Eigentlich hätten die World Skills bereits 2021 in Schanghai stattfinden sollen. Doch wegen Corona verschoben die Chinesen die Berufsweltmeisterschaften zuerst auf Herbst 2022 und sagten dann den Anlass ganz ab. Darum finden die World Skills in diesen Wochen nun in 15 verschiedenen Ländern statt, auch in der Schweiz.
Wie in den Vorjahren sind die Schweizer Berufsleute erfolgreich. In Basel gab es gestern Bronze in der Disziplin Bauschreiner. Letzte Woche resultierte in Montreux ein zweiter Platz bei den Hotel-Rezeptionisten und in Stuttgart gab es Gold in der Disziplin Industrie 4.0 und Bronze bei den Mechatronikern.
Mega-Event kostet 100 Millionen Franken
Die World Skills sind eigentlich ein Mega-Event. Das wurde 2019 im russischen Kasan deutlich. Es gab eine pompöse Eröffnungsfeier mit dem Einlauf der Teilnehmenden sowie Rangverkündigungen, die an Olympische Spiele erinnerten. Die Kosten belaufen sich auf rund 100 Millionen Franken.
Zu teuer, befand der Bund 2018. Damals wollte Basel-Stadt die World Skills für 2021 in die Schweiz holen. Doch weil der Bundesrat sich bei der Finanzierung nicht beteiligen wollte, wurde die Bewerbung nicht eingereicht. Schanghai erhielt den Zuschlag.
Dass ausgerechnet die Schweiz mit ihrer weltweiten Vorreiterrolle bei der Berufsbildung kein Geld in die Hand nehmen wollte für eine World Skills, verärgerte viele in Bundesbern. Ohne grossen Widerstand verabschiedeten darum danach der National- und der Ständerat eine Motion, die den Bund beauftragte, sich für internationale Berufsmeisterschaften in der Schweiz einzusetzen.
Schweiz will Euro Skills 2029 organisieren
Genau das kommt nun auf die Agenda. «Wir wollen die Euro Skills 2029 in die Schweiz holen», sagt André Burri gegenüber SRF. Er ist Geschäftsführer von Swiss Skills, der Berufsorganisation, die sich für den Event bewerben kann. Die Euro Skills finden alle zwei Jahre statt, alternierend zu den World Skills.
Dass Swiss Skills nur die Europa- und nicht die Weltmeisterschaften organisieren will, habe mehrere Gründe. «Die World Skills sind so gross, dass wir die in der Schweiz praktisch nicht durchführen können», sagt André Burri. «Die Euro Skills lassen uns zudem mehr Spielraum. So können wir auch eigene Berufe präsentieren sowie den Anlass mit anderen Elementen attraktiver für Besucher machen.»
Basel, St. Gallen und Westschweiz sind interessiert
Die Kandidatur gefällt auch dem Bund. Rémy Hübschi, stellvertretender Direktor des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), sagt: «Für die Euro Skills erwarten wir Kosten zwischen 20 und 25 Millionen Franken. Der Bund ist bereit, sich mit bis zu 60 Prozent an diesen Kosten zu beteiligen.» Allerdings müsse am Ende das Parlament den Segen geben. «Aber wir haben klar den politischen Willen, dies zu unterstützen», so Rémy Hübschi – auch im Wissen, dass eine Motion dies fordert.
Swiss Skills hat mittlerweile alle Kantone angefragt, ob sie sich für die Euro Skills 2029 bewerben wollen. Ihr Interesse bereits angemeldet haben Basel-Stadt, St. Gallen und die Westschweiz, wie André Burri bestätigt.