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Berichterstattung zu Corona SRF-Chefredaktor nimmt Stellung zu Fakenews-Vorwürfen

Ist die Coronakrise nichts als Propaganda? SRF sieht sich bezüglich seiner Berichterstattung mit vielen kritischen Stimmen konfrontiert. Tristan Brenn, Chefredaktor TV, antwortet auf die Vorwürfe.

Die Coronakrise sei in Tat und Wahrheit nichts anderes als eine Corona-Lüge. SRF schüre bewusst Panik, um Quoten zu machen. Oder für Propaganda im Dienst des Bundesrates. Solche Stimmen zu unserer Berichterstattung werden immer zahlreicher, vor allem in den sozialen Netzwerken. Und sie verunsichern auch Leute, die normalerweise nicht empfänglich sind für diese Art von Diffamierungen und Verschwörungstheorien. Höchste Zeit also, ein paar Punkte richtigzustellen.

Vorwurf 1: Panikmache

Corona sei vergleichbar mit einer normalen Grippe, alles sei halb so schlimm, aber SRF verbreite Angst für die Quote. Eine absurde Behauptung, die nur schon widerlegt wird von der hohen Sterblichkeit und der Anzahl Infizierten in sehr kurzer Zeit. Was Ärztinnen und Pfleger in den besonders betroffenen Ländern auf den Intensivstationen erleben, ist hart – und beispiellos. Die Bilder, die auch wir gezeigt haben, sind nicht erfunden, sie sind Realität.

Es stimmt: In der Schweiz hat es bisher weniger Leute auf Intensivstationen gegeben als befürchtet. Das heisst aber nichts anderes, als dass der Lockdown, den der Bundesrat per Notrecht eingeführt hat, gewirkt hat. Und es heisst nicht, dass SRF im Vorfeld auf Panik gemacht hat.

Vorwurf 2: Hofberichterstattung

Ein weiterer Vorwurf lautet: SRF stecke mit den Behörden unter einer Decke und mache Propaganda für den Bundesrat. Die Coronakrise sei eine Verschwörung von Staat und den Medien mit dem Ziel, die Freiheitsrechte der Bürger zu beschneiden oder gar zu eliminieren. Auch dieser Vorwurf trifft selbstverständlich nicht zu.

Es stimmt: Die Einschränkungen der letzten Wochen waren schwere Eingriffe in unsere individuellen Freiheiten. Unsere Gesellschaft wird auf eine harte Probe gestellt. Und darum stellen wir auch kritische Fragen, auch an den Bundesrat, und laden durchaus auch Kritiker in unsere Sendungen ein. Kein Bundesrat sagt uns, wie wir zu berichten haben. Wir berichten unabhängig, das garantiert uns die Verfassung. Und diese Verfassung gilt, weil die Schweiz keine Bananenrepublik ist und schon gar keine Diktatur.

Vorwurf 3: Selektive Fakten und Experten, die lügen

Ein Zuschauer hat uns kürzlich in einem Kommentar geschrieben: «Tatsache ist, dass wir Bürger nicht mehr wissen, wer lügt und wer nicht, und dass wir deshalb vieles hinterfragen.» Gemeint waren die Experten, die bei SRF zu Wort kommen. Erstens: Hinterfragen ist immer gut, auch wir Journalisten müssen das tun. Und zweitens: Es stimmt, dass viele Experten in den letzten Wochen ihre Aussagen geändert haben, zum Beispiel in Bezug auf die Maskenpflicht oder Ansteckungsgefahr durch Kinder.

Das heisst aber nicht, dass sie lügen. Das heisst, dass die Forschung ein laufender Prozess ist. Die Wirkungsweise des Coronavirus ist noch nicht in allen Aspekten bekannt. Es kommen immer wieder neue Erkenntnisse dazu. Müssen wir darum alle Meinungen zu Wort kommen lassen? Nein. Abstruse Behauptungen werden auch in Zukunft bei SRF nicht zu hören sein, auch wenn sie von Leuten mit Doktortitel geäussert werden.

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