Entgegen dem weit verbreiteten Klischee kümmern sich Zimmerleute bei weitem nicht nur um die Dächer eines Hauses. Dies zu erläutern, ist während eines halben Jahres die Aufgabe von Fabian Dubach. Er wurde zum Botschafter seines Berufsstandes gewählt. Sechs Monate lang tourt er durch die Schweiz und arbeitet während einer oder zwei Wochen in einem Betrieb, um dann weiterzuziehen.
Das Vorgehen erinnert an die Walz der Zimmerleute. Während drei Jahren ziehen Gesellen nach ihrer Ausbildung durch die Welt, um danach für die Meisterprüfung zugelassen zu werden. Dabei lernen die Jugendlichen – meist sind es Männer – neue Betriebe und auch das Handwerk vertieft kennen. In der Schweiz gibt es schätzungsweise gerade mal noch ein Dutzend Gesellen, die auf die Walz gehen.
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Bild 1 von 4. Bei weitem kümmern sich Zimmerleute nicht nur um Dachkonstruktionen. In einem alten Schulhaus in Kriens dämmt Fabian Dubach unter anderem auch die Böden mit Granulat und Schaumstoff. Bildquelle: Holzbau Schweiz.
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Bild 2 von 4. Und auf dem Dach kümmern sich die Zimmerleute nicht nur um die Ziegel, sondern zum Beispiel auch um eine Installation von Sonnenkollektoren. Bildquelle: Holzbau Schweiz.
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Bild 3 von 4. Verschiedene Medien interessieren sich für den Botschafter seines Berufsstandes. Da darf auch einmal die traditionelle Kluft mit auf eine Kameraaufnahme, obwohl Dubach ansonsten ohne Tracht auf seiner Tour durch die Schweiz reist. Bildquelle: Holzbau Schweiz.
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Bild 4 von 4. Auf seiner Facebook-Seite dokumentiert Dubach den Alltag auf den Baustellen, wie hier in Andermatt. Speziell an dieser Baustelle seien die 60 bis 70 Zentimeter langen Schrauben, die in die Dachkonstruktion eingebaut werden. Bildquelle: Holzbau Schweiz.
Im Gegensatz zu diesen jungen Erwachsenen enthält Fabian Dubachs Aufgabe eine entscheidende Ausnahme: Er darf mit anderen Menschen kommunizieren, mehr noch: er wurde dazu aufgefordert. Für den Holzverband Schweiz muss er den Berufsstand bewerben und seine Walz digital festhalten.
Zimmermann on Tour
Und er hat seinen Spass dabei: «An einer Berufsmesse erzählte ich einem Mädchen von meinem Beruf und als sie den Stand verliess, war sie überzeugt, die Ausbildung zur Zimmerin in Angriff zu nehmen. Das war schon eindrücklich.»
Nie näher als 50 km von Zuhause
Mit der traditionellen Walz hat Dubachs Tour durch die Schweiz allerdings nicht mehr viel zu tun. Der 22-Jährige hat einen Arbeitsvertrag bei Holzbau Schweiz. Im Gegenzug müssen sich die Gesellen unterwegs von Arbeitgeber zu Arbeitgeber angeln. Meist kommen sie in Herbergen unter, die mit den jeweiligen Gesellenzünften eine Zusammenarbeit eingingen.
Hansueli Diem war selbst während dreieinhalb Jahren auf der Walz. Heute arbeitet er zwar nicht mehr in der Branche, kümmert sich aber noch immer um die wenigen Gesellen, die eine solche Reise auf sich nehmen wollen.
Er relativiert die Unterschiede zwischen Dubachs Tour und einer traditionellen Walz: «Es sind zwei Paar Schuhe. Uns ist die Tradition wichtig, wir möchten diese wahren.» Dazu gehöre auch, dass man sich während der Walz nie mehr als 50 Kilometer seiner Heimat nähert.
Bereits zu sehr im Alltag eingebunden
Vor allem der Verzicht auf ein Mobiltelefon und die lange Abwesenheit von zuhause möge einige Gesellen von der Walz abschrecken, ist sich Diem sicher. Deshalb habe die Zahl der jungen Zimmerleute auf Reise in den vergangenen Jahren auch konstant abgenommen.
Bei Fabian Dubach waren es in erster Linie die Vernetzung in seinem Dorf in der Nähe von Luzern, das Engagement in Vereinen und die Verbundenheit zur Familie, weshalb er sich gegen eine dreijährige Walz entschied. Auf seiner Tour habe aber auch er Gesellen kennengelernt, mit welchen er sich nicht nur digital, sondern ganz gewöhnlich analog austauschen konnte.