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Berner Eisbahn Künstliches Glatteis vor dem Bundeshaus – hat das Zukunft?

Die Berner Eisbahnbetreiber haben dieses Jahr erstmals Kunststoff als Untergrund gewählt – aus Energiespargründen.

Die Eisbahn auf dem Bundesplatz gehört seit Jahren fest zum Berner Winter. Auch dieses Jahr drehen Gross und Klein ihre Runden auf dem Eisfeld. Wobei: Um Eis handelt es sich nicht. Es ist Kunststoff – oder, wie die Betreiber lieber sagen, «synthetisches Eis». «Plastik klingt negativ», sagt Betreiber Philippe Gärtner. «Beim synthetischen Eis handelt es sich um eine Technologie, hinter der wir stehen können.»

Hinter dieser Technologie können wir stehen.
Autor: Philippe Gärtner

Die Betreiber haben diesen Herbst entschieden, auf die in den USA schon länger bekannte Technologie zu setzen. Grund: die angespannte Energiesituation. «Wir wollten sicher sein, dass wir die Anlage auch bei einer Strommangellage betreiben können», so Gärtner.

Schlittschuhe
Legende: Das synthetische Eis kann mit normalen Schlittschuhen befahren werden. Thomas Pressmann/SRF

An diesem Wochenende sind die Reaktionen der zahlreichen Besucherinnen und Besucher gemischt – aber durchaus wohlwollend. «Es ist schon anders», sagt eine jüngere Frau aus Bern und verweis auf den höheren Kraftbedarf, der beim Befahren notwendig sei. «Aufgrund der aktuellen Lage macht dieses neue Eis aber sicher Sinn», ergänzt ihre Kollegin. Ein Mann, der mit seiner Tochter ein paar Runden zieht, vermisst aber das «echte» Eisbahngefühl. «Für die Kinder ist es jedoch sicher praktisch, da sie beim Hinfallen nicht nass werden.»

Für die Kinder ist es sicher praktisch, da sie beim Hinfallen nicht nass werden.»
Autor: Besucher der Eisbahn

Gerade Familien würden das Eis sehr schätzen, sagt Betreiber Philippe Gärtner. Er stellt aber fest, dass dieses Jahr weniger Einheimische die Eisbahn benützen. Sie würden eher auf echte Eisfelder in der Stadt ausweichen. Dafür sei die Eisbahn bei Touristinnen und Touristen ein Renner. «Sie schätzen es, dass sie sich nicht umziehen müssen – denn oftmals haben sie nicht viel Zeit.»

Unter dem Strich würden genügend Leute die Eisbahn benützen, um die Eisbahn betreiben zu können. Das Benützen ist gratis, nur das Ausleihen der Schlittschuhe kostet. Zudem gibt es einen Restaurationsbetrieb. Das Eis kann mit normalen Schlittschuhen befahren werden.

Eisfeld vor dem Bundeshaus
Legende: 2007 wurde die Eisbahn erstmals aufgebaut – damals gab es richtiges Eis. Keystone/Peter Schneider

Gemäss den Betreibern ist diese Art Eisbahn nachhaltiger als eine herkömmliche. Belegen können sie es jedoch nicht. Zu bedenken ist zudem, dass auch das synthetische Eis produziert, eingelagert und auf den Bundesplatz transportiert werden muss. Die Eisbahn kann noch bis Mitte Februar benützt werden – danach ist die Wintersaison vorbei.

Künftig wohl wieder richtiges Eis

Synthetisches Material statt echtes Eis: Auf dem Berner Bundesplatz ist das wohl die Zukunft – zumindest vorerst. «Wir werden diese Anlage voraussichtlich auch nächsten Winter wieder aufbauen», sagt Gärtner. Total überzeugt vom synthetischen Eis scheinen die Betreiber jedoch nicht zu sein. Denn: «Nach der nächsten Saison werden wir vermutlich wieder zum normalen Eis zurückkehren.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 4.2.2023, 17:30 Uhr

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