themen auf, die in ihre Kommunikationsstrategie passen.

Meistgelesene Artikel