Es gibt viele Passhöhen, aber kaum eine löst so viel Irritation und Schmunzeln aus wie der Oberalppass. Auf 2000 Metern über Meer ragt hier, an der Verbindungsstrasse zwischen den Kantonen Uri und Graubünden, in knalligstem rot ein Turm aus der kargen Alpenlandschaft.
Es ist der Nachbau eines Leuchtturms, der einst in Südholland stand, an der Stelle, an der der Rhein in die Nordsee mündet. Die Pointe: Seinen Ursprung hat der Rhein in der Nähe des Oberalppasses. Hier beginnt seine Reise ans Meer; Quasi von Leuchtturm zu Leuchtturm.
Ich will Emotionen in einen Raum zaubern.
Die Idee und das Konzept des «Leuchtturms in den Bergen» stammt von Kreativkünstler Otto Steiner. Seine Mission: Er entstaubt Museen und richtet Erlebnisrundgänge ein. Immer mit einem Ziel: «Ich will Emotionen in einen Raum zaubern.» Nichts stosse ihn mehr ab, als langweilige Ausstellungen. Den Leuchtturm hat er 2010 gebaut, mit seinem Unternehmen Steiner Sarnen Schweiz (SSS). Im Auftrag von Disentis Sedrun Tourismus hat er damit ein Bauwerk geschaffen, das millionenfach fotografiert und auf Social Media geteilt wurde.
Leuchtturm als Social Media-Star
Länderpavillon und Vogelwarte gestaltet
Doch das war nicht Steiners einziger Coup: Am neuen SBB-Hauptsitz in Bern stellte er eine gigantische Bahnhofsuhr auf. An der Weltausstellung 2012 in Südkorea gestaltete er den Länderpavillon der Schweiz. Und ebenfalls seiner Kreativität entsprungen ist der Rundgang im «Maison Cailler» im freiburgischen Broc und das Konzept für das Besucherzentrum der Vogelwarte Sempach.
Steiner und sein Team verstehen sich in erster Linie «als Geschichtenerzähler, die eine bestehende Attraktion verstärken oder mit neuen Augen erlebbar machen wollen». Und das mit Erfolg: Die Firma hat schon über 400 Projekte verwirklicht und zählt zu den renommiertesten Ausstellungsmachern Europas. Sogar in Asien hat sie sich einen Namen gemacht.
Glasi Hergiswil war der Anfang
Die Ideen entstehen in einem unauffälligen Gebäude am Rande des Obwaldner Hauptorts Sarnen. Den Schriftzug «Steiner Sarnen Schweiz» muss man beim Eingang fast etwas suchen. Aber drinnen ist die Kreativität spürbar: Wände in verschiedenen Farben, speziell geformte Lampen und viele ungewöhnliche Objekte wie zum Beispiel Wegweiser zieren die Räume.
Attraktives Atelier
Museen, der Tourismus und die Industrie sind die wichtigsten Arbeitgeber. Den Anfang machte vor 35 Jahren die Ausstellung der Glasi in Hergiswil. «Millionen haben das gesehen, und niemand weiss, wer dahinter steckt», sagt der heute 67-jährige Steiner.
Früher in Ausstellungen hat Otto uns an die Hand genommen und Geschichten erzählt.
Nun, nach 35 Jahren als Firmenchef, verkauft Otto Steiner sein Unternehmen. Die neue Leitung besteht aus seiner Tochter Selma Wick und Philipp Schroth, einem langjährigen Mitarbeiter. Die Arbeit des Vaters habe sie geprägt, so Selma Wick, die selbst einen Masterabschluss in Kuration und Ausstellungskonzeption hat. «Früher in Ausstellungen hat Otto uns an die Hand genommen und Geschichten zur Ausstellung erzählt. Das Museum zum Leben erweckt.» Wick selbst konnte sich lange nicht vorstellen, die Firma zu übernehmen. In einer Co-Leitung mit Schroth aber schon.
Schroth strahlt grosse Freude aus und meint, die Arbeit gehe garantiert nicht aus: «Seit 30 Jahren kämpfen wir dafür, bessere und spannendere Museen zu machen. Es gibt noch einiges zu tun und das wollen wir mit Begeisterung anpacken.» Und um Rat fragen, dürfen sie Otto Steiner schon noch. Der langjährige Chef arbeitet bei einigen Projekten noch mit – einfach nicht mehr in der Leitung.